zeichnen, das im Hinblick auf den vorliegenden Zweck im Wesentlichen
Umrisszeichnen sein und das Flachornament behandeln muss. Seine
Aufgabe ist es, neben der Erziehung von Augenmaass und Handfertigkeit, mit
den ornamentalen Formen bekannt zu machen, die wir durch Tradition
empfangen haben, aber auch auf die Natur, die Pflanzenformen hin-
zuleiten, welche (neben den geometrischen) zu allen Zeiten die Grundlage
des Ornamentes bildeten. Ist eine gewisse Fertigkeit im geometrischen
wie Freihandzeichnen erzielt, so können bei der Herstellung von grösseren
Arbeiten beide verbunden werden, wie dies auch in der Praxis überall
üblich ist. Einer höheren Stufe des Unterrichts fällt dann neben der wei-
teren Ausbildung des Formensinnes als Hauptaufgabe die Einführung in
das so wichtige Gebiet der Farbe zu.
Aus dem Angedeuteten dürfte zur Genüge ersichtlich sein, dass die
„Schule des Musterzeichnens" nicht nur an weiblichen Bildungsanstalten,
sondern auch in allen gewerblichen Schulen und zwar von allen den-
jenigen Berufsklassen mit Nutzen wird verwendet werden können, welche,
wie schon oben gesagt, bei der Ausschmückung ihrer Erzeugnisse vorzugs-
weise auf das Flachornament und seine farbige Behandlung angewiesen
sind, wie z. B. Zimmermaler, Weber, Emailleure, Dekorateure, Tapezierer,
Sattler, Posamentiere etc. 4
Die Separat-Ausgabe der ersten drei Abtheilungen (Blatt 1-36.
10 d) stellt sich auch in den Dienst der V0 lks- und Bürger-Mädchen-
schulen (sog. Mittelschulen), in welchen ja in neuester Zeit das
Zeichnen als Disciplin immer mehr und mehr an Bedeutung gewinnt.
Die „Kolorirschule" dürfte eine willkommene Gabe auch für solche
Lehrer und Private sein, welche durch Selbststudium sich mit der Technik
des Kolorirens und den Gesetzen der Farbengebung bekannt machen wollen.
Ein erläuternder Text von 16 Seiten gieht Auskunft überEutstehung
des Werkes, eine Anleitung zum Gebrauch der Vorlagen im Allgemeinen,
wie auch Andeutungen über das Wichtigste aus der Farbenlehre, die Be-
handlnng von Papier, Pinsel und Farbe und die Ausführung jedes einzelnen
Musters.
Eine Autorität auf dem Gebiete des Zeichenunterrichts äussert sich
u. A. über dieses neueste Werk Herdtle's:
„Das Erscheinen dieses nachgelassenen Werkes unseres um die Forderung des
Zeichennnterrichtswesens so hoch verdienten Eerdtle muss allerseits nur auf das
Freudigste hegrnsst werden. Ein Meisterwerk gediegenen Fleisses, hohen Verstand-
nisses und geschmackvoller Ausführung, kommt es zugleich einem wirklichen Bedürf-
nisse entgegen, indem es die Idee einer organischen Verbindung des Zeich-
nens mit der weiblichen Handarbeit, bezw. der Textilindustrie auf das
Glücklichste durchführt. Der Stof ist wahrhaft mustergiltig und streng stil-
gerecht, und man bemerkt auf den ersten Blick, dass das Werk von Meisterhänden
kommt. Die Schule kann nicht dankbar genug dafur sein, dass derKünstler in sie hinab-
steigt, um dieKeime des Kunstverstandnisses und reiner Geschmacksbildnng in sie hinein-