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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 197)

Terracottakästen der erwähnten Form würde uns aber außerdem als 
ein sehr schlechtes Mittel erscheinen, die Sparrenköpfe vor der Zerstörung 
durch den Schlagregen zu schützen. Man denke sich die Thonkasten durch 
Nägel befestigt, und halte sich vor Augen, dass hier zwei den EinHlissen 
der Witterung gegenüber sich ganz verschieden verhaltende Materialien 
zusammen kommen: das Holz, das fortwährendem Ausdehnen, Zusammen- 
ziehen ja Verdrehen ausgesetzt ist und der gebrannte Thon, der diese 
Veränderungen nicht mitmacht; man stelle sich nun das Geison einer 
Tempelfronte aus vielen unmöglich genau aneinander passenden Thon- 
stllcken auf diesen unsoliden Grund aufgesetzt, respective vor die Balken- 
köpfe genagelt vor; die Folge dieser Anordnung wäre, dass das vom 
Anfange an schon krumme Gesims in kürzester Zeit größere Krümmungen, 
Brüche der Thonplatten, damit Zerstörung des Holzwerkes durch den 
eindringenden Regen erleiden müsste. Befestigte man ja doch die Dach- 
ziegel selbst nicht durch Nägel an das Holzwerk, um sie nicht der unver- 
meidlichen Zerstörung Preis zu geben, um wie viel weniger hätte man 
dies bei den Kasten gethan, da diese nicht mit einem, sondern mehreren 
Nägeln hätten festgehalten werden müssen und damit der Bewegung des 
Holzes sicherlich zum Opfer gefallen wären. Also krumme Gesimse, 
klaffende Fugen, geborstene Kasten wären die Merkmale dieser sehr unwahr- 
scheinlichen und unconstructiven Anordnung. Es scheint hier mit der 
historischen Erklärung recht leicht zu gehen, sobald man die Technik aus 
dem Spiele lässt, da das Letztere aber doch der historischen Erklärung 
zu Liebe nicht geschehen kann, so wird man vielleicht zu dem entgegen- 
gesetzten Resultate als die vorliegende Abhandlung gelangen, dass nämlich 
die Bekleidung des Geisons oder sagen wir besser des in seiner gegen- 
wärtigen Form bekannten, nur aus der Steinconstruction allein hervor- 
gegangenen, Geisons neuerdings ein Beweis für das hohe Alter des Stein- 
geisons ist und jeden Gedanken an Holzconstruction ausschließt. Will 
man eine Holzconstruction für das Geison a priori annehmen, dann muss 
man auch von vorne herein der Technik Rechnung tragen und nicht ein 
Schema reconstruiren, in dem der große Widerspruch liegt, dass eine 
frühere Form von einer späteren beeinHusst werden soll. Das Geison aus 
Stein, dessen Hauptcharakteristikon die Platte ist, ist in der Holzcon- 
struction ein Unding, in der Form wie es sich die Verfasser denken, 
wäre das Geison eine Nachbildung des Steingeisons aus Holz und Thon, ein 
Surrogat, das auf kein hohes Alter Anspruch machen könnte. 
Ich glaube demnach, dass die Folgerungen in der vorliegenden 
Abhandlung unrichtig sind und es will mir scheinen, dass die Gesammt- 
form der in Rede stehenden Reste eine viel näherliegende Erklärung darin 
finden könnte, wenn man in dem mit dem Flechtbande oder Wellen- 
ornamente bedeckten Theile die kastenförmige Rinne in dem darüber- 
liegenden die davon formal und größtentheils auch constructiv getrennte
	        
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