XXIV Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens.
b urg, CölmElberfeldJIaUe 21.15., Görlitz, Gasse], Knttbus und Breslau
bestehen. blos zwei. die Casseler und Hie Breslauer vertreten, und wies nur
lichen und Pflanzen-Ornamentes mehr aus der Renaissance zu nehmen. Fiir die stylistische
Behandlung einheimischer Pflanzen, sowie tiir die künstlerische Verwerthung der Eigenschahen
des Materials (Stein, Holz, Metall), bietet das Mittelalter zahlreiche Muster. Ägyptische, panische,
arabische, sowie auch romanische Beispiele sind zu berücksichtigen.
ll. Der Unterricht in der zweiten Zeichenclasse muss mit einigen practischen
Anweisungen beginnen, welche die Schüler rasch in die Grundzüge des geometrischen und
perspectivischen Zeielrnens von Körpern einführen und damit dem Auge derselben illr die weiteren
Übungen einigermassen zu Hilfe kommen. Eine Unterweisung in den Grundzügen der Licht-,
Schatten- und Reflex-Erscheinungen bei scharfer, einfacher Beleuchtung, wie sie bei technischen
Zeichnungen in der Regel vorausgesetzt wird, hat sich dem auzuschliessen. Als Modelle sind
dabei zu benutzen: Würfel, Prismn, Pyramide, Kugel, Cylinder, Kegel, Hohlkugol, Holdcylinder,
Hohlkehle, Ei; ferner passende Gebrauchsgegenstände, welche diese Grundformen bestimmt und
klar wiedergeben, wie z. B. conische eiförmige Gebisse; endlich auch einfache Ornamente, wie
Rosetten, Eierstäbe u. dgl.
_ Erst dann folgen, als Hauptaufgabe dieser Classe, Zeichenllbungen nach körperlichen
Verzierungen und Gegenständen jeder Art. Auch hier hat der Unterricht in zweckmissiger
Stufenfulge die Verzierungen und Formen zu Grunde zu legen, welche in der ersten Classe vor-
nehmlich behandelt werden sollen. Man beginnt mit den Piianzenformcn, wendet sich dann zu
den Formen der Thierkörper und geht von diesen zu den Formen des menschlichen Körpers
über; fiir vorgeschrittene Schiller mögen endlich noch Studien nach der Natur sich anschliessen.
Beim Beginne des Unterricht-s dieser Classe ist es vor Allem die Aufgabe, die Schüler
rasch mit der Methode der Darstellung vertraut zu machen. Frei aufgestellte grosse Modelle,
die für alle Schiller gehörig sichtbar sind, zeichnet oder malt der Lehrer mit Licht und Schatten
an die Tafel, indem er gleichzeitig die Gesetze der Beleuchtung erklärt. Au die ihnen so gezeigte
und erläuterte Darstellungsweise haben sich die Schiller streng zu halten. Sie copiren nicht die
Arbeit des Lehrers, sondern sie zeichnen oder malen den aufgestellten Körper, je nach der
Stellung, die er dir einen jeden von ihnen einnimmt, sei es perspectivisch, sei es auch nur in
geometrischer Ansicht. Lichter, Schatten und Reilexe sollen sets in Flächen mit bestimmten
Grenzen angegeben werden. Dieselben Körper, deren Verständniss die Schüler auf solche Weise
gewonnen haben, oder auch verwandte Gegenstände werden sodann von ihnen nochmals in rascher,
nur skizzenhafter Ausführung aus dem Gedächtniss nachgezeichnet.
Im Verlaufe des Unterrichts sind stets folgende vier Bebandlungsweisen zu üben:
i) Vmit Deckfnrben in vier Tönen; 2) mit Aquarellfarben dir die Schatten und mit
Deckfarben iilr die aufgesetzten Lichter; 3) mit dem Wischer fiir die Schatten und
mit Kreide dir die Lichter; 4) mit dem Stih (schwarze Kreide oder Bleistiß) illr die
Schatten und mit weisser Kreide dir die Lichter.
Der Lehrstoff beider Zeichenclassen ist ein wesentlich verschiedener. Dessungeachtet ist
l'air den Unterricht in beiden Classen der Hauptsache nach doch dieselbe Methode zu Grunde
zu legen; Die Schüler arbeiten danach insgesammt und gleichzeitig nach den nämlichen Vorlagen.
Der Lehrer arbeitet seinerseits ebenfalls vor und mit den Schnlern und begleitet die Übungen
mit steten Erläuterungen über die Bedeutung dessen, was geübt wird. In beiden Classen und bei
allen Übungen ist darauf zu sehen, dass die Schüler soviel wie möglich alle ihre Arbeiten in
einer gegebenen kurz bemessenen Frist zur Ausführung bringen. Überhaupt sind eine rasche,
möglichst wenig Zeit beanspruchende Darstellungsweise, die strengste Vermeidung aller zu weit
in das Einzelne gehenden Ausführung und übertriebenen technischen Sauberkeit, sowie endlich
eine Ausiiihrung, die sich auf möglichst wenige Mittel beschränkt, unumginglich geboten.
Der Lehrstoi der ersten Classe ist, unter Verwendung einer angemessenen Stundenzahl,
auf 1 Jlllll, der der zweiten Classe auf 1'], bis 2 Jahre berechnet. Es ist möglichst dahin -zu
wirken, dass die Schiller dem Unterricht einer jeden Classe einen vollständigen Lehrgang hin-
durch beiwohnen.