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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 206)

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Hilfe des damaligen sehr gebildeten und energischen Bürgermeisters Von- 
äina und der Elite der Gemeinderäthe gelang es auch, die Restaurirung 
durchzusetzen. Dieselbe wurde dem Dornbaumeister Oberbaurath S chmidt 
anvertraut, den Stroßmayer beim Baue seiner Domkirche nach Rösner's 
Tod kennen und bewundern lernte. 
Diesem Bauunternehmen folgte bald ein zweites. Stroßmayer hat 
eine kleine Bildersammlung von 250 Bildern meist altitalienischer Meister 
angelegt, die er der südslavischen Akademie für Wissenschaft und Kunst 
in Agram schenkte, damit auf diese Art der Grund gelegt werde zu einer 
Landes-Kunstsammlung. Sehr interessante kunstgewerbliche Gegenstände 
wurden vom kunstliebenden Kirchenflirsten ebenfalls gesammelt und für 
dieses Kunstmuseum bestimmt. Der Bischof wollte seine Gallerie noch 
bei Lebzeiten an Ort und Stelle wissen. Da in Agram kein geeignetes 
Local für eine solche Sammlung .zu finden war, schenkte er 40.000 l'l. 
zum Baue eines Hauses für Akademie und Bildergallerie. Während des 
Baues fügte er weitere 20.000 fl. hinzu. Die Stadt Agram spendete 
40.000, das Land 80.000 l'l., die Akademie deckte den Rest, so dass mit 
einem Aufwand von einer Viertelmillion ein Heim für Akademie und 
Kunstsammlungen geschaffen werden konnte. Der Bau wurde dem Dom- 
baumeister Schmidt anvertraut, welcher bei dieser Gelegenheit seinen 
Schüler H. Belle, einen geborenen Kölner, in Agram einführte, 
Es gelang durchzusetzen, dass ein reiner Materialbau ausgeführt 
werde, obwohl die Hindernisse fast unübersteiglich schienen. Die Ziegel 
mussten aus Wien gebracht werden, weil in Agram Niemand für Rohbau 
taugliche Ziegel herzustellen und in gehöriger Menge zu liefern verstand. 
Der Bau selbst war eine wahre Schule für die Agramer Bauhandwerker, 
obwohl er von Wien aus geleitet wurde. 
Stroßmayer erkannte, dass außer der Sammlung und dem Bau auch 
eine lebendige Kraft nothwendig sei, die das von ihm gesammelte und 
gespendete Material zu verwerthen hätte. Stroßmayer reiste nach Agram 
und bestimmte das Professorencollegium und die Landesregierung, ein 
Katheder für Kunstgeschichte zu creiren. Bald sollte auch ein anderer 
Wunsch des kunstliebenden Kirchenftirsten in Erfüllung gehen; auf An- 
ordnung des Cardinal Erzbischofs Mihalovie und des Agramer Domcapi- 
tels wurde die Restaurirung der Domkirche beschlossen, wodurch die 
Möglichkeit geboten war, einen tüchtigen Architekten nach Agram zu 
bekommen. Die Wahl fiel auf Bolle', dem Schmidt die Ausführung seiner 
Pläne anvertraute. Den Umbau der Bistrizaer großen Wallfahrtskirche 
entwarf Bolle selbständig und führte ihn glänzend durch. Diese großen 
Bauten und viele kleinere Arbeiten boten dem jungen begabten Archi- 
tekten die erwünschte Gelegenheit, die Elite der Agramer Handwerker an 
sich zu ziehen und für künstlerische Aufgaben zu schulen. Wo die ein- 
heimischen Kräfte nicht ausreichten, wurden fremde zu Hilfe gezogen. 
Um dem kläglichen Ziegeleiwesen aufzuhelfen, ließ er selbst Ziegel schla-
	        
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