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Das Salviati-Laufhergefscha llosaikbild.
Das Mosaikgemälde an dem Verbindungsgange zwischen der Kunst-
gewerbeschule des Museums und dem Museum zieht die öffentliche Auf-
merksamkeit in so hohem Grade auf sich, dass es wohl passend sein dürfte,
über dasselbe einige Mittheilungen zu machen.
Das Mosaikbild, eine colossale Minerva vorstellend, befand sich in
der äusseren Portalhalle des Kunstpavillons auf dem Wiener Weltaus-
stellungsplatze. Das Gebäude selbst musste demolirt werden und diesen
günstigen Augenblick ergriff das Curatorium des Oesterr. Museums, um
hohen Ortes die Bitte urn Ueberlassung des Gemäldes an das Museum zu
stellen. Das Gesuch wurde genehmigt und das Mosaikbild kam in den
Besitz des Museums. Es wurde vorerst daselbst deponirt, da sich im
Momente kein geeigneter Platz fand, es im Inneren des Museums oder in
der Kunstgewerbeschule aufzustellen. Es wurde nun im Curatorium die
Frage ventilirt, wo das Mosaikbild künftighin aufgestellt werden könne,
und es wurde dann über Antrag des Herrn Oberbaurathes v. Ferstel,
welcher Mitglied des Curatoriums ist, der Beschluss gefasst, dieses Mosaik-
bild zur Verzierung eines öffentlichen Brunnens an der Fassade des ge-
nannten Verbindungsganges zu verwenden und für die betreffenden Geld-
mittel entsprechend Sorge zu tragen. Glücklicher Weise war sowohl die
k. k. Stadterweiterungs-Commission als die Gemeindevertretung bereit, die
nöthigen Geldmittel zur Verfügung zu stellen, und beide Körperschaften
boten gern die Hand, um etwas zu schaffen, was geeignet ist, eine Zierde
dieses Theiles der Stadterweiterung zu bilden. Im Frühjahre wird auch
der Brunnen zur öffentlichen Verfügung sein, zu Nutz und Vergnügen der
zahlreichen Passanten der Ringstrasse.
Das Mosaikbild ist ein gemeinsames Werk der Mosaikanstalt des
Dr. Salviati in Venedig und des Professors an der Kunstgewerbeschule,
Herrn Ferdinand Laufberge r. Herr Dr. Anton Salviati hat bekannt-
lich grosse Verdienste um die Wiederbelebung alter Kunsttechniken in
Venedig. Es wurden ihm noch unter österreichischerRegierung nicht geringe
Geldmittel zur Verfügung gestellt, als es sich darum handelte, die alten
Mosaiken an der Marcus-Kirche zu restauriren und die Mosaiktechnik
wieder zu beleben. Die Bestrebungen waren von bestem Erfolge begleitet
und es ist sehr interessant, dass nun ein bleibendes Denkmal des energi-
schen Förderers der Glas- und Mosaiktechnik von Venedig auch in Wien
vorhanden ist. Wie wenige Techniken ist die Mosaiktechnik geeignet als
Decoration für ödentliche Gebäude. Die Mosaik ist vollständig witterungs-
beständig und von grosser malerischer Leuchtkraft. Gegenwärtig machen
die Herren Neuhauser in Innsbruck und Ohrfandl in Klagenfurt die
rühmlichsten Anstrengungen, auch in Oesterreich die Mosaiktechnik zu
beleben. In Paris ist ein eigenes Staatsinstitut in der jüngsten Zeit dafür
gegründet worden. In Venedig besteht die von Herrn S alviati gegründete