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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 207)

deckten Fresken dargethan. Beiläufig wurde auch die Bemerkung eingetlochten, dass auf- 
fallenderweise selbst in den religiösen Bildern der florentinischen Renaissancekünstler 
noch etwas von dem eigenartigen altetrurischen Kunstcharakter nachklinge. 
In seinem zweiten Vortrage geleitete Dr. Wickholf seine Zuhorer nach Bologna, 
und das Haus und die Werkstätte des Goldarbeiters, Stempelschneiders und Malers 
Francia, sowie der Künstlerkreis, welcher sich um diesen Meister schaarte, bildete den 
Mittelpunkt der anziehenden Schilderung. Von diesen Kunstgenossen und Zoglingen 
Francia's wurde besonders Marcanton Raimondi, welcher später als Kupferstechcr mit 
Raphael in so innige Verbindung trat, eingehend gewürdigt und eine Reihe seiner Stiche 
in ihrem Bezuge zur Antike charakterisirt. Ein eigenthümlicher Zug der Bologneser 
Kunst, die Wahl ihrer Stoffe und Aehnliches fand eine geistreiche Erläuterung in der 
reichen Pflege, deren sich die Musik in jener Stadt erfreute. Unter den besprochenen Kunst- 
werken verdienen einige Majolikateller, welche sich jetzt im Museo Correr zu Venedig 
befinden, um ihrer wunderlieblichen Darstellungen besonders hervorgehoben zu werden.- 
Wir erlauben uns, es bei diesen eingestandenermaßen dttchtigen Notizen bewenden zu 
lassen, unsere Leser auf die baldige Drucklegung der beiden Vortrage vertrostend. 
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Am t6. November sprach Hofrath von Neumann-Spallart über: nDie Bedeu- 
tung von Triest für die österreichischen lndustriem- Von der regen Betheiligung der 
österreichischen Volkerschaften an der Triester Ausstellung als Ausdruck des Reichs- 
gedanltens und der vielleicht unbewusst gefühlten Nothwendigkeit einer Hebung dieses 
unseres Handelsemporiums ausgehend, wies der Vortragende auf die jetzt anerkannte orga- 
nische Zusammengehörigkeit aller Elemente des Volkswohlstandes hin: Bodenwirthschaft 
mit den Nebenindustrien, Gewerbe und Handwerk mit Kunst und Wissenschaft durch die 
Technik verbunden, und alle zusammen mit dem ungeahnt großen Verkehrsleben und 
Handel. Durch eine Reihe historischer Beispiele wurde der unmittelbare Einfluss der 
Handelswege auf Kunst und Industrie documentirt und aus der Ueberzeugung, dass ohne 
Beherrschung des Weltrnarlttes keine Blüthe der Industrie und Kunstgewerbe zu hoffen 
ist, wurde die Förderung Triests als Pflicht jedes österreichischen Politikers und Patrioten 
hingestellt. Triesg identisch mit dem österreichischen Seehandel, ist der einzige Weg, 
um uns vom deutschen, englischen und holländischen Zwischenhandel in sehr vielen 
Gruppen des Exportes zu emancipiren. Sodann wurden die unleugbare Stagnation von 
Triest, deren Ursachen und die bekannten Mittel zur Heilung besprochen: Hafenbauten, 
Entrepöts, Docks, Beseitigung des Freihafenprivilegiums und die Verbindung Triests mit 
Oesterreich und Deutschland durch die kürzesten Eisenbahnlinien. Darüber hinausgehend 
wies jedoch der Vortragende den österreichischen Industriellen eine doppelte Aufgabe zu: 
t. Die Eroberung des Triester Marktes selbst durch Festsetzung in der Stadt und Um- 
gebung; 2. Ausnützung der Handelsbeziehung über Triest nach überseeischen Ländern. 
- Das statistisch nachgewiesene bedeutende Capital und die auffallend geringe hei- 
mische Industrie in Triest lässt die Stadt in der That als vielverheißendes Gebiet er- 
scheinen und sollten unsere Industriellen bis zur Aufhebung des Freihafens wenigstens 
die sogenannte Zollniederlage im neuen Hafen zur Verarbeitung der billig importirten 
überseeischen Rohstoffe und Halbfabricate ßeißig ausnutzen. Weil die Triestiner selbst 
sich zumeist nur auf Spedition und Fachinage beschränken, waren von unserer Seite die 
Exportgelegenheiten über Triest nach der Lcvante, Aegypten, der Ponente und den trans- 
atlantischen Markten direct aufzusuchen, denn der Verkauf unserer Waaren durch den 
westlandischen Zwischenhandel verringert unsern Gewinn um ein Bedeutendes. In unser 
Aller Interesse sollte durch eine förmliche Colonie österreichischer Firmen wie durch 
Transfusion frisches Blut in die Adern des dortigen stockenden Verkehrs gebracht werden. 
Nach Art der mittelalterlichen Fondacchi sollten dort Musterlager und Vorrathe für die 
fremden Kaufleute bereit Iie en, mit entsprechender Organisation einer finanziellen Ab- 
theilung neben der commerciellen. Weil Triest unser Gebiet nicht zu seinem echten 
Hinterland gemacht hat, muss die Hafenstadt durch unser eigenes Eingreifen zu unserem 
Emporium werden. Der Lohn für die Mühe fällt ja doch nur uns anheim, und dass die 
Anwesenden mit diesen Ausführungen, welche der Redner mit zuverlässigen Daten unter- 
stützte, vollends einverstanden waren, bezeugt: der rauschende Beifall am Schlusse des 
Vortrages.
	        
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