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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

Die geggnwärkigell Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildullgsweggng XXIII 
forciert genaueste Beachtung. Sonst waren von den acht, nach einem gemeinsamen 
Unteniclxtsplane eingerichteten gewerblichen Zeiclxenschnlen "Ü, welche zu Magde- 
") Die gewerblichen Zeiphenschulen Preussens sind vorzugsweise Rlr die 
Ausbildung der Gehilfen und Lehrlinge, überhaupt der jüngeren Arbeiter in den Handwerken und 
in der Fabrik-Industrie bestimmt. Sie sollen in diesen das Verständnis! für schöne Formen 
wecken, und deren Anwendung auf die gewerblichen Erzeugnisse fordern. Von der Regierung 
ist ihnen eine allgemeine Directive gegeben, die im Folgenden auszugsweise mitgetheilt wird. 
Der Unterricht soll das Modelliren eben sowohl wie das Zeichnen umfassen. Die Unter- 
weisung in beiden Gegenständen läuft neben einander her; beide erfordern besondere Glsssen. Der 
Regel nach wird der Zeichennnterricht die überwiegende Berücksichtigumg in Anspruch nehmen. 
I. Der Unterricht der ersten Zcichenclasse wird mit einem kurzgefassten 
Cursus des gebundenen Zeichnens eingeleitet. Fur die Zwecke der Schule genügt eine Unterweisung 
in dem Gebrauche der Reisschiene, des Dreiecks und Zirkels; 
in den ersten Anfangen der Planimetrie (Parallel-Linien, Winkel, regelmiissige 
Vielecke, Kreis, Winkel- und Kreistheilung); 
in den Elementen der Projectionslehre, namentlich soweit sie sich auf die Anferti- 
gung von Grund- und Aufrissen beziehen. 
Den eigentlichen Lehrstoff dieser Classe bildet die Kenntniss der Formen und Verzierungen, 
welche in den Geworben, namentlich in der Kunstindustrie, Verwendung finden. Mit der Unter- 
weisung hierin soll sobald wie möglich, und zwar nicht erst nach Beendigung, sondern schon 
während des kurzen Vorbereitungs-Unterrichtes im gebundenen Zeichnen begonnen werden. Der 
Unterricht hat insbesondere zu behandeln: 
1) Heft- und Perlschnüre; Heft- und Flechtbiander; Friesornamente; _ centrale (rosetten- 
artige), stehende, laufende, steigende und fallende Pflauzenverzierungen; - Krönungsformen, 
freie Idndigungen, Fussornamente; _ Abläufe, Basen; - Säulen und deren Theile, Pilaster, 
Consolen. 2) Pflanzen- und Thierfurmen, die zu Verzierungen benutzt werden, unter Hervorhebung 
ihrer Gesetze und stylistischen Verwerthung; aus den Pflanzenformen nicht nur die des Lotos, 
der Palme und anderer, schon im Alterthum benutzten Pflanzen, sondern namentlich IIICh die 
Formen der uns umgebenden Pflanzenwdt, die des Epheu, des Ahorn und andere; aus den 
Thierforlnen insbesondere Köpfe und Füsse. 3) Die Formen der Gebrauchsgegenstände und die 
Verwendung der Verzierungen Gir dieselben; vor Allein in Beziehung auf die Gefasse - 
Schaale, Becken, Eimer, Tasse, Kanne, Krug, Glas, Flasche und auf deren Theile, - Bauch, 
Hals, Fuss, Henkel, Tiille; auf sonstige Geriithschaften aus dem Gebiete der Kunstindustrie, 
wie Leuchter, Lampen, Kandelaber; ferner auf Möbel, deren Theile und Verzierungen - 
Klauen, Köpfe, Flügel, gedrehte Formen; auf Gewebe, insbesondere Decken, Teppiche, Vorhänge, 
deren Stofimuster und Verzierungen durch Stickereien u. dgL; ferner auf Tapeten und im 
Anschluss hieran auf die Verwendung der Flwchmuster für Wände, Fussböden, Decken, sowie 
ülr eingelegte Arbeit. ' 
Gleichzeitig mit den Zeicheuübungen ist die Entstehung, .der Zusammenhang und die Ver- 
wendung aller dieser Formen und Verzierungen in anschaulicher Weise zu erläutern, und dabei 
namentlich auch der Einduss hervorzuheben, welchen sowohl Farbe und Stoff (Stein, Holz, 
Metall, Stuck). als auch die Stylsuüassung auf die Formenhildung ausüben. 
Dem Vorbereitungs-Unterricht im gebundenen Zeichnen sind neben den Zeichnungen, welche 
der Lehrer an der Tafel entwirft, geeignete Modelle zu Grunde zu legen Kurzen Vorträgen, die 
durch Beispiele erllutert werden, folgen die Übungen sammtlieher Schüler; die Übungen werden 
so gewählt, dass mehrere Arbeiten an jedem Abende vollendet werden können. 
Für den Hauphmterricht zeichnet der Lehrer die Aufgaben und Vorbilder während des 
Unterrichts unter passenden Erläuterungen mit geringer Verwendung von Licht und Schatten in 
grossem Masstabc an die TafeL Es wird sich empfehlen, die Beispiele in Beüehung auf den 
Organismus der Verziemngen mehr aus der Anüke, in Beziehung luf die Behandlung des figür-
	        
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