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Schliesslich machte v. Eitelberger die Zuhörer ausführlicher mit jenem grossartigen
Werke der decorativen Kunst bekannt, das Rubens 1635 zur Feier des Einzugs des
Cardinal-lnfanten Karl Ferdinand, des Siegers von Nördlingen, in Antwerpen geschaffen.
Für diesen Triumphzug hatte Rubens eine Reihe von Ehrenpforten, Monurnenten, Triumph-
wagen und dergleichen entworfen und mehr als dreissig Bilder in seinem Atelier malen
lassen, von denen drei - die Begegnung Ferdinands von Ungarn mit dem lnfanten bei
Nördlingen, und die lebensgrossen Porträts beider Fürsten - sich im Belvedere befinden.
Die von Rubens ausgeführten Entwürfe dieser decorativen Architekturen und Gemälde
sind aber auch in einem, 164i erschienenen Prachtwerk unter dem Titel: -Pompa in-
troitus etc: durch meisterhafte Kupferstiche der Schüler des Rubens veröffentlicht worden.
Diese, sowie andere Stiche nach Rubens waren auch bei der Vorlesung im Saale zur
Ansicht ausgestellt. Eitelberger bezeichnete dieses Prachtwerk, in dem bereits ganz der
Styl der Barockkunst herrscht, als den glanzendsten Beweis derßiünstlerschaft und Gelehr-
samkeit des Rubens, der darin die l-lauser Habsburg und Burgund, die katholische Kirche,
die Weltherrschaft Spaniens und den Reichthum Antwerpens grossartig verherrlichte. Es sei
zu wünschen, dass dieses für die Beurtheilung Rubens' höchst wichtige Werk mehr als
bisher gewürdigt werde und dass überhaupt ein Kunsthistoriker die Arbeit unternehme,
eine das Wirken und Schaffen des Rubens vollständig umfassende Biographie, die noch
fehlt, zu schreiben. t
In dem zweiten Vortrage - 2. November - besprach Hofrath v. Eitelherger
den Entwicklungsgang der Bildhauerei in Oesterreich während des gegenwärtigen
Jahrhunderts und die ungünstigen Verhältnisse, welche den Fortschritt und das Gedeihen
dieses Kunstzweiges bis zu den Fünfziger-Jahren hemmten und beeinträchtigten und die
zum Theil heute noch obwalten. Der Vortrag, welcher einen sehr interessanten Beitrag
zur Kenntniss und Beurtheilung der altösterreichischen Kunstzustande bildete und mit
einer angelegentlichen Fürsprache zu Gunsten der Bildhauer, die unter allen Künstlern
am meisten mit Schwierigkeiten und Bedrängnissen zu karnpfen haben, dabei aber am
wenigsten Unterstützung und Förderung finden, schloss, wird in seinem vollen Umfange
in den i-Mittheilungenu erscheinen. _
Am, 9. November folgte Reg-Rath Exner. Sein Vortrag über Werkzeuge und
Hilfsmaschinen der Bildhauer fand ein aufmerksames Publicum, unter welchem
wir einige unserer hervorragendsten Bildhauer bemerkten. Professor Exner schilderte ein-
gehend vorerst die Werkzeuge des Bildhauers, den Meissel, die Raspel und den Bohrer,
betonte die Stagnation, welche auf diesem Gebiete herrscht, seit Phidias seine Götter-
gestalten schuf, ja wies darauf hin, dass die Alten uns dadurch, dass sie auch Meissel
aus Bronze benützten, überlegen waren. Er meint, dass man die Bronze wieder zu der-
artigen Werkzeugen benützen könnte, da es wohl möglich sei, ihr grössere Harte zu
verleihen, ohne ihre Sprödigkeit gleichzeitig zu steigern. Freilich werde Bronze immer
an Harte hinter dem Stahl zurückstehen, nwie denn auch die Tachleute darüber einig
seien, dass die Uchatius-Kanone, als Material aufgefasst der Krupp'schen Gußstahlkanone
keineswegs gleichwerthig seiu. Allein es sei doch möglich, dass man Bronzemeissel er-
zeuge, welche geeignet seien, weichere Steinarten zu bearbeiten. Auch wies der Vor-
tragende glücklich darauf hin, dass der Diamantenbohrer in den Bildhauer-Ateliers Ver-
wendung finden sollte. Mit einer sachlichen Deutlichkeit und Klarheit wurde die Verwen-
dung sammtlicher Arten von Werkzeugen und Maschinen geschildert und die Möglichkeit
der Verbesserung und Vermehrung derselben dargethan. Das Thema ist schwierig und
der Sache nach nicht unterhaltend, es ist also ein um so grösseres Verdienst des Pro-
fessors Exner, es so behandelt zu haben, dass die Zuhörer sich dadurch vielfach angeregt
fanden, was sie auch am Schlüsse des Vortrages durch lauten Beifall ausdrückten.
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Der vierte Vortrag - am 16. November - beschäftigte sich mit dem deutschen
Musterschutzgesetz vom u. Januar 1876 und wurde von Dr. Emil Steinbach gehalten.
Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Wichtigkeit des Gegenstandes besprach
der Vortragende zunächst die Ursachen und die Entstehung des deutschen Musterschutz-
gesetzes. Hierauf zeigte derselbe an dem Inhalte dieses letzteren sowie des österreichischen
Gesetzes, dass zwar die allgemeinen Grundsätze beider Gesetzgebungen dieselben, dennoch
aber im einzelnen bedeutende Unterschiede zwischen ihnen vorhanden seien. Von den
abweichenden Bestimmungen der deutschen Gesetzgebung ware manches unbedingt zu
ndoptiren, so insbesondere die Verlängerung der Schutzfristen, die Bildung besonderer
Sachverständigen-Vereine und die freie richterliche Würdigung der Schadenersatz-
ansprüche. Doch hänge in letzterem Punkte der Erfolg weit weniger vom Gesetze als
von der Persönlichkeit der Richter ab, Man dürfe übrigens von der Gesetzesreform nicht
allzuviel erwarten. Die Thätigkeit des Staates, welche sich auf diesem Gebiete nur im
Musterschutze und in der Errichtung von Kunstgewerbeschulen und Museen äussern könne,