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mit der ästhetischen Entwicklung der Tiroler Glasmalerei die Nahrungs-
stolfe, um uns so auszudrücken, sich sublimiten, wie die eigentlichen
Kunstaufgaben sich mehren, der handwerkliche Arbeitstheil sich mindert
und damit dem ganzen Wirken einen veredelten Charakter gibt, den Trieb
nach steter Vervollkommnung mit den gesteigerten Forderungen höherer
Aufgaben. Wir treten in's Jahr
1879.
Neuerdings empfängt das Institut aus Bocholt in Westfalen einen
größeren Auftrag: die Teppiche der Chorfenster, welche vor ca. zehn
Jahren in einer andern Glasmalerei ausgeführt waren, mit Medaillen-
Einlagen zu bereichern; ihr Inhalt sind legendarische Wunder aus dem
Leben der berühmtesten Verehrer des heil. Altarsacramentes. Die Vollen-
dung dieser Aufgabe zieht sich in Folge Ueberbürdung mit anderen meist
älteren Bestellungen bis in's Jahr 188i.
Die Pfarrkirche zu Wetten bei Kevelaer erhält nun auch für den
Hauptchor glasmalerischen Schmuck: das Auferstehungsfenster und zwei
seitliche mit Einzeliiguren in decorativer Lösung.
Im Hochchor des Doms zu Münster wird das Mittelfenster, wdas
Kreuzesopfer Christi", eingesetzt, das der eriindende Künstler Professor
Johannes Klein in typologischer Weise tief durchdacht und reich veranlagt
mit bedeutsamen Bildern aus dem alten Testamente umgeben hat. Ihm
folgt im nämlichen Jahre als zweites das Abendmahlfenster; 1880 und
x88! die Himmelfahrt, die Geburt und Anbetung des neugebornen Hei-
lands durch die heil. drei Könige, sein Erscheinen als Richter der Welt.
Zu bedauern ist an diesen ernstgestimmten Hochchorfenstern nur, dass
die Ueberfülle des Inhalts, die Menge der kleinen Gestalten auf die an-
sehnliche Distanz, in der sie selbst vom Lettner aus zu sehen, nicht völlig
klar wird und der Beschauer sich daher nur an den Centralbildern über
die Bedeutung der Randbilder orientiren kann.
In B0 rken erhieltdie niedliche Mariencapelle in dem Stammbaum
und in einzelnen Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter nach
einer durchgreifenden Restaurirung auch ihren glasmalerischen Schmuck.
Für Gross-St. Martin in Köln gelangten die seit Langem in stetiger
Ausführung begrißenen Kunstverglasungen durch die ornamentalen Rosetten
und die drei großen Facadenfenster zum endlichen Abschlusse. Nach alt-
hergebrachter Weise galten letztere dem jüngsten Gerichte: Christus, um-
geben von der Engelsglorie des Himmels, angefleht um Gnade für die Auf-
erstehenden von Maria und Johannes Baptist, hält das entsiegelte Buch,
während zu seinen Füßen Engel in die Posaune stoßen, zu seinen Häupten
andere das Schweißtuch mit den Leidenswerkzeugen als Symbole seines
Erlösungsopfers halten. In den äußeren Medaillons sind die acht Selig-
keiten angeordnet, repräsentirt durch Cbaraktergestalten des alten und
neuen Testaments. Die seitlichen Fenster schließen sich durch die Gruppen