der klugen und thörichten Jungfrauen symbolisch dem dogmatischen In-
halte des mittleren an.
So belangreich diese Arbeiten nach dem Niederrhein waren, so werden
sie noch weit übertroffen durch den Auftrag für die neue Marienkirche in
Stuttgart, welche ihr deren Erbauer, Oberbaurath v. Egle, ertheilte.
Es galt innerhalb fünf Monaten die drei großen Hochchorfenster, die vier
der Seitenchöre, endlich drei kleinere der Sonntagscapelle fertig zu stellen,
nicht nur vom Carton weg, sondern für viele auch noch die Cartons zu
zeichnen, da Prof. Klein, der zu allen die Entwürfe geliefert, unmöglich
auch alle 27 Hauptgruppen: Leben Jesu und Mariens mit einer ent-
sprechenden Menge kleinerer und alle Einzelfiguren selbst aufreißen konnte.
Indem die Anstalt diesen Termin nicht nur einhialt, sondern an-
erkanntermaßen auch eine der edelsten Kunstverglasungen schuf, womit
deutsche Kirchen im letzten Jahrzehnt ausgestattet wurden, hat sie ihre
Leistungsfähigheit nach innen und außen glänzend bewährt, ein Ereigniss,
das zugleich das artistische Personale ehrt, durch dessen ganz ungewöhn-
liche Anstrengungen und unverdrossenen Eifer überhaupt nur eine so
umfangreiche Aufgabe bewältigt werden konnte. Es verdient dies umso-
rnehr hervorgehoben zu werden, als die tüchtigen Leute kaum von den
ebenso strengen Arbeiten für die Votivkirche ausgeruht hatten, deren Ein-
weihung am 24.. April die Bauleitung zwang, bis dahin auch sämmtliche
noch offenen Fenster mit ihren Glasmalereien zu besetzen. Davon lieferte
die Tiroler Glasmalerei in weniger als fünf Monaten im Anschlusse an das
St. Stefansfenster die übrigen vier des nördlichen SeitenschiEes, nämlich
das der Thurmhalle: Christianisirung Ungarns und seiner Nebenländer,
die Taufe Stefans des Heiligen durch den heil. Adalbert; eine Stiftung
weiland Sr. Majestät Kaiser Ferdinand I. nach Entwurf und Cartons des
Prof. Laufberger; Martyrium des_ heil. Wenzel mit einzelnen Patronen
Böhmens, gestiftet von der fürstlichen Familie Schwarzenberg, gezeichnet
von Prof. Sequens, - das Apostolat Cyrills und Methuds unter den
Slaven, gewidmet vom regierenden Fürsten Johann von und zu Liechten-
stein, erfunden und gezeichnet von Prof. Trenkwald, endlich das von
Baron Sina geschenkte Fenster mit dem heil. Hieronymus als Hauptbild
nach Cartons des Prof. Rieser.
Dazu kommen noch die vom Erzbischofe von Olmiitz, Landgrafen
von Fürstenberg, und von der Abtei Raigern gestifteten Fenster der Taufe
capelle, mit deren Entwürfen der Maler Jobst und Prof. Sequens betraut
waren. Das erstere zeigt das Wunder des heil. Sarkander, oben den heil.
Friedrich, das zweite die Gründung des Stiftes Raigern, im Giebelfeld
St. Benedictus im Gespräche mit seiner Schwester Scholastica.
Mit diesen Fenstern fand die stattliche Reihe der der Tiroler Glas-
malerei überwiesenen Aufträge für die Votivkirche ihren gewichtigen Ab-
schluss; durch das Vertrauen des Bauleiters Baron Ferstel und durch die
Gunst hoher Stifter wurde sie gerade zu den allerersten und größten Auf-