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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 201)

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Bücher mittelst solcher Stampiglien ist zum mindesten sehr unwahr- 
scheinlich. Also auch hier wieder blos einzelne bewegliche Lettern - 
und daneben erscheint der sogenannte Zeugdruck, angeblich von den 
Chinesen durch die Vermittlung der Mongolen, die überhaupt immer 
mehr in der Werthschätzung als Culturvermittler steigen, nach Europa 
gekommen. Die Bemühungen, das Alter des Zeugdrucks bis in's Xll. Jahr- 
hundert zurückzuschrauben, hat man bereits aufgegeben. Das älteste be- 
deutende Denkmal dieser Technik ist die berühmte Tapete v0 n Sitt e n, 
ein Leinwandstreifen, 2'], Meter lang und etwas weniger als 1 Meter breit: 
und zwar zeigt derselbe in rother und schwarzer Farbe gedruckt Dar- 
stellungen von Tänzen, Kämpfen und Scenen aus der Geschichte des- 
Königs Oedipus, die sich nach Art eines Musters zwischen ornamentalen 
Büsten und Friesstreifen regelrnässig wiederholen. Das Stück dürfte aus 
Italien und aus der Mi_tte des XIV. Jahrhunderts stammen. - lm Kloster 
Melk haben sich auf Bucheinbänden bedruckte Pergamentstlicke erhalten. 
die auch in den allerersten Anfang des XV. Jahrhunderts zu datiren wären. 
Die Technik des Zeugdruckes ist ungemein einfach: die in 
Relief geschnittene Zeichnung wurde, wie noch heute beim Vordruck für 
Stickereien und beim einfachen Cattundruck farbig auf ein Stück Zeuges 
abgedruckt. Hat man einmal den Model, so erfordert die Reproduction der 
Zyeichnung auf Stoffe keinen kostspieligen Apparat, keine schwer zu er- 
werbende Erfahrung. Um 14.00 scheint das Verfahren ziemlich bekannt und 
vielfach in Anwendung gewesen zu sein. Cennino Cennini gibt im 
Cap. 173 seines T ractats über die Malerei (aus jener Zeit stammend) 
die Anweisung: wmit der Form Gemälde aufLeinwand zu arbeiten 
- Arbeiten, die gut sind zu Röckchen von kleinen Kindern 
und für manche Kir c h e n p ulte. - Aehnlich wurden damals die 
sogenannten T eig dru cke erzeugt, d. h. in teigartigeMasse durch Model 
eingedruckte Muster auf Buchdeckeln, in der ausgesprochenen Absicht einer 
Imitation oder Surrogat von Leder- und Elfenbeindeckeln oder auch Metall- 
platten, wenn nämlich die Teigmasse mit Goldstaub bedeckt wurde. 
In gleicher Weise wurden wohl auch die ältesten Holzschnitt- 
bilder durch Aufdrucken von geschwärzten Formen auf Papier oder 
Pergament hergestellt, und es ist schon als Fortschritt zu bezeichnen, 
dass man später das Verfahren umkehrte, nämlich die Form auf einer 
Unterlage festliegen ließ, das Papier obenauf legte und mit einem ge- 
stielten Ballen, dem sogenannten Reiber, auf der Rückseite darüber hin- 
und herfuhr. Das Papier ließ sich leichter von der Form ablösen, als 
umgekehrt der schwerere, unhandsame Holzstock vom Papier. Es ist dies 
eine ähnliche Druckweise, wie noch heute von einem fertiggestellten Satz 
durch Abklopfen mit einer Bürste Probeabdrücke, die Bürstenabzüge, 
gemacht werden. Mit dünner, mehr bräunlicher als schwarzer Farbe 
gedruckt, waren diese alten Bilddrucke in einfachem Contour ohne Schatti- 
rung gehalten, weil sämmtlich für Colorirung durch die Briefmaler, Ver-
	        
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