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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

Entwicklung des gewerblichen und mercantilen Unterrichts. Ll 
Aus einem Hinweise auf die Unterriehtseinrichtungen Sachsens dürfte somit 
für die österreichische Unterrichtsverwaltung gerade das Gegentheil dessen hervor- 
gehen, was an der I-lnnd ungenügender statistischer Materialien und in Folge von 
Missverständnissen in der Terminologie bewiesen werden wollte. Ein Blick auf die 
technischem Hochschulen macht (liess vollends klar. Wenn nämlich die österreichische 
Industrie an Ausdehnung nicht zu gering ist, um fünf technischen Hochschulen, 
also fünfmal so vielen gewerblichen Ünterrichtsanstalten höchster 
Stufe als die sächsische Industrie, Schiller zuzuführen. wie sollte es dann 
erklärt werden. dass diese selbe ("vsterreichische Industrie eines technischen 
Unterrichts unterer Stufe in so viel geringerem Grade bedurfte als die 
sächsische? 
Die Wahrheit ist, dass im gewerblichen [Tnterrichtswesen (lsterreichs eine 
Lücke besteht, die nicht langer nnausgefüllt bleiben darf. 
Kein Fachmann kann darüber im Zweifel sein, dass die vom österreichischen 
Unterriehtsministerium im tiewerbeschulwesen geplanten Organisationen nicht nur 
das im Auslande Bestehende an Umfang nicht übertrelfen, sondern dass sie vielmehr 
_ absichtlich und den österreichischen Verhältnissen entsprechend _ in viel 
engeren Grenzen angelegt sind, als die analogen Einrichtungen irgend eines west- 
europäischen Staates, und dass es sich bei diesen Organisationen nicht um unüberlegte 
Experimente handelt, durch welche auf österreichischem Boden ein Ausserordentliches 
versucht werden soll. sondern dass die Ilnterrichtsverivalhing die viel bescheidenen- 
Aufgabe hat, endlich den weiten Abstand zwischen dem gewerblichen Schulwesen 
des Auslandes und ("lsterreichs zu verringern durch Einführung nnderwärts seit 
Decennien bewährter, dort längst nicht mehr discixtirter Institutionen. 
Übrigens Endet sich die Regierung bei diesen Organisationen in erfreulichster 
Übereinstimmung mit den Anschauungen des weitaus überwiegenden Theiles der 
hieran interessirten Bevölkerung und haben die Plane des Ünterrichtsministeiiiims 
die einmüthige und laut kundgegebene Billigung der Industriellenß Handwerker, 
Techniker und der von diesen gebildeten fachmännischen Corporationen gefunden. 
So stehen den von einer Seite vorgebrachten Bedenken die von anderer Seite in 
der 163. Sitzung der ß. Session geäusserten Wünsche gegenüber (pag. öötiilund 
5665 des Sten. Prot.). 
Insbesondere Herr R. A. Fürth hat in jener Sitzung darauf hingewiesen, wie 
wichtig für das südliche und westliche Böhmen die Errichtung eines grüsseren 
gewerblichen Bildungscentrnms und welch' geeigneter Sitz hiefür die Stadt Pilsen 
wäre. Nach seiner Ansicht ist die Gründung einer derartigen Lehranstalt in 
Pilsen eine Angelegenheit von mehr als loealem Interesse. 
Mit diesen Worten lznt der genannte Herr Rcichsrathsabgeorzlnete einen Stand- 
Punct eingenmnmen, der in der ganzen Gewerbeschulfrage zweifelsohne der einzig 
richtige ist. 
Technische, respektive artistische Lehranstalten, wie die höheren Gewerbe- 
schulen und die Werkmeisterschulen werden in der That fast niemals die Aufgabe 
haben, dem lncalen Bedarfe hlnss einer einzelnen Stadt zu genügen. Die Mehrzahl 
jener schiefen Urtheile, irelche über Gewerbeschulen - insbesondere mit Rücksicht 
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