4 Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. XXl
Lehranstalt, welche unter Anknüpfung an eine bereits 1662 eingerichtete Kunst-
schule, 1853 nenbegründet wurde, strebt sowohl die Ziele einer Akademie als auch
einer Kunstgewerbeschule an und erschwert sich dadurch die Erreichung jedes
dieser beiden Ziele. Übrigens geht sie, die in K reling einen hochbegabten Leiter
jüngst durch den Tod verloren, wol einer Neuorganisation entgegen. Gegenwärtig
besitzt sie einen Lehrkörper von 18 Personen, eigene Erzgiesserei, Modellschreinerei,
G-ypsfonnerei und ein photogiapbisebes Atelier.
Auffallender Weise sind die beiden, somunificent geförderten königlich baierisohen
Kunstgewerbeschulen mit den zu M ünehen und Nürnberg vorhandenen Gewerbe-
museen nicht in unmittelbare Verbindung gebracht, wodurch ihnen ein bedeutsames
Moment der Entwicklung entzogen scheint.
Diese Organisation der Anstalt ist auf den in der Schule nach und nach gemachten
Erfahrungen erwachsen.
Die Schule ist verniöge dieser Einrichtung in der Lage, nicht allein tüchtig geschulte
Gehilfen, sondern auch in ornamentalen, architektonischen und besonders im figürlichen Fache,
unbeirrt durch Bedenken darüber, wo etwa. die Kunst aufhört und die Gewerbe anfangen,
geschickte künstlerische Krähe zur Hebung der Gewerbe zu erziehen, die gestützt auf ein strenges
Studium ülr die letzteren neuerfnndene Vorbilder schaffen und an der correcten Ausführung
derselben sich hetheiligen. '
Ausgewählte Erzeugnisse der Schule, sowohl Entwürfe und Studien, wie ausgeiilhrte Gegen-
stände, werden durch die photographische Anstalt und Gypsgiesssrei vervielfältigt und auf dem
Handelswege verbreitet.
Die Fächer des Lehrplanes sind in folgender Weise eingetheilt:
I. Zeichnen 1. Nach plastischen, ornamentnlen Modellen; 2. Übungen im Zeichnen, und
Entwerfen von Flachornunenten; 3. Zeichnen nach der Antike; 4. Zeichnen nach dem lebenden
Modell, a) Acte und Draipexien, b) Studienköpfe, c) Ausilihrung von Cartons dir Gemälde,
Glssmslereieu etc.
II. Malen. l. Noch plastischen Gegenständen, 2. nach dem lebenden Modell, 3. Aushlhrnng
eigener Compositionen.
D1. Scul p tnr. 1. Anfertigung architektonischer und ornamentaler Modelle nach Zeichnungen,
2. Ausführung vollständiger ornamentaler Gegenstände ' nach Werkzeichnungen; 3. Modelliren
nach der Antike; 4. Modellireu nach dem lebenden Modell, a) Acte, b) Studienköpfe, Draperien, etc. ;
5. Ausüihrnng iigiirlicher Gegenstände nach eigenen Entwürfen; 6. Holzschnitzerei, a) Anshlhrung
von Ornamenten nach Modellen und Zeichnungen. b) Ausßihnmg ügürlicher Gegenstände, c) Anfertigen
vollständiger kunstgewerblicher Gegenstände; 7. Ciselireu und Graviren; 8. Formen und Giessen in Erz.
IV. Architektur. l. Constructionslehre und Bnnzeichnen, 2. Lehre von der antiken
4 Baukunst; 3. Renaissance-Architektur und Anwendung derselben auf kuustgewerbliche Gegenstände;
L. Gothische Architektin und Anwendung derselben auf Ausstattung kirchlicher und profnuer
Gegenstände. _
V. Anfertigen von Werkzeichnnngen für kunstgewerbliche Zwecke.
VI. Anfertigen vollstliudiger künstlerischer und kunstgewerblicher
Gegenstände. Die betreffenden Fachlehrer.
VII. Th eo r e t i s ehe Fäch e r. l. Perspective und Sohatten-Const-ruction; Unbesetzt;
2. Anltomie ; 3. Kunstgeschichte.
Ausserdem sind mit der Schule verbunden:
VIII. Die künstlerische Anstalt für Photographie.
IX. Die technischen Anstalten l. Gypsgiesserevi; 2. Modellschreinerei.
X. Die Sammlungen. l. Sammlung von architektonischen, figürlichen und ornanientnlen
Gypsshgüssen; 2. Sammlung von Erzeugnissen der_Schnle, als: Gemälde, Modelle, Zeichnungen,
Photographien am; 3. Bibliothek; 4. Sammlung von Knpferstichen, Photographien etc.
Die Schnleruhl im Jahre i87df5 betrug 160. '