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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

XXVI Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des nrtistischen Bildungswesens. 
berucksichtiget worden war. So zeichnet sich jetzt, nach erfolgter Ergänzung, das 
Gewerbemusexmi durch Vollständigkeit nicht minder, als durch Reichthum vor 
den meisten anderen Anstalten des Continents aus. Ausserdem ist eine Ver- 
grösserung der Bibliothek des Museums geplant; welche die Staatsmittel in der 
Höhe von S0 bis 100.009 Gulden in Anspruch nehmen wird. 
Während in solcher Weise die Tendenz hervortritt, die organisatorischen 
Leistungen anderer Länder wo möglich zu überbieten, zeigt sich zugleich das 
Streben, anderwärts Bewährtes sich gleichfalls zu Nutze zu machen. So werden 
Wa-nderausstellungen. wie sie das "österreichische Museum mit gutem Erfolge 
unternommen hat, auch von Berlin aus veranstaltet, so werden von der Formerei 
des Museums Gypsabgüsse an andere Sammlungen und Schulen abgegeben und zu 
gleichem Zwecke Photographien mnstergiltiger Werke aufgenommen. 
Die Unterrichtsanstnlt des Museums, welche ähnlich der Wiener Kunstgewerhe- 
schule aus einer Vorbereitungsschule, 4 Fachschulen und einem Lehrercurse 
besteht, zählt zwischen 55K) bis (SOU Schülern beiderlei Geschlechtes Ü. Frauen 
"') Die Unterrichts-Anstalt des deutschen Gewerbe-Museums besteht aus 
zwei Abtheilungen: den Vorbereitungsclassen und den Cornpositionsclassen, beide ihrer Bestimmung 
und Einrichtung nach wesentlich von einander verschieden. 
Die Vorhereitungsclassen sind - einer gewerblichen Zeichenschule gleich -- in erster 
Linie für junge Leute bestimmt, die sich dem Kunsthandwerk widmen wollen und haben die 
Aufgabe, dieselben im Zeichnen und Modelliren zu üben und mit den Elementen der Knnstfornien- 
Sprache bekannt zu machen. Sie reihen sich in strenger Stufenfolge aneinander, derart, dass jede 
ein bestimmtes Pensum in fortlaufendem Cursus zu behandeln hat. Der Unterricht wird - mit 
Rücksicht nuf die Bedürfnisse der Mehrzahl der Schüler, welche während des Tages an ihre 
Werkstatt gefesselt sind, _ in den Abendstunden und an Sonntngs-Vomittagen ertheilt. 
Im Gegensatz hierzu bilden die Compositions-Classen eine Kunstgewerbeschule im 
engeren Sinne und sind nur dir solche Schüler bestimmt, welche sich mit Aufbietnng ihrer 
vollen Arbeitskraft und Zeit zu selbstständig schaffenden Künstlern innerhalb ihreä gewerblichen 
Faches d. h. zu Musterzeichnern, Modelleuren etc. für Werkstätten und Fabriken ausbilden wollen. 
Die Zeichen- und Modellirclassen dieser höheren Abtheilung haben ihre Arbeitszeit während 
der Tagesstunden von 9 bis 4 Uhr, sie unterscheiden sich untereinander nur durch die zur 
Behandlung kommenden Lehrfächer und sind unter sich insofern durchaus gleichen Ranges, als 
der Grad der Ausbildung, welchen sie verleihen, nur von den Fähigkeiten und der Ausdauer der 
Schüler abhängt. 
In beiden Abtheilungen der Unterrichts-Anstalt werden Schülerinnen aufgenommen und volle 
kommen gleichmässig mit den Schülern ausgebildet. 
Für beide Abtheilungen beginnt das Schuljahr mit Anfang October und schliesst mit Ende 
Juni, umfasst also nur drei Quartale (mit möglichst kurzer Unterbrechung während der Weih- 
nachts-, Oster- und Püngstfeste), während das vierte Quartal von den grossen Sommerferien in 
Anspruch genommen wird. 
Mittellosen Schülern können Freistellen und für den Besuch der Compositions-Classen auch 
Stipendien gewährt werden. - 
A. Die Vorbereitungs-Classen. 
Die unterste oder elementare Stufe wird von den Clussen 1 und 2 gebildet. Beide stehen 
in engem Zusammenhangs mit einander und geben die fir alle weitere Entwicklung unerlässliche 
Grundlage ab. ' - 
Classe 1. Elementares Ornament-Zeichnen ist für Schüler bestimmt, denen noch 
keinerlei künstlerische Unterweisung zu Theil geworden ist. 
Der Cursus der Classe dauert 1 Jahr.
	        
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