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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 201)

durch einen genialen Kopf zur Durchführung und ungeahnter praktischer 
Verwerthung gelangt. _ 
Ein Versuch der Verwirklichung begegnet uns zunächst bei den 
Chinesen. wDer Eisenschmied Pisching erfand, zwischen 104i und 
1048, den Druck mit beweglichen Lettern. Dieser Mann grub die Schrift- 
zeichen aus einer dünnen Tafel feinen, weichen Thones heraus, härtete 
die Tafel hernach im Feuer und zerschnitt sie sodann, so dass er nun 
einzelne Wortbilder hatte. Die Dicke (oder der Kegel) der Lettern war 
sehr gering, nur die einer Münze. Von häufiger vorkommenden Wörtern 
machte er 20 und mehr Wiederholungen, seltenere formte er erst bei ein- 
tretendem Bedarf aus Thonteig. Wollte er drucken, so stellte er in einer 
eisernen Form (zwischen Silberplatten) seine Typen zurecht, verband sie 
durch einen zugleich etwaige Abstände ausfüllenden Ueberzug von er- 
weichtem Wachs, Harz und Kalk, welcher nachher Verhärtete, presste ein 
glattes Klopfholz darauf,'damit sie gleichständen, und ging hernach an den 
Druck. Er zog anfangs ein Paar, dann 10, auch roo, bis zu xooo Abdrücken 
ab. War dies vollbracht, so erhitzte er den abgenommenen Satz von Neuem, 
so dass der Kitt herausschmolz, zerlegte die nicht mehr zusammenklcbenden 
Typen und wusch sie aus. Der Abdruck geschah noch mittelst der Bürste, 
einfach darum, weil das zarte chinesische Papier den Pressendruck nicht 
ertragen hätte. Als Pisching gestorben war, übergaben seine Gehilfen sein 
Zeug dem Schajii (in der Provinz Kiang), der es sorgsam aufhob und auch 
eine Nachricht von Pisching's Verfahren schrieb. ln der That war dasselbe 
aber für eine Schrift von vielen tausend Zeichen, wie es die chinesische ist, 
wenig tauglicbm - "Ein anderes Individuum, Namens Piling, begann 
später sich des Bleies zu bedienen, um bewegliche Lettern zu gießen, 
welche viel schöner und bequemer waren, als die früher allgemein üblichen 
Holztafeln. Aber den Lettern Pisching's von gebrannter Erde fehlte die 
Reinheit, die bleiernen Piling's waren zu weich, daher hat man für die 
Encyclopädie des Khang-Hi 250.000 und mehr Typen in Kupfer gravirt, 
welche nichts zu wünschen übrig lassen." - Diese letztere Nachricht wird 
wohl angezweifelt und sollen die Typen auch zerstört worden sein. That- 
sache aber ist, dass die Chinesen diese Erfolg verheissenden Versuche nicht 
auszubeuten wussten, und als im vorigen Jahrhundert (1773) der Kaiser 
Khieng-Long befahl, 104m Werke der chinesischen Literatur auf Kosten 
des Staates zu drucken, wurde in einem Theile seines Palastes eine 
Druckerei nach europäischem Vorgang eingerichtet, welche noch jetzt 
besteht; doch werden auch heute noch viele Bücher nach der alten Weise 
mit Holztafeln gedruckt. 
In Europa würde man während des Mittelalters etwas der chinesischen 
Leistung auf dem Gebiete der Druckkunst Aehnliches vergeblich aufsuchen. 
Da finden wir blos die alten Stempelformen (literae formatae, lettres de 
forme), freilich in neuer Verwendung, nämlich zum D_rucken der grossen 
Anfangsbuchstaben, Initialen, in Handschriften. Die Herstellung ganzer
	        
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