heil. Familie in buntgegliedertem Tabernakelbau, der die Bildeinlage vom
hellen Teppiche abhebt.
Abt Rößler bestellte in diesem Jahre die ersten zwei Fenster für die
Stiftskirche zu Zwettl, wozu Prof. Rieser die Cartons zeichnete; in dem
einen die Gründung der Abtei durch den heil. Abt Hermann und Hatmar,
im andern die Gründer, Gesetzgeber und Verbreiter des Cisterzienser Or-
dens mit der thronenden Madonna als Patronin.
Mehr als dieses eine Jahr war das Institut an den drei großen Chor-
fenstern der Franziskanerkirche zu Graz beschäftigt, welche die sieben
Freuden Mariens zum Inhalte haben. Entworfen wurden diese auf's reichste
veranlagten Fenster vom Architekten der Anstalt, Herrn Schmid, und vom
Maler Schatz, die Cartons zeichnete Meister Mader, als letztes Werk aus
seiner zu früh verwelkten Künstlerhand.
An Größe des Umfanges und künstlerischem Gehalte blieben hinter
diesen drei prächtigen Chorfenstern kaum zurück die Arbeiten dieses
Jahres für die Kathedrale von Savannah: sieben Figuralfenster für die
Capellen und das Querschiff. Wir heben daraus hervor: Allerseelen; der
Abt Odilo von Cluny bringt das Messopfer für die Abgeschiedenen dar;
Jesus der Kinderfreund. Das zweite große Transeptfenster: Anbetung des
neugebornen Heilands durch die heil. drei Könige als Pendant des Kreu-
zigungsbildes. Hier sind es Sybillen wie dort Propheten, welche die HotT-
nung des Heidenthums auf den Erlöser verkünden; hier die Freude des
Himmels, welche das Maßwerk erfüllt, wie dort dessen Trauer über den
Opfertod. An Pracht der Ausstattung und coloristischer Kraft überragte
dieses Fenster naturgemäß schon durch den dafür geschaffenen Inhalt weit
seinen ernsteren Vorgänger. (sahnig; folgt.)
Archäologische Forschungsreise nach Kleinasien.
Vor wenigen Wochen hat sich eine wissenschaftliche Expedition von Wien aus
nach Kleinasien begeben.
Die voriährige Reise der Proif. Benndorf und Niemann und des Dr. v. Luschan
nach Lyltien und Karien - als Fortsetzung der unter dem vorigen Unterrichtsminister,
Herrn v. Stremayr, mit den Untersuchungen auf Samothrake so erfolgreich begonnenen
österreichischen archäologischen Expeditionen von dessen Amtsnachfolger, Freih. v. Co nrn d,
bereitwilligst gewährt und von dem damaligen Minister des Aeußern, Freih. v. Haymerle,
auf das eifrigste und wahrhaft kunstbegeistert unterstützt - hatte das Vorhandensein
zweier antiker Bauwerke constatirt, deren genauere Erforschung im Interesse der Wissen-
schaft und Kunst wünschenswerth erschien. Das auf Veranlassung des Hofraths v. Eitel-
berger eingeholte Votum eines Kreises von Fachminnern sprach sich auf Grund einer
Denkschrift des Prof. Benndorf und photographischer Aufnahmen entschieden für die
Verfolgung und, soweit möglich, Ausbeutung der gemachten Entdeckungen aus, und am
29. December v. J. trat eine Gesellschaft von Kunstfreunden zusammen, welche sich die
archäologische Erforschung Kleinasiens zur Aufgabe gemacht und zunächst eine zweite
Expedition nach den im Vorjahre berührten Gegenden veranstaltet hat.
Diese Gesellschaft besteht unter dem Präsidium Sr. Exc. des Herrn Grafen Edmund
Zichy und des Reichsrathsabgeordneten Herrn Nicolaus Dumba, aus den zwei Ehren-
mitgliedern, Sr. Durchl. dem regierenden Fürsten Johannes Liechtenstein und Herrn
Baron Marco Morpurgo, Präsidenten der k. k. priv. Dampfsehi(führte-Gesellschaft des