Dass ein Actionscomite tnit diesen Zielen und Bestrebungen nicht nur nützlich, .
sondern unter den gegenwärtigen Verhältnissen durchaus nothwendig ist, darüber kann
Niemand in Zweifel sein, der einigermassen Einsicht in diese Dinge hat. Es haben die
beklagenswerthen Zeitumstande, wie nur zu wohl bekannt ist, veranlasst, dass neue, Ge-
genstände der Kunstindustrie von Bedeutung im Verhaltniss gegen früher und im Ver-
haltniss zu dem, was zu einem würdigen Auftreten auf einer Weltausstellung nothwendig
ist, nur sehr wenig geschaffen worden; es sind die Gemüther aller Betheiligten, die mit
vollem Recht die Ausstellung lieber auf mehrere Jahre verschoben gesehen hatten, der
Ausstellung gegenüber zaghaft und schwankend; es ist endlich die Frist, die von heute ab
bis zur Absendung der Gegenstände noch übrig ist, eine sehr kurze. Und doch ist eine
würdige und erfolgreiche Beschickung der Pariser Ausstellung von Seite der österreichi-
schen Kunstindustrie durchaus ebensosehr Ehrensache wie Nothwendigkeit. Nicht blos ist
es heute die Kunstindustrie, welche auf einer Weltausstellung ein entscheidendes Wort
Spricht; es gilt auch, den jungen Ruhm, den sich Oesterreich auf diesem Gebiete er-
rungen hat, zu befestigen und in der drohendsten Concurrenz gegenüber den ausseror-
dentlichen Anstrengungen von anderer Seite aufrecht zu erhalten. Und mit Anspannung
aller Krafte - aber sie ist auch nothwendig - durfte das kein vergebliches Unterfangen sein.
ln der Hoffnung, dass Euer . . . . . das Gewicht dieser Gründe würdigen und der
patriotischen Aufgabe lhre Mitwirkung nicht entziehen werden, geben die Unterzeich-
neten sich die Ehre, Sie hiermit zur Theilnahme an diesem Actionscomite einzuladen.
Wien, Anfangs November 1876.
Diesem Aufrufe folgeleistend, haben sich die nachbenannten Herren
theils schriftlich, theils mündlich zustimmend geäussert: Custos B. BUChCf,
Baron Dingelstedt, Reg.-Rath Dormitz er, Curator Dumba, Curator
Oberbaurath v. Ferstel, Oberhaurath v. Hansen, Bronzefabrikant Alois
Hanusch, Curator Prinz Hohenlohe, J. Klinkosch, Baron M.Kö.
nigswarter, Curator Baron Kübeck, Fürst G. Lamberg, Gemeinde-
rath Dr. M. Lederer, Curator Matzenauer, Gemeinderath Dr. Ph.
v. Mauthner, Baron A. Rothschild, Reichsrath Dr. Russ, Baron
F. Schey, Curator Friedr. Schmidt, Graveur Schwertner, Baron
G. Springer, Curator F. Stamm, Reg-Rath J. Storck, Curator
Graf Traun. '
Einige der genannten Herren traten nun zu einer vorläufigen Be-
sprechung zusammen. Den Vorsitz führte Graf Edmund Zichy, welcher
die Versammlung mit der nachfolgenden Ansprache erölfnete:
l-lochgeehrte Versammlung!
Die Pariser Weltausstellung scheint unvermeidlich geworden zu sein. Das Cura-
torium des Oesterr. Museums hat die Frage der Beschickung dieser Ausstellung in Be-
tracht gezogen und nach langen Erwägungen endlich den Entschluss gefasst, die Vertagung
der Pariser Ausstellung auf eine günstigere Zeit, etwa für das Jahr 1880 oder 188i
anzustreben. Die Gründe, welche für eine Vertagung sprechen, sind den geehrten An-
wesenden nur zu wohl bekannt. Die österreichische Kunstindustrie, welche drei Aus-
stellungen hintereinander, Wien, Philadelphia und München, mitgemacht hat, ist
ausstellungsmüde; die industrielle und finanzielle Lage des Reiches ist nicht auf-
munternd, um ein Unternehmen ähnlicher Art freudig zu begrüssen, die politischen
Verhaltnisse in unserer nächsten Nahe sind so unsicher geworden, dass Viele mehr
kriegerische als friedliche Eventualitäten im Auge haben. Man war daher auf allen Seiten
ernstlich verstimmt, als man hörte, dass die Franzosen eine Weltausstellung ver-
anstalten. Auch aus Italien, der Schweiz, dem deutschen Reiche kamen Mittheilungen
hervorragender Persönlichkeiten, welche die Ausstellung als verfrüht bezeichneten und
eine Vertagung derselben anstrebten. Der Versuch, die Weltausstellung zu vertagen,
hatte keinen Erfolggund es war dies auch vorauszusehen, da politische Motive massgebend
waren und der Präsident der Republik, Marschall Mac Mahon, sein Septennat mit einer
friedlichen Demonstration beschliessen wollte. Jetzt ist es vollendete Thatsache,
dass die Ausstellung stattfinden wird; England, Russland, Italien, die Schweiz, Schweden,
Norwegen, Belgien und Holland haben bereits ihre Zustimmung gegeben. Oesterreich
kann und darf sich nicht ausschliessen. Wir müssen alle möglichen Hilfsmittel