Bei in Sandsteinrahmen eingespannt gewesenen Marmorplatten, zeigt
die Erfahrung in Edinburgh, wie das Eindringen von Wasser und der
weitere Verlauf der Frostwirkung eine Krümmung und Ausbauchung ver-
anlassen kann, der ein gänzliches Zerreissen der Steine folgt, wodurch die
allgemeine Dauer derartiger Monumente auf etwa IOO Jahre beschränkt
wird, während die lnschriften meist schon nach 40 Jahren unleserlich sind.
Die Frostwirkung tritt uns überhaupt als die auffallendste und
deutlichste Form dieses Zerstörungswerkes entgegen, wobei nicht verkannt
werden darf, dass rasche und starke Temperaturschwankungen für sich
allein das Zerbersten der dichtesten Kieselknollen veranlassen können
und beispielsweise, wie Zittel berichtet, die enormen Mengen scharf-
kantiger Feuersteinsplitter erzeugen, welche der Sturm in der lybischen
Wüste aufwirbelt.
Den schädlichen Folgen des Frostes sind namentlich Sandsteine unter-
worfen, bei denen das oxydable Bindemittel (Matrix), welches meist etwas
Eisen enthält, leicht herauswittert. s
Granit (das aus Feldspath, Quarz und Glimmer bestehende Ur-
gestein) ist nur zu häufig ähnlichen Veränderungen ausgesetzt, und zwar
wird hier der Feldspath in erster Linie betroffen, wobei sich die inter-
essante Thatsache ergeben hat, dass der polirte Granit rascher zerstört wird
als der unpolirte, und es hat sich in einem speciellen Fall gezeigt, dass, _
während eine polirte (geglättete) Granitfläche jährlich im Durchschnitt
o'oo85 Mm. verlor, die nichtpolirte Fläche blos o'oo76 Mm. einbüßte. Diese
Erscheinung ist unschwer zu erklären, wenn man sich erinnert, dass
natürliche Krystallflächen, wie Leydolt erwiesen hatte, schwerer angreif-
bar sind, als die durch das Schleifen blosgelegte Innenseite, wie diese beim
Poliren der aus Krystallindividuen bestehenden Granite hervortritt, die
beim bloßen Behauen jedoch ihre natürlichen KrystallHächen wenigstens
zum Theil unverletzt erhalten.
Eine in gewisser Hinsicht ähnliche, für den hier in Rede stehenden
Gegenstand nicht uninteressante Beobachtung hat übrigens Prof. Siegwart
am Fensterglas gemacht und gefunden, dass die natürliche Beschaffenheit
der Oberfiäche der geblasenen Fensterscheibe widerstandsfähiger gegen
das sogenannte Erblinden und Mattwerden ist, als die durch Schleifen
blosgelegte lnnenHäche. Hier kann jedoch angenommen werden, dass
diese lnnenfläche sich von der sogenannten natürlichen Außenfläche (die
beim Schleifen entfernt wird) in ihrer chemischen Beschaffenheit unter-
scheidet und eben leichter zersetzbar ist als die letztere, welche etwas
kieselsäurereicher ist.
lm Allgemeinen und unter gleichen Umständen werden jedoch aller-
dings jene Flächen am raschesten angegriffen, die den auf sie wirkenden
Einflüssen die meisten Berührungspunkte darbieten, indem sich, wenn man
so sagen darf, die Einwirkungsdauer umgekehrt zur Grösse der Berührungs-
fläche verhält, was namentlich beim Marmor hervortritt, der wohl stets, ver-