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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 199)

Von Wien waren die Porzellan-i-Arcanac durch entlaufene Arbeiter nach Deutsch- 
land gelangt, von einem Fürstenhofe zum andern, wo sie Veranlassung zur Gründung einer 
ganzen Reihe von Fabriken wurden. . 
ln Frankreich hatten die Versuche zur Darstellung des Porzellans zu einem ei en- 
artigen Fabricate, dem Frittenporzellan, geführt, welches, namentlich lin der Fa rik 
zu Sevres cultivirt, sich Weltruf erwarb. Nach Entdeckung der mlchtigen Kaolinlager 
von St. Y.rieux und Ankauf der Recepte für das deutsche Porzellan konnte Sevres 1774 
auch das echte Porzellan einführen. 1760 Staatsfabrik geworden und mit enormen Sub- 
ventionen ausgerüstet, entwickelte sich Sevrea in der Folge zu einem Musterinstitute, als 
welches es noch heute unerreicht dasteht. 
Der Vortragende charakterisirte hierauf das Wesen der verschiedenen Porzellan- 
arten und gab in großen Umrissen ein Bild des heutigen Verfahrens der Porzellan- 
bereitung, an welches sich die Aufzählung der Decorationsmethoden, erläutert an Demon- 
strationsobjecten anschloss. ' 
Der außerordentlich interessante Vortrag wurde von der zahlreichen Vusammlung 
mit größtem Beifalle aufgenommen. 
Den durch viele ausgestellte Muster noch besonders instructiven und von der zahl- 
reichen Versammlung sehr beifallig aufgenommenen Vortrag des Universitatsprofessora 
Herrn Dr. W. A. Neumann vom g. März werden wir vollinhaltlich in diesen Blättern 
unseren Lesern mittheilen können und dürfen somit auf ein kurzes Referat verzichten. 
Am 16. März hielt Herr Reg.-Rath Bucher einen Vortrag über Ferd. Laufberger, 
einen Epilog, wie sich einen solchen schoner und gerechter Niemand zu wünschen braucht; 
dem Menschen, Künstler und Lehrer Laufberger wurde gleiche Würdigung zu Theil. In 
der besten Gesellschaft, wie in den Künstlerkreisen Wiens, denen der dahingeschiedene 
Meister durch ein Vierteliahrhundert angehört hatte, war er eine außerordentlich beliebte, 
um seines ungewöhnlichen Wissens geachtete Persönlichkeit. Aber nirgends wird sein 
Verlust tiefer empfunden als im Museum selbst, dem er seine besten Mannesiahre weihte 
mit einer Thatigkeit, deren Andenken wahren wird, so lange das Museum selbst besteht. 
Das Urtheil über seine künstlerischen Leistungen wurde dem Publicum erleichtert durch 
die eben statthabende Ausstellung von Laufbergefs Nachlass, auf welcher wie aus einem 
aufgeschlagenen Buche sein unendlicher Fleiß, die Vielseitigkeit seines Schaffens, sein 
Geist und Humor zu Tage traten, herzerquickend und achtunggebietend zugleich. Beim 
Verfolg von des Künstlers Lebensgang bot sich dem Vortragenden vielfach Gelegenheit, 
dessen eminente Zeichenkunst, den Ernst, welchen er der bis heute noch geringer 
geschätzten Buchillustration wie den größten Aufgaben entgegenbrachte, seine Landschafts- 
studien und die reiche oft poetische Erfindung gebührend hervorzuheben, besonders seine 
außerordentlich glückliche AulTassung kindlichen Lebens und seinen Humor, als den 
Lichtstrahl, durch den eine gütige Natur sein arbeitschweres Dasein erhellte. Laufberger 
hatte das geschulteste Auge für Formen, wie andere für Farben. Er scheint sich dieser 
coloristischen Schwache mit jener Klarheit, die den ganzen Mann auszeichnete, frühzeitig 
bewusst gewesen zu sein. und vielleicht darum copirte er auf seiner Studienreise 1862 
nach ltalicn, Paris, London, mit Vorliebe Giorgione, Veronese, Rubens, Velasquez, um 
diesen großen Coloristen das Geheimniss ihrer Farbengebung abzulauschen. Nach den 
großen decorativen Aufgaben für das Opernhaus, das Oesterr. Museum, die Votivkirche 
und die Hofmuseen wurde sodann auf's wärmste seine musterhafte Thatigkeit als Lehrer 
an der Kunstgewerbeschule besprochen und die Verbindung mit Storck, durch welche 
diese beiden Künstler, in glncklichster Weise sich ergänzend, stets als die ersten oder 
doch unter den ersten zu nennen sind, welche das heutige glänzende österreichische 
Kunstgewerbe großgezogen haben. Dabei doch stets vorwärts strebend, wenig zufrieden 
mit seinen eigenen Leistungen, in schönem Verein Bescheidenheit und Selbstgefühl zei- 
gend, erweist sich Laufberger als aus demselben Holz geschnitzt, wie die alten Meister. 
Reg-Rath Bucher hatte seine Worte in Laufberger auch einem verlornen Freunde 
geweiht. Die Gefüblswarme, mit welcher er sprach, bar jedes falschen Pathos, mit vollem 
Eindrucke der WVahrheit des Gesagten, sie übten auch ihre Wirkung auf die zahlreichen 
Zuhörer, und dieselben gaben am Schlusse des Vortrags ihrer Annerkennung lebhaften 
Ausdruck. 
Prof. Petersen aus Prag sprach am a3. März über die archäologischen Expedi- 
tionen der Gegenwart: ihre Bestimmnng, neben der schriftlichen Ueberlieferung vom 
Leben der alten Volker, speciell der Griechen und Römer, die monumentalen Reste groß 
und klein aufzudecken und zu erforschen oder der Erforschung zugänglich zu machen. 
Verschieden waren die Ursachen, welche die Verschüttung so vieler alter Werke herbei-
	        
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