getroffene Brustbild Sr. Majestät des Kaisers im Toison-Ornate - Profil nach rechts. Der
Revers zeigt eine aufrechte weibliche Figur voll Adel und Würde, das Haupt lorbeergekrönt,
und die Umschrift: rOb artem insignem 1882-. Wie uns der begeistert aufwarts gerichtete
Blick, der Griifel in der Rechten und die Kunstgegenstände zu ihren Füßen andeuten, ist
es die preisgekrönte Kunst, welche trotz des Lurheers nicht rastet, sondern auf neue Thaten
sinnt. Zu ihren Füßen steht links eine Büste der Minerva, rechts ein Saulencapital, an
welches eine Palette gelehnt ist. Der linke Fuß ist auf einen niedrigen Schemel gestellt,
ein Motiv, das keinem schlechten Muster entlehnt ist; es stammt indirect oder direct von
der herrlichen Venus von Milo, wenn auch diese nicht eben einen Schemel, sondern nur
eine niedrige Bodenerhebung als Widerlager für ihr linkes Bein benützt. Tautenhayn's
Figur ist äußerst sorgsam ausgebildet in den Händen, im Antlitz und in der Draperie.
Die Medaille, deren Durchmesser 45 Mm. betragen soll, wird von Perlenrand und Stäbchen
begrenzt sein.
(Die typographische Schule in Prag.) Das Gremium der Prager Buchdruckerei-
besitzer hat im Juni 1880 den Beschluss gefasst, aus Gremialmitteln in Prag eine
Fachschule für Typographie zu gründen. Uns liegt der erste Jahresbericht für
das Jahr 188i vor; er ist verfasst von dem derzeitigen Director Herrn Alois Studniöka.
ln dieser Schule werden außer der deutschen und böhmischen Sprache das Zeichnen, der
Werksatz, der Accidenzsatz, der Druck mittelst der Hand- und der Schnellpresse und die
Geschichte der Buchdruckerei gelehrt. Mit Vergnügen entnehmen wir aus diesem Berichte,
dass diese Schule einen gedeihlichen Fortgang nimmt.
(Kunstgewerbe-Inatitnt. in Düsseldorf.) Der Ueberschuss der vorjahrigen Ge-
werbeausstellung in der Hohe von 244.000 Mark wird zur Errichtung einer Anstalt zur
Pflege des Kunstgewerbes verwendet werden.
(Archäologische Funde.) lm Jurakalke eines Steinbruches in der Nahe von Dillingen
wurde ein höchst merkwürdiger und werthvoller Fund gemacht. Die dort beschäftigten
Arbeiter stiessen namlich in einer kleinen Höhlung auf ein Bronzegefaß, in welchem sich
Schmuckgegenstände von Gold und Silber befanden, theils von sehr schöner. theils von
barbarischer Arbeit; besonders bemerkenswerth ist eine goldene, 8 Ctm. im Durchmesser
haltende Scheibe, mit Rubinen und Smarngden besetzt, mit an etrurische Arbeit erinnern-
der Filigranarbeit geschmückt, und ein etwa 15a Gramm schwerer silberner Gegenstand
von einer Form, welche dessen Bestimmung nicht entrathseln und sich auch nur schwer
beschreiben lässt. Die Vorderseite ist reich mit braungelbem Email verziert und zeigt ver-
schiedene Lücken, in welchen sich offenbar früher Edelsteine oder Perlen befanden; die
Rückseite ist mit verschiedenen (lateinischen, griechischen und bis jetzt unbekannten)
Lettern bedeckt, welche in Niello ausgeführt, für einen Nichtsachverstandigen aber un-
deutbar sind. Der Besitzer des Steinbruches wird den historisch und ethnugraphisch
merkwürdigen Fund dem bayerischen Nationalmuseum übermachen. - Bei den kürzlich
bei Theben gemachten Funden befindet sich auch ein Lederzelt, welches unter Fachleuten
großes Aufsehen erregte. Trotz seines Alters von ungefähr 4000 Jahren ist das Leder so
gut erhalten, als wenn es ebensoviele Tage alt wäre, und die Farben, welche auf dem-
selben angebracht sind, zeigen eine Ausbildung des damaligen Gewerbebetriebes, wie sie
heute kaum erreicht wird, (K. u. G.)
(Erwerbung von Kunstwerken für den Louvre.) Die französische Regierung
hat für den verhaltnissmaßig geringen Betrag von 207.000 Francs eine bedeutende Anzahl
von Kunstwerken aus der Sammlung des Mr. Timbal für den Louvre erworben.
(Charles Bllnc f), Mitglied der französischen Akademie und der Akademie der
schönen Künste, Professor am College de France, früher Chefredacteur der -Gazette des
Beaux-Arts- und Verfasser zahlreicher kunstgeschichtlicher Werke, besonders der mehr-
bandigen illustrirten Geschichte der Malerei in 4", ist am x7. Janner in Paris gestorben;
er war zu Cahors (Tarn) am 15. November t8i3 geboren.
(Giovanni Dupre f.) Wohl der bedeutendste italienische Bildhauer der Gegenwart,
geboren I. März 18t7 zu Siena, von französischen Eltern stammend, starb in der Nacht
vom 9. auf den m. Jänner zu Florenz. Er ist der Schöpfer der Bronzehguren Cain und
Abel im Palazzo Pitti, einer großen Zahl anderer Statuen, Büsten und Monumente, als
deren bedeutendstes jenes von Cavour in Turin hervorzuheben ist.
Bandrya Fresken in der Pariser Oper gehen bekanntlich arger Zerstörung
entgegen. Der Künstler gerieth nun auf die Idee, dieselben durch Legrain, welcher so
viel für den berühmten Keramiker Deck arbeitet, in Fayence reproduciren zu lassen.
Zunächst wurde unter Baudrfs Leitung und nach seinen Skizzen mit einem Panneau
von 3 zu z Meter der Anfang gemacht.