durch einen genialen Kopf zur Durchführung und ungeahnter praktischer
Verwerthung gelangt. _
Ein Versuch der Verwirklichung begegnet uns zunächst bei den
Chinesen. wDer Eisenschmied Pisching erfand, zwischen 104i und
1048, den Druck mit beweglichen Lettern. Dieser Mann grub die Schrift-
zeichen aus einer dünnen Tafel feinen, weichen Thones heraus, härtete
die Tafel hernach im Feuer und zerschnitt sie sodann, so dass er nun
einzelne Wortbilder hatte. Die Dicke (oder der Kegel) der Lettern war
sehr gering, nur die einer Münze. Von häufiger vorkommenden Wörtern
machte er 20 und mehr Wiederholungen, seltenere formte er erst bei ein-
tretendem Bedarf aus Thonteig. Wollte er drucken, so stellte er in einer
eisernen Form (zwischen Silberplatten) seine Typen zurecht, verband sie
durch einen zugleich etwaige Abstände ausfüllenden Ueberzug von er-
weichtem Wachs, Harz und Kalk, welcher nachher Verhärtete, presste ein
glattes Klopfholz darauf,'damit sie gleichständen, und ging hernach an den
Druck. Er zog anfangs ein Paar, dann 10, auch roo, bis zu xooo Abdrücken
ab. War dies vollbracht, so erhitzte er den abgenommenen Satz von Neuem,
so dass der Kitt herausschmolz, zerlegte die nicht mehr zusammenklcbenden
Typen und wusch sie aus. Der Abdruck geschah noch mittelst der Bürste,
einfach darum, weil das zarte chinesische Papier den Pressendruck nicht
ertragen hätte. Als Pisching gestorben war, übergaben seine Gehilfen sein
Zeug dem Schajii (in der Provinz Kiang), der es sorgsam aufhob und auch
eine Nachricht von Pisching's Verfahren schrieb. ln der That war dasselbe
aber für eine Schrift von vielen tausend Zeichen, wie es die chinesische ist,
wenig tauglicbm - "Ein anderes Individuum, Namens Piling, begann
später sich des Bleies zu bedienen, um bewegliche Lettern zu gießen,
welche viel schöner und bequemer waren, als die früher allgemein üblichen
Holztafeln. Aber den Lettern Pisching's von gebrannter Erde fehlte die
Reinheit, die bleiernen Piling's waren zu weich, daher hat man für die
Encyclopädie des Khang-Hi 250.000 und mehr Typen in Kupfer gravirt,
welche nichts zu wünschen übrig lassen." - Diese letztere Nachricht wird
wohl angezweifelt und sollen die Typen auch zerstört worden sein. That-
sache aber ist, dass die Chinesen diese Erfolg verheissenden Versuche nicht
auszubeuten wussten, und als im vorigen Jahrhundert (1773) der Kaiser
Khieng-Long befahl, 104m Werke der chinesischen Literatur auf Kosten
des Staates zu drucken, wurde in einem Theile seines Palastes eine
Druckerei nach europäischem Vorgang eingerichtet, welche noch jetzt
besteht; doch werden auch heute noch viele Bücher nach der alten Weise
mit Holztafeln gedruckt.
In Europa würde man während des Mittelalters etwas der chinesischen
Leistung auf dem Gebiete der Druckkunst Aehnliches vergeblich aufsuchen.
Da finden wir blos die alten Stempelformen (literae formatae, lettres de
forme), freilich in neuer Verwendung, nämlich zum D_rucken der grossen
Anfangsbuchstaben, Initialen, in Handschriften. Die Herstellung ganzer