ßiiltheilunußn des k. k. üaslarreinh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
tMonatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am x. eines ieden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redncteur Eduard Ohmelarz. Expedition von C. Gerold": Sohn.
Man nbonnirt im Museum, bei Gerold d: Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr_ 297, _ WIEN, l. DECEMBER 1882.
i xviifjaißg.
Inhalt: Die Spielkarten in der Bibliothek des Oesterr. Museums. Von E. Chmelarz- - Marius Vachon
über die französische Kunstindustrie. Von R. v. E. - Knnsunchrichleu aus Innsbruck. -
Vorlesungeu im Museum. - Litcraturbericht. - Kleinere Minhrilungeu.
Die Spielkarten in der Bibliothek des Oesterr. Museums.
Die Bibliothek des Museums besitzt eine größere Anzahl alter
Kartenspiele, und wenngleich keines derselben ein ausschlaggebender
Repräsentant jener Zeit zu nennen ist, in welcher die Briefe oder Spiel-
karten für Illustrirung des beginnenden Form- und Holzschnittes be-
deutsam sind, so dürfte doch eine oder die andere Folge eingehender
Betrachtung nicht unwürdig erscheinen.
An erster Stelle seien 16 Blätter des bekannten und darum hier
nicht weiter zu beschreibenden Kartenspiels hervorgehoben, welches von
Virgil Solis gestochen wurde und in Bartsch' Peintre graveur unter
Nr. 300-351 aufgeführt ist. Unsere Sammlung enthält von dieser Suite
die Blätter: Roth (Papagei) I, IIII, König, Ober; Schellen (Löwen) l, III,
IIII, V, VIII, X; Grün (Pfauen) V, VI, VII, Vlll, Vllll, X.
Wahrscheinlich sächsischen Ursprungs, jedoch in Holzschnitt aus-
geführt, sind 23 aus einem Buchdeckel vom Jahre 156g ausgelöste Karten-
blätter: Herz Ober, Unter, 3, 4, 6, 8,9, ro; Laub Ober, 6, 7, 8, 10;
Eichel König, Ass, 5, 6, 7; Schellen Ass, 4., 7, 8, g. Die Herz Ober,
Unter, 3, 4 und Laub Ober bringen recht gut gezeichnete Costümnguren
mit Federhut und Pelzwerk, deren Meister auf Herz 6 mit M. S. H.
monograrumirt ist. Auf Herz 4 hält ein Waidjunge zwei ungeduldige
Hunde an der Koppel, auf Herz 5 steht zwischen zwei undeutlich gewor-
denen Männern auf dem Boden ein großes Wappenschild rnit dem Halb-
mond. Die genaue Datirung dieses Spieles ergibt sich durch Eichel Ass,
auf welchem ein Löwe das Wappen mit den zwei gekreuzten Schwertern
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