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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

Dass ein Actionscomite tnit diesen Zielen und Bestrebungen nicht nur nützlich, . 
sondern unter den gegenwärtigen Verhältnissen durchaus nothwendig ist, darüber kann 
Niemand in Zweifel sein, der einigermassen Einsicht in diese Dinge hat. Es haben die 
beklagenswerthen Zeitumstande, wie nur zu wohl bekannt ist, veranlasst, dass neue, Ge- 
genstände der Kunstindustrie von Bedeutung im Verhaltniss gegen früher und im Ver- 
haltniss zu dem, was zu einem würdigen Auftreten auf einer Weltausstellung nothwendig 
ist, nur sehr wenig geschaffen worden; es sind die Gemüther aller Betheiligten, die mit 
vollem Recht die Ausstellung lieber auf mehrere Jahre verschoben gesehen hatten, der 
Ausstellung gegenüber zaghaft und schwankend; es ist endlich die Frist, die von heute ab 
bis zur Absendung der Gegenstände noch übrig ist, eine sehr kurze. Und doch ist eine 
würdige und erfolgreiche Beschickung der Pariser Ausstellung von Seite der österreichi- 
schen Kunstindustrie durchaus ebensosehr Ehrensache wie Nothwendigkeit. Nicht blos ist 
es heute die Kunstindustrie, welche auf einer Weltausstellung ein entscheidendes Wort 
Spricht; es gilt auch, den jungen Ruhm, den sich Oesterreich auf diesem Gebiete er- 
rungen hat, zu befestigen und in der drohendsten Concurrenz gegenüber den ausseror- 
dentlichen Anstrengungen von anderer Seite aufrecht zu erhalten. Und mit Anspannung 
aller Krafte - aber sie ist auch nothwendig - durfte das kein vergebliches Unterfangen sein. 
ln der Hoffnung, dass Euer . . . . . das Gewicht dieser Gründe würdigen und der 
patriotischen Aufgabe lhre Mitwirkung nicht entziehen werden, geben die Unterzeich- 
neten sich die Ehre, Sie hiermit zur Theilnahme an diesem Actionscomite einzuladen. 
Wien, Anfangs November 1876. 
Diesem Aufrufe folgeleistend, haben sich die nachbenannten Herren 
theils schriftlich, theils mündlich zustimmend geäussert: Custos B. BUChCf, 
Baron Dingelstedt, Reg.-Rath Dormitz er, Curator Dumba, Curator 
Oberbaurath v. Ferstel, Oberhaurath v. Hansen, Bronzefabrikant Alois 
Hanusch, Curator Prinz Hohenlohe, J. Klinkosch, Baron M.Kö. 
nigswarter, Curator Baron Kübeck, Fürst G. Lamberg, Gemeinde- 
rath Dr. M. Lederer, Curator Matzenauer, Gemeinderath Dr. Ph. 
v. Mauthner, Baron A. Rothschild, Reichsrath Dr. Russ, Baron 
F. Schey, Curator Friedr. Schmidt, Graveur Schwertner, Baron 
G. Springer, Curator F. Stamm, Reg-Rath J. Storck, Curator 
Graf Traun. ' 
Einige der genannten Herren traten nun zu einer vorläufigen Be- 
sprechung zusammen. Den Vorsitz führte Graf Edmund Zichy, welcher 
die Versammlung mit der nachfolgenden Ansprache erölfnete: 
l-lochgeehrte Versammlung! 
Die Pariser Weltausstellung scheint unvermeidlich geworden zu sein. Das Cura- 
torium des Oesterr. Museums hat die Frage der Beschickung dieser Ausstellung in Be- 
tracht gezogen und nach langen Erwägungen endlich den Entschluss gefasst, die Vertagung 
der Pariser Ausstellung auf eine günstigere Zeit, etwa für das Jahr 1880 oder 188i 
anzustreben. Die Gründe, welche für eine Vertagung sprechen, sind den geehrten An- 
wesenden nur zu wohl bekannt. Die österreichische Kunstindustrie, welche drei Aus- 
stellungen hintereinander, Wien, Philadelphia und München, mitgemacht hat, ist 
ausstellungsmüde; die industrielle und finanzielle Lage des Reiches ist nicht auf- 
munternd, um ein Unternehmen ähnlicher Art freudig zu begrüssen, die politischen 
Verhaltnisse in unserer nächsten Nahe sind so unsicher geworden, dass Viele mehr 
kriegerische als friedliche Eventualitäten im Auge haben. Man war daher auf allen Seiten 
ernstlich verstimmt, als man hörte, dass die Franzosen eine Weltausstellung ver- 
anstalten. Auch aus Italien, der Schweiz, dem deutschen Reiche kamen Mittheilungen 
hervorragender Persönlichkeiten, welche die Ausstellung als verfrüht bezeichneten und 
eine Vertagung derselben anstrebten. Der Versuch, die Weltausstellung zu vertagen, 
hatte keinen Erfolggund es war dies auch vorauszusehen, da politische Motive massgebend 
waren und der Präsident der Republik, Marschall Mac Mahon, sein Septennat mit einer 
friedlichen Demonstration beschliessen wollte. Jetzt ist es vollendete Thatsache, 
dass die Ausstellung stattfinden wird; England, Russland, Italien, die Schweiz, Schweden, 
Norwegen, Belgien und Holland haben bereits ihre Zustimmung gegeben. Oesterreich 
kann und darf sich nicht ausschliessen. Wir müssen alle möglichen Hilfsmittel
	        
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