xo. Die Gründung eines Kunstgewerbem useums in Paris auf
Kosten der Stadtverwaltung rvon Paris. Wir werden uns mit dem Proiecte
eines c-Musee municipal d'Etudes d'Art industrieln in Paris seiner Zeit
ausführlicher beschäftigen.
Die Reformbestrebungen M. Vachon's stimmen ganz mit jenen überein,
welche der frühere Minister der schönen Künste in Frankreich, Herr
Pro ust, bei verschiedenen Gelegenheiten und erst in jüngster Zeit ent-
wickelt hat, und die alle von der Voraussetzung ausgehen, dass
Frankreich durch die Kunstbestrebungen des benachbarten Auslandes bedroht
ist und die Reformen schleunigst in Angriff nehmen muss. Niemand kann
leugnen, dass in der Organisation der französischen Kunstinstitute
und Kunstschulen vieles Veraltete vorkommt, das einer Reorganisation und
Erweiterung bedarf. In der Sache selbst stimmen Vachon und Proust
ganz überein. Nur ist Proust als ehemaliger Minister und Minister in spe
in der Ausdrucksweise vorsichtiger und diplomatischer als Herr Vachon,
dessen Preußenhass manchmal an's Komische streift, der bei jeder Be-
sprechung von Kunstunternehmungen, welche von der Spree ausgehen, den
Hannibal ante portas sieht. Die Herren sollten doch erwägen, dass der
Sieg der deutschen Wal-Yen in dem Kampfe von i87of7i nicht blos den
deutschen Strategen, sondern auch den unfähigen französischen Generalen
zugeschrieben werden muss. R v. E.
Kunstnachrichten aus Innsbruck.
Am 22. October wurde das neue Gebäude für die zu einer Staatsgewcrbeschule
erweiterte Modellir- und Zeichenschule in feierlicher Weise eröEnet. Der besonders durch
die Muniticenz der Sparcassc und die Leistungen der Stadtgemeinde hergestellte Bau re-
präsentirt sich in dem neuen Stadttheil in vcrtheilhaftester Weise schon durch die vor-
nehme Behandlung der Fagade, was Verhältniss der drei Stockwerke zu einander, die
Betonung der constructiven Theile in Marmor u. s, w. betritft. Weniger glücklich ist der
oberste Fries mit seiner geistesarmen, etwa fünfzehnmaligen Wiederholung einer viel zu
lebhaft gedrängten Kindergruppe. Für dieses Kunstwerk dürfte wohl kaum Director Dei-
ninger verantwortlich zu machen sein, von dem die allgemeine Disposition der Faqade
und die Vertheilung der Räume im Innern des Gebäudes stammt, das für mehrere Fach-
Werkstätten, Ateliers. Zeichen- und Vottragsale eine im Vergleich zu anderen Anstalten
beneidenswerth reiche Unterkunft bietet'). So möge denn die Schule im neuen Hause mit
') Die Disposition der Räume ist folgende: lm Parterre Modellirsaal und zwei
Säle für die Fnchabtheilung für Holzindustrie. lm l. Stock Directionskanzlei, Conferenz-
zimmer und Bibliothek; ein Saal für Elementarcurs und geometr. Zeichnen, ein Saal für
Bau- und kllnslgewerbliches Zeichnen. ein Zeichensaal für Mädchen. lrn ll. Stock ein
Saal für Freihnndzeichnen, ein Saal mit hohen Fenstern für Decorations- und Glasmalerei,
zwei Lehrsüle. ln jedem Geschosse ist für entsprechende Ateliers des Lehrpersonales
vorgesorgt. Im Souterrain ein Modellirsaal für den Abendcurs und ein reservirter Saal
für die später zu activirende Lehrwerkstätte für Metalltechniken.
In die Werkmeisterschule wurden in diesem Semester für die bisher eröffneten
zwei ersten Curse 56 Schüler inscribirt. ferner z! Schülerinnen. Für die gewerbliche
Fortbildungsschule (Abendcurs) 75 Schüler, für den Sonn- und Feiertagscurs (offener
Zeichensaal für Meister und Gehilfen) 53, so dass die Summe der Frequentanten der
lnnsbrucker Schule 205 beträgt; in der unter Leitung der lnnsbrucker Gewerbeschule
stehenden Fachschule für Holzschnitzerei in Hall sind 19 Schüler (nur Tagesunterricht)
inscribirt.