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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

XXXII Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. 
stabe bemessen, der so rasch veraltet ist. wie diess wollvon Niemandem vorher- 
gesehen werden konnte. Die rasche Ausbreitung der kunstgewerblichen Bewegung 
über die abendländische Uulturwelt übertraf eben alle Erwartungen. i 
Im Laufe der letzten zehn Jahre sind nämlich nicht nur durch das 
Entstehen grosser wettcifernder Museen in allen Staaten Europafs die Verhlltnisse 
zwischen Nachfrage und Angebot gänzlich verschoben worden, sondern es hat sich 
überdiess Amerika mit stets steigender Kauflust auf dem europäischen und 
orientalischen Markte älterer Kunstgegenstände eingefunden und die Preise mit 
einer Schnellkraft iuv die Höhe getrieben. dass in diesem Handelszweige alle Wsrthe 
seit einem Decenniurn verdoppelt, ja bezüglich mancher Techniken und Kunstperioden 
verdreifacht und selbst vervierfacht wurden. Die gegenwärtige wirthschaftliche 
Krise hat die Preise nicht zu drucken vermacht. Dazu scheint der Markt bereits 
zu ausgedehnt für Wuaren, die sich - von den Erzeugnissen der Falscher- 
industrien abgesehen - nur durch neue Funde und somit in sehr beschränktem 
Masse mehren können. 
Unter solchen Umständen dürften ohne ernste Schädigung üfentlicher Interessen 
die bisherigen Ansätze der Dotation für Erwerbung älterer Gegenstände nicht 
länger massgebend bleiben und es müsste deren Erhöhung im richtigen Verhält- 
nisse zu jener Preissteigerung, also mindestens auf das Doppelte erfolgen. Trotz- 
dem mnchte das Ministerium im Hinblick auf die jetzige Lage der Siaatsfnanzen 
eine solche Erhöhung vorläufig auf das durchaus Unvermeidliche eingeschränkt 
wissen. Es gibt sich der Hoffnung hin, dass es der bewährten Umsicht der fach- 
männischen Kräfte des Museums gelsnge, mit einer bloss um die Hälfte vermehrten 
Dotstion einige Jahre hindurch die Sammlungen der Anstalr in würdigem Stande 
zu erhalten bis günstigere aussere Umstände die Gewährung der erforderlichen 
Dotstion gestatten. 
Von der grössten Wichtigkeit erscheint die Erweiterung der Bibliothek, sowie 
der Sammlung von Stichen und Handzeichnnngen, da diese Bestgudthgilg des 
Museums erfshrungsgemäss den erspriesslichsten Einfluss auf unsere Künstler wie 
Gewerbetreibende bisher geübt haben und von Jahr zu Jahr mehr üben. Indem 
stets der Grundsatz befolgt wurde, man müsse den in diesen Sammlungen geh- 
tenen Formenschutz der Industrie so zugänglich als nur immer möglich machen, wurde 
den Besuchern dieser Sammlungen bei der Mehrzahl der Werke nicht nur das Gopiren, 
sondern selbst das Pausen gestattet. So kann denn wohl behauptet werden, dass ein 
solches Werk desto fruchtbarer gewirkt hat, je starker und bülder es abgenutzt worden. 
Ein rascher Verbrauch, fortwährende Nachschsdnugen derselben Werke werden 
aber dadurch nothwendig. Ferner vermehrt sich in dem Masse, als allerorten die 
kunstgewerbliche Bewegung wachst, die Zahl der neneuPublicat-ionen, welche du 
Museum nicht missen darf, und es steigen gleichzeitig die Preise der nur anti- 
quarisch käuflichen Werke und Stiche. Endlich erscheint die schon nominell nahe. 
deutende Dotation noch dadurch thatsächlich sehr verringert, dass für die vom 
Auslands bezogenen Werke - und diese bilden die überwiegendte Mehrzahl - 
hohes Agio bezahlt werden muss. Daher wird auch die Ziffer dieser Dotation 
mindestens um die Hälfte erhöht werden müssen. wenn nicht demnächst ein Rück-
	        
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