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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 201)

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ziehen-t der Willkür des Zeichners noch zu großen Spielraum. Ein einfacher Facsimile- 
abdruck der Dürer'schen Buchstabenconstructionen erwies sich unter solchen Umständen 
für den Schulunterricht nicht entsprechend und darum musste Director Sitte in mehreren 
Fällen an die Stelle von Dürer's Construction eine neue setzen. Was aber bei oberfläch- 
licher Betrachtung einem unerlaubten Wagniss gleichsieht, das macht gerade den Werth 
der neuen Publication aus. Sitte ist nicht blos Techniker, er ist auch Kunstgelehrter und 
voll der größten Verehrung für unseren Altmeister. Dürer kannte aber nicht das wichtige 
Apollinischc Problem über alle möglichen Tangirungsfalle bei Kreisschlägen und darum 
macht seine Construction oft Ecken und darum heißt es oft bei ihm vwie die Hand geht-l. 
Nur für diese zwingenden Falle, wo D0rer's Constructionen ungenügend sind, hat sich 
Sitte Abänderungen derselben nach dem heutigen Stande der Geometrie erlaubt. Es han- 
delte sich ihm nicht um eine Liebhaber-Publication, also auch nicht so sehr um die 
Construction der Durefschen Buchstaben, als um deren Form wegen ihrer hohen Schon- 
heit im architektonischen Aufbau. Diese Form und ihr Gerüste hat Sitte selbstverständlich 
durchaus intact belassen; ihr hat er seine, nur wo es sein musste. neuen Constructionen 
mit außer-ordentlichem Geschick und Wissen angeschmiegt. Auch für jene Theile, für 
welche Dur-er's Anweisung unbestimmt blieb, ist hinfort jede Willkür ausgeschlossen, 
jedes Schwanken unmöglich gemacht. Mit gleicher Gewissenhaftigkeit lieferte er die Zeich- 
nungen für die in Dürer's Vserk fehlenden, aber für unseren Schreibgebrauch unentbehr- 
lichen Buchstaben .1, U, W. ln einer Einleitung gibt er historische Notizen über Dnrer's 
Verhältniss zu Feliciano, Luca Pacioli und Neudörfer, sodann die Erklärung der Con- 
structionen und schließlich eine Anleitung, sich dieselben leicht dem Gedächtnisse einzu- 
prägen, ein Abschnitt, in welchem sich Sitte wieder als tüchtiger erfahrener Lehrer bewährt. 
Auch die Leistung der Staatsdruckerei ist als eine prächtige zu bezeichnen. Da Sitte's Con- 
structionen überdies als ein ausgezeichnetes Material für den Unterricht im cometrischen 
Zeichnen anzusehen sind, so können wir mit der sichern Erwartung schlie en, dass der 
Zweck der Publication: Dnrefs Alphabet durch die Schulen in das praktische Leben ein- 
zuführen, gewiss bald erreicht sein wird. 
Meisterwerke der Elfenbeinschnitzerei aus den Kunstschätzen des königl. 
bayer. National-Museum und aus Privatsammlungen; -- desgleichen 
Meisterwerke der Kunsttischlerei aus den Kunstschätzen des k. bayer. 
National-Museum und aus Privatsammlungen. München, M. Kellerer's 
Verlag (F. de Crignis), 1882. Fol. 
ln obigem Verlage ist die erste Lieferung jedes der beiden genannten Werke 
erschienen, zu deren Empfehlung in der That nicht viel arwlhnt zu werden braucht. 
Jede Lieferung (ä 4 Mk.) enthält in Folio vier ganz ausgezeichnete Lichtdruckrepro- 
ductionen der betreffenden Meisterwerke, nebst Angabe des Maßstabes und einen ganz 
kurzen, aber genügenden erklärenden Text in deutscher, französischer und englischer 
Sprache. 
Ebenso empfehlcnswerth ist folgende Publication, ausgehend von der -Societe Arti 
et Amicitiae ä Amsterdam-t: 
Exposition retrospective d'objets d'art en or et en argent x88o. Amster- 
dam, Fr. Butfa et hls, 188i. F01. -- 80 Mk. 
Es sind 50 phototypische Tafeln. nach den Cliches von E. F. Georges durch 
J. B. Obernetter veröffentlicht, welche ebenso das kunstgeschichtlicbe als kunstgewerb- 
liche Interesse in Anspruch nehmen für eine Auswahl von Gold- und Silbergerathen von 
der Jubelausstellung des Jahres 1830 zu Amsterdam. Französische Unterschriften belehren 
über Größe, Material, Provenienz und den jetzigen Aufbewahrungsort des dargestellten 
Gegenstandes. 
-- Von B. Buchers -Geschichte der technischen Künste- ist nach längerer Unter- 
brechung das 13. Heft (Goldschmiedektlnst) erschienen. 
KLEINERE MITTHEILUNGEN. 
(Personalnaohnoht.) Der Minister für Cultus und Unterricht hat 
mit Erlass vom 23. Mai dem Regierungsrathe Professor J. Storck die 
Anerkennung der Regierung für die von ihm als Leiter des Central-
	        
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