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heraldischen, historischen, gemtithlichen Charakters, freudige, farbige Licht-
punkte für das überall, auch im Fenster Genuss suchende Auge, das auch
des blumenreichen oder arabeskengeschrnückten Rahmens nicht entbehrt,
der diese heiteren Glasfelder abschließt. Durch sie empfängt der Innenraum
das Licht gemildert, sonniger durchwärmt.
Von den 452 Aufträgen, welche das Wiener Atelier für Profanbauten
in anderthalb Jahren ausgeführt, ist der weitaus größte Theil in dieser ein-
fachen, zweckentsprechendsten Weise durchgeführt; solche Fenster machen
Freude und Freunde, wie heitere, seelenklare Menschen.
Den Inhalt der als Einlagen gebotenen Cabinetsstücke aber aufzu-
zählen, müssen wir, um nicht zu ermüden, verzichten; das häusliche
Leben, die Spiele, die Gewerbe, Wissenschaft und Kunst, Geschichte und
Allegorie, Wappenschildereien, prächtige Gestalten alter Zeit, die Freuden
der Jagd, Bilder aus dem Naturleben und vieles Andere wurde glasmalerisch
behandelt, en grisaille, in Farbe, in einem transluciden Glasmosaik.
Von den Mitgliedern der Anstalt haben sich Herr Alfons Siber und
Rupert Schwarzenberger durch zahlreiche schöne Erfindungen in diesem
Fache am meisten ausgezeichnet; für die Gesammtpilege der Profanglas-
malerei gebührt dem Vorstande der Wiener Filiale, Herrn Carl Gold, das
größte Verdienst. Fassen wir hier in trockenen Zahlen die Arbeitsgröße
der beiden Ateliers in den abgelaufenen fünf Jahren zusammen, so ergeben
sich an kirchlichen Objecten:
Figuralfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 326
Teppichfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 557
Kunstverglasungen des Profanbaues (wovon 452 auf Wien). 616
in Summa... 14.99
geschlossene Fenster, außer welchen noch gegen 4oo kleinere Cabinets-
stücke gefertigt wurden.
Die Ideen und Formenschätze anderer decorativer Künste mehrten
sich durch sorgfältigste Pflege der Bibliothek, welche durch alljährliche
Dotirung die Bereicherung mit den besten und wichtigsten Publicationen
dieses Faches erfuhr. So wurden in diesen fünf Jahren außer Ankäufen
auf Studienreisen und den besonders bewilligten beiden Dictionnaires von
Viollet-le-Duc (Architektur und Mobilar) 2000 ß. ö. W. für das lnnsbrucker
Atelier aufgewendet, während die Filiale Wien circa mit der halben Do-
tation bedacht ist.
Soweit die eigenen Mittel zur Erwerbung der ganz besonders kost-
spieligen Werke nicht reichten, genoss man die Liberalität öffentlicher
Bibliotheken, worunter die des Oesterreichischen Museums am eifrigsten
hospitirt wurde. Der nimmer zu ermüdenden Vorstehung dieser Bibliothek
sei hiermit der wärmste Dank ausgesprochen.
Bedürfte es eines äußeren Beweises für das edle Streben und Studium
der jungen Leute, welche die Tiroler Glasmalerei zu besitzen sich freuen
darf, so läge er in der eifrigen Inanspruchnahme der Bibliothek, deren