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Entwicklung des gewerblichen und mercantilen Unterrichts. LV
' Wie Herr Reißhsrathsabgeordneter Fürth. so hatte auch Herr Reichsraths-
dneter Friedrich Suess in derselben Sitzung des h. Abgeordnetenhauses
die von der Regierung beabsichtigte Organisation des gewerblichen Unterrichts in
entschiedener Weise gebilligt und im Hinblicke auf specielle lndilstrie-Verhältnisse
Niederösterreich den Antrag auf Errichtung einer chemisch-technischen Fachschule.
in diesem Kronlande gestellt.
Die Nothwendigkeit einer solchen gewerblichen Lehranstalt. namentlich fur
Wien und dessen westliche Vororte ist langst anerkannt. Seit fünf Jahren wird
bereits in dieser Sache verhandelt. Hindernisse von mehr als Einer Seite haben
leider bisher nichts zu Stande kommen lassen. Schwierigkeiten bereitet insbesondere
die Localitätenfrage und es schiene bedenklich, mit der Errichtung einer solchen
Schule vorzugehen, ehe man sich vollkommen entsprechender Räumlichkeiten
versichert hat.
Die Ünterrichtsverwaltung hat neuerlich Einleitungen im Sinne einer Oombi-
nation getroiien, nach welcher die gegenwärtig im Gusshailse im IV. Bezirke Wiens
befindliche k. k. Bau- und Maschinengewerbeschule organisatorisch und räumlich
zertheilt würde. Die von Schülern sehr überfüllte- Fachschule für Baugewerbe würde
in das von der Akademie der bildenden Künste verlassene St. Anna-Gebäude verlegt,
woselbst sie sich mit der Vorhereitungssehule der Kunstgewerbeschule in die
Räume theilen könnte. Die mechanisch-technische Fachschule verbliebe im Guss-
hause, in welchem dann genügender Raum zur Errichtung einer chemisch-
technischen Fachschule verfügbar wäre.
In solcher Weise könnte innerhalb der nächsten zwei Jahre das Ergebniss-
erzielt werden, dass jede der vier gewerblichen Hauptrichtungen im Centrum der
Monarchie Vertretung durch eine Fachsehule fände.
Von den Äusserungen, welche bezüglich der Staatsgewerbeschulen im hohen
Abgeordnetenhause bei Berathung des Voranschlages für 1876 gefallen sind. ist
schliesslich noch hervorzuheben das von den Herren Reichsrathsabgeordneten
Mendelsburg und Dr. Weigel ausgesprochene Verlangen. dass die Regierung
bei Organisation der Stnatsgewerbeschule in Krakau die eigenthümlichen lncalen
Verhältnisse und die besonderen Wünsche. der Bevölkerung berücksichtigen möge.
(Pag. 5662 und 5664 des Sten. Prot.)
Bei den -im Laufe des Jahres 1876 über die Organisation der Kraliauer
Gewerbeschule geführten Verhandlungen ist das Untenichtsministerium in Gewährung
solcher besonderen Wünsche bis zur äussersten Gränze des zulässigen gegangen.
Die Eröllinung der Schule fand i'm October 1876 statt.
ihrer bereits getroffenen Vorbereitungen, namentlich in Folge der schon vollzogenen Ernennungen
in einer Zwangslage. Dieser lrrthum verleitete dann, eine rein culturelle Angelegenheit mit
solch iibernlüthiger Schroßheit auf den sterilen Boden nationaler Parteipolitik hinübarzulcitan, dass
man sich des Biirkzvlgs zu si-hänucn schien, als die Untrrrii-hlsverwaltung im Verlaufe der weiteren
Verhandlungen ihre Compacisrentcix mit der Mittheiluug überrasi-hte, sie fühle sich in ihren
Dispositionen durchaus unbehindert und werde unter so hcwnndten Umständen die für Prag
vorbereitete Staalsgewerbeschule binnen wenigen Wnrhun in Pilsen erößncn,
Anfangs November {S76 wurde an der untersten Clmsse der Pilsnar Staatsgcwerbsschule der
Unterricht mit 56 Schülern begonnen.