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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 199)

reichster Disposition und delicater Durchbildung. Zugleich wurden für zwei 
Fenster Teppichverglasurigen geliefert. 
Es dürften damit die edlern kunstwerthigen Glasmalereien, welche 
das Tiroler Institut für die österreichische Monarchie 1878 geliefert, so 
ziemlich erschöpft sein, denn vom Gros einfacher Blei- und Dessinver- 
glasungen soll ja in dieser Rückschau ganz abgesehen werdlen. 
Dagegen müssen wir aus den nach Deutschland gefertigten Fenstern 
erwähnen: jene für Eltmann in der Pfalz; die im prächtigsten Formen- 
reichthum der" Spätgothik concipirten für Rottweil: Krönung Mariens 
und Sendung des heil. Geistes; das große Marienfenster für Wetten bei 
Kevelaer, die Glasgemälde des Marienchores für Goch nach Professor 
Joh. Kleink Entwürfen und Cartons, als eine der besten stylvollen Lei- 
stungen neuerer Glasmalerei am ganzen Niederrhein anerkannt, das 
Thurmhallen- und zweite Portalfenster der Pfarrkirche zu Borken in 
Westfalen. In jenem zeichnete derselbe Meister den guten Hirten, der 
sein Schäflein - das der Familie entrissene Kind - in die Hürden des 
ewigen Vaters bringt, unter Benutzung des Maßwerks zur Aufnahme der 
Sacramente; im Portalfeuster das zweite Kommen Christi als Richter 
der Welt, eine Composition, die an Ernst und Größe das heitere Weih- 
nachtsfenster naturgemäß überragt. 
Nicht unbemerkt lassen dürfen wir die Kunstverglasungen der Villen- 
Burgen der Fürsten Solms, welche nach Motiven des Baurath Oppler in 
feinstem Glasmosaik in pikantem Wechsel mannigfachster Ornarnentformen 
delicat ausgeführt wurden. l 
Die Krone des ganzen Schaffens bildete aber auch dieses Jahr wieder 
das riesige zweite Transeptfenster der Votivkirche in Wien, eine Schen- 
kung Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef l. in pietätvoller Erinnerung 
ah den Stifter des Baues, weiland Se. Majestät Kaiser Max von Mexiko. 
Er hält den Plan der Kirche entrollt, während Herolde der Provinzen in 
wappengeschmückten Ornaten ihm nahen, dieses Denkmal der Völker für 
ihren geretteten Monarchen zu setzen. Tragisch winkt der Engel nach 
dem Schiffe, das den hochbegabten Prinzen seinem Verhängnisse entgegen- 
tragen soll. Darüber erblicken wir das Abendmahl und die Erscheinung 
des Auferstandenen, die ganze Apostelschaar um den Heiland gruppirt, 
die ungeheuren Räume mit ihren Colossalgestalten füllend. Auch dies 
Fenster wurde von Prof. v. Steinle erfunden, die naturgroßen Cartons 
von Prof. C. Jele gezeichnet. 
Wie von Bergeshöhe, die man in langsamem Aufstieg erklommen, 
möchte man von solcher Höhe der Leistung zuriickschauen über alle 
Tiefen und Hindernisse, die überwunden, mit Dank gegen Alle, die Einen 
bis dahin emporgetragen, nicht zuletzt gegen die Vorsehung, welche aus 
den kleinsten Anfängen den Keim sich dehnen und wachsen ließ, die den 
früchtereichen Baum gereift und seinen Wipfel immer höher streckte in 
reineres Licht, nach formvollendeten Idealen. Ja, es ist merkwürdig, wie
	        
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