deckung geradezu zu einer Fortsetzung dieses soliden Materials auch
über die Traufe hinaus einladet. Den Umstand, dass während der Blüthe-
zeit der griechischen Kunst die Verkleidung der Steingeisa mit Terra-
cotten nicht mehr angewendet wird, sondern ausnahmslos der einfachen
Verputzung des Steines Platz macht, können wir nicht als schlagenden
Beweis, dass eine technische Nothwendigkeit für eine solche lncrustation
beim Steinbau nicht vorlag, erkennen. Der poröse Stein musste geschützt
werden und vor allem an der am meisten ausgesetzten Stelle, ob mit
dem einen oder anderen Mittel ist ganz gleichgiltig, wenn nur beide
der Technik entsprechen; und wenn man später zur Ueberzeugung
kam, dass eine Verputzung an dieser Stelle dieselben Dienste leiste, dann
wird hierzu die Einführung der Steinziegeldeckung an Stelle der Thon-
ziegeldeckung wie die daraus hervorgegangene Bildung auch der Sima
aus Stein d. i. die volle harmonische Bildung des ganzen Baues aus einem
Materiale vielleicht das Meiste beigetragen haben. Die Verfasser sagen nun
weiter: nEine historische Erklärung für dieses Verfahren lässt sich da-
gegen leicht geben, wenn wir annehmen, dass sich der dorische Styl aus
dem Holzbau entwickelt hat . Ist der dorische Bau ursprünglich ein
Holzbau gewesen, so war für diesen eine Verkleidung des Dachgesimses
mit Thonplatten nicht nur rathsam, sondern fast unentbehrlich. Die aus
Holz hergestellten Architrave und die Kopfenden der Deckbalken, die
Triglyphen, konnten außer durch einen Farbenüberzug durch das von
den weit ausladenden Sparren gebildete Gesimse gegen die directen Strahlen
der heißen Mittagssonne und gegen den Schlagregen einigermaßen ge-
schützt werden. Das Geison selbst aber war der zerstörenden Wechsel-
wirkung der Witterung preisgegeben. Dieses konnte nun entweder durch
weit ausladende Traufziegel und bei Anwendung gebogener Dachziegel durch
besondere mit schräger Unterschneidung versehene Thonplatten oder am
sichersten durch vollständige Verkleidung seiner verticalen Vorder-
fläche mit Thonkasten geschützt werden. Die letztere Construction würde
am einfachsten in der Weise hergestellt, dass man über die Sparrenköpfe
dreiseitige Kasten aus Terracotta schob und sie an die Sparren vermittelst
eiserner Nägel festhafteteu.
Es ist uns nicht klar, ob die Verfasser hier an ein wirkliches hölzernes
Geison mit weit ausladenden Sparren , die oben abgedeckt sind, denken oder
ob sie, wenn sie von einem hölzernen Geison sprechen, ein der Form der
Steingeisa nachgebildetes hölzernes Gesims meinen; fast scheint uns aber
das letztere der Fall zu sein, denn das Erstere angenommen, müsste
gerade dieses aus der Holzconstruction hervorgegangene Sparrengesims
durch dessen Abdeckung dem einfallenden Regen gar nicht ausgesetzt
sein und viel weniger Schutz bedürfen als das Gebälk. Außerdem darf
man wohl die Frage aufwerfen, wo denn die verticale Vorderiläche eines
Sparrengesimses zu suchen ist, sobald dasselbe nicht als Nachbildung
eines Steingeisons gebildet ist. Die Bekleidung des Sparrenwerkes mit