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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 201)

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Das erste weltliche, gleich den Blockbüchern anopistographisch, 
d. h. mit nur auf einer Seite bedruckten Blättern ausgegebene Werk war 
die damals gebräuchliche lateinische Scbulgrammatik des Donatus. 
In der Pariser Bibliotheque nationale sind Reste von Holzstöcken für den- 
selben erhalten und die hiesige I-Iofbibliothek besitzt ein Exemplar des 
Donatns, welches Faulmann in seinem neuesten Werke über die Geschichte 
der Buchdruckerkunst aus technischen Gründen gleichfalls für ein Block- 
buch, für Plattendruck erklärt, ohne dass jedoch seine Beweisführung 
hiefür zwingend ist. 
Bei Betrachtung dieses Donatdruckes liegt der Gedanke nahe, durch 
Auseinanderschneiden der ieinzelnen Buchstaben dieselben für neue 
Zusammensetzungen anwendbar zu machen. Diesen Einfall hatte nun 
Gutenberg, und unsere Buchdruckerkunst im modernen Sinne des 
Wortes war erfunden. Die Geschichte ist sehr einfach und einleuchtend; 
ein guter Einfall, ein glücklicher Gedanke! So legten sich manche naive 
oder neidische Gemüther die Sache behaglich zurecht -nachträglich, denn 
das Geschichtcben vom Ei des Columbus wiederholt sich bei den meisten 
Erfindungen. Am Ende hätten diese Naiven den glücklichen Einfall auch 
gehabt, wenn sie nur damals gelebt hätten; es war ja das Zeitalter der 
Erfindungen und Entdeckungen! 
Leider ist das Lebensbild von Johannes Gutenberg wegen Mangels 
an historischen Notizen nur ein sehr unklares. Schon sein Geburtsjahr 
können wir nur annäherungsweise um die Wende oder in das erste De- 
cennium des XV. Jahrhunderts ansetzen. Er stammte aus einer Patrizier- 
familie in Mainz und sein Vater hieB Friele Gensfleisch , seine 
Mutter Elsa zu Gutenberg, doch kam der väterliche Name allmälig 
aus der Uebung, ganz so wie z. B. bei dem spanischen Maler Velasquez, 
der nach seinem Vater eigentlich De Silva zu nennen wäre. In Folge der 
Parteikämpfe zwischen den Patriziern und den Zlinftigen mögen die 
Genslieisch-Gutenberg um 14,11 Mainz verlassen haben, denn in der 
Rachtung des Erzbischofs Conrad III. (vorn Jahre 1430) werden Peter 
Gensfleisch und Hänschen Gutenberg als abwesend bezeichnet. Nach einer 
Straßburger Urkunde vom J. 1434 lässt dort ein Johann von Gens- 
fleisch d. J. genannt Gutenberg, weil ihrn der Mainzer Stadtrath 
3x0 Gulden schuldet und nicht zahlen will. den Mainzer Stadtschreiber 
Nicolaus zum Pfande einfangen. Man ist jedoch geneigt, in diesem Gens- 
fleiscb einen Verwandten und Namensvetter unseres Gutenberg, einen 
reichen Kaufmann, zu sehen, denn es scheine gar unwahrscheinlich, 
dass der Erfinder Gutenberg einmal von Jemandem Geld zu fordern 
hätte - sonst ist immer das Umgekehrte der Fall und die meisten 
uns erhaltenen Schriftstücke zeigen uns Gutenberg in der That als den 
Typus eines Genies nach der älteren Auffassung, einen Mann ohne viel 
Geschick für Wahrung seines geschäftlichen Vortheils, stets mit Geld- 
calamitäten kämpfend , sich der Uebervortheilung durch Andere nur
	        
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