großen und kleinen Reliquien ausgiebige Ablässe zu holen waren und
daher Hunderttausende von Wallfahrern zusammenströmten, wollten sich
Gutenberg und Comp. mit ihren Erzeugnissen einfinden.
Ueber den weiteren Verlauf des Geschäftsbetriebes fehlt uns jedwede
Kunde; jedenfalls blieb Gutenberg noch mehrere Jahre in Straßburg.
Einmal ist er Bürge, ein andermal (1442) entlehnt er selbst von: Thomas-
stifte 80 Pfd. Straßburger Denare und noch 1444 zahlt er eine Wein-
steuer an das Pfennigzollamt. Wenn wir bezüglich des früher erwähnten
Processes an der Deutung auf das Spiegelmachergeschäft festhalten, so
ist aber damit noch nicht gesagt, dass Gutenberg nicht schon in Straß-
burg seinen Forschergeist der Buchdruckerkunst zuwandte. Von Ausübung
derselben haben wir aus seinem Straßburger Aufenthalt absolut keinen
Beweis. Die schließliche Lösung des Problems kann allerdings begriff-
lich als ein glücklicher Gedanke, wie ein springender elektrischer Funke,
zusammengefasst werden. Vorausgegangen ist gewiss auch bei einem so
hochbegabten Manne wie Gutenberg endlose Mühe, langwierige Gedanken-
arbeit, und da mögen spätere Schriftsteller wohl Recht haben, wenn sie
erzählen, wie der Erfinder, ewig grübelnd, keine Ruhe fand bei Tag
und Nacht und schier bereits verzweifelte an der Durchführung seiner
großartigen Idee! Und diese war: Bücher herzustellen mittels
gegossener Typen.
Darin liegt Gutenbergs Leistung, deren Werth Luther in einer
seiner Tischreden so kurz als herrlich bezeichnet: Die Erfindung der
Buchdruckerkunst ist das letzte und schönste Geschenk
Gottes an die Menschheit. Es wäre unvernünftig, Gutenberg auf
eine so ideale Höhe zu heben, als hätte er aus seiner Kunst nicht auch
materiellen Vortheil ziehen wollen; aber gottengebener und dankbarer
Sinn nach überstandener Qual geistigen Ringens spricht sich in der
Schlussschrift seines Werkes wKatholikonu aus: nUnter dem Beistande
des Höchsten, auf dessen Wink die Zungen der Kinder beredt
werden und der oft den Kleinen offenbart, was er den Großen
verbirgt, ist dieses vortreffliche Buch Katholiken im Jahre
der Menschwerdung unseres Herrn 1460 in der guten Stadt
Mainz, angehörig der ruhmreichen deutschen Nation, welche
die gnade Gottes mit einem so hohen geisteslichte und
freiem Gnadengeschenke den übrigen Völkern der erde vor-
zuziehen und zu verherrlichen für würdig gehalten hat,
nicht vermittels des rores, griffels oder der Feder, son-
dern durch das wunderbare Zusammenpassen, Verhältniss
und Gemeinmaß der patronen und Formen gedruckt und
vollendet wordenw
(Schluss folgt.)