Beilage zu Nr. 200
der
„Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums."
ln Bickendorf bei Köln sind für die Fenster des Hochchors die
Geheimnisse des Rosenkranzes bestimmt; man begann mit dem Mittelfenster,
welches über dem Altar sich erhebend naturgemäß den Opfertod Christi
darstellt.
Für die neuerbaute Kirche der Kreuzschwestern in Linz gab Dom-
baumeister Schirmer sämmtliche Kunstverglasungen in Auftrag: die {ign-
ralen des Chors und der seitlichen Absiden mit Darstellungen aus dem
Leben der Ordensheiligen Franz von Assisi, St. Antonius von Padua,
St. Fidelis und Einzelfiguren.
Die Liebfrauenkirche in Nürnberg erhielt nach Zeichnungen des
die Restaurirung leitenden Architekten Director Dr. Essenwein sechs com-
plete Schifffenster, in welchen alte Felder mitverwendet wurden und wozu
die Anstalt alles Uebrige, d. h. 90 Felder in weniger als go Tagen lieferte,
darunter den Kreuzweg, der sich friesartig durch die unterste Reihe zieht,
componirt und gezeichnet von Herrn Siber, einem Mitgliede der Anstalt.
An Einzelfenstern nennen wir: das der heil. Anna für St. Adalbert
in Prag, nach Carton der Prof. Sequens und Barvitius; das St. Josef-
fenster für St. Peter bei Graz, den Englischen Gruß für Guero bei
Feltre - diese drei im Renaissancestyl -; das Herz Jesufenster nach
Müselbach (Vorarlberg) nach dem Flatz'schen Vorbilde.
Ein ganz ansehnlicher Auftrag war der für die neuerbaute Kirche
Harvestehude zu Hamburg, deren sämmtliche Kunstverglasungen vorn
Erbauer Architekt W. Hauers dem Tiroler Institute übertragen wurden,
u. zw. die fünf Hochchorfenster: Christus als Richter, umgeben von den
Chören der Engel in ornamentalem Medailloncliarakter; die vier seitlichen:
Taufe, Christus mit der Sarnariterin am Brunnen, Erweckung des La-
zarus, der Oelberg in architektonischer Umrahmung (mehr englischen
Charakters), die in farbensatte musivische Teppiche eingreift.
Kaum zu übergehen in Rücksicht ihrer Größe sind die Teppich-
verglasungen der Pfarrkirche Neu-Bydschow und der Decanalkirche
zu Pilsen; erstere durch Prof. Vavi-ina, letztere durch Dombaumeister
Mocker eingeleitet und gezeichnet. Der letztere arbeitete mit Prof. Sequens
auch die Entwürfe und Cartons des sechstheiligen Fensters der gräflich-
Martinitz'schen Capelle im St. Veitsdome aus, dessen Architektur und
Teppiche vorherrschend in hellen zarten Tönen gehalten, die farbigen
Figuren um so leuchtender und kräftiger sich abheben lässt.
Als Beweis würdiger Leistung bei äußerst ökonomischen Mitteln
mag das nach Maria am Gestade in Wien gelieferte Fenster gelten, die
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