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Hilfe des damaligen sehr gebildeten und energischen Bürgermeisters Von-
äina und der Elite der Gemeinderäthe gelang es auch, die Restaurirung
durchzusetzen. Dieselbe wurde dem Dornbaumeister Oberbaurath S chmidt
anvertraut, den Stroßmayer beim Baue seiner Domkirche nach Rösner's
Tod kennen und bewundern lernte.
Diesem Bauunternehmen folgte bald ein zweites. Stroßmayer hat
eine kleine Bildersammlung von 250 Bildern meist altitalienischer Meister
angelegt, die er der südslavischen Akademie für Wissenschaft und Kunst
in Agram schenkte, damit auf diese Art der Grund gelegt werde zu einer
Landes-Kunstsammlung. Sehr interessante kunstgewerbliche Gegenstände
wurden vom kunstliebenden Kirchenflirsten ebenfalls gesammelt und für
dieses Kunstmuseum bestimmt. Der Bischof wollte seine Gallerie noch
bei Lebzeiten an Ort und Stelle wissen. Da in Agram kein geeignetes
Local für eine solche Sammlung .zu finden war, schenkte er 40.000 l'l.
zum Baue eines Hauses für Akademie und Bildergallerie. Während des
Baues fügte er weitere 20.000 fl. hinzu. Die Stadt Agram spendete
40.000, das Land 80.000 l'l., die Akademie deckte den Rest, so dass mit
einem Aufwand von einer Viertelmillion ein Heim für Akademie und
Kunstsammlungen geschaffen werden konnte. Der Bau wurde dem Dom-
baumeister Schmidt anvertraut, welcher bei dieser Gelegenheit seinen
Schüler H. Belle, einen geborenen Kölner, in Agram einführte,
Es gelang durchzusetzen, dass ein reiner Materialbau ausgeführt
werde, obwohl die Hindernisse fast unübersteiglich schienen. Die Ziegel
mussten aus Wien gebracht werden, weil in Agram Niemand für Rohbau
taugliche Ziegel herzustellen und in gehöriger Menge zu liefern verstand.
Der Bau selbst war eine wahre Schule für die Agramer Bauhandwerker,
obwohl er von Wien aus geleitet wurde.
Stroßmayer erkannte, dass außer der Sammlung und dem Bau auch
eine lebendige Kraft nothwendig sei, die das von ihm gesammelte und
gespendete Material zu verwerthen hätte. Stroßmayer reiste nach Agram
und bestimmte das Professorencollegium und die Landesregierung, ein
Katheder für Kunstgeschichte zu creiren. Bald sollte auch ein anderer
Wunsch des kunstliebenden Kirchenftirsten in Erfüllung gehen; auf An-
ordnung des Cardinal Erzbischofs Mihalovie und des Agramer Domcapi-
tels wurde die Restaurirung der Domkirche beschlossen, wodurch die
Möglichkeit geboten war, einen tüchtigen Architekten nach Agram zu
bekommen. Die Wahl fiel auf Bolle', dem Schmidt die Ausführung seiner
Pläne anvertraute. Den Umbau der Bistrizaer großen Wallfahrtskirche
entwarf Bolle selbständig und führte ihn glänzend durch. Diese großen
Bauten und viele kleinere Arbeiten boten dem jungen begabten Archi-
tekten die erwünschte Gelegenheit, die Elite der Agramer Handwerker an
sich zu ziehen und für künstlerische Aufgaben zu schulen. Wo die ein-
heimischen Kräfte nicht ausreichten, wurden fremde zu Hilfe gezogen.
Um dem kläglichen Ziegeleiwesen aufzuhelfen, ließ er selbst Ziegel schla-