deckten Fresken dargethan. Beiläufig wurde auch die Bemerkung eingetlochten, dass auf-
fallenderweise selbst in den religiösen Bildern der florentinischen Renaissancekünstler
noch etwas von dem eigenartigen altetrurischen Kunstcharakter nachklinge.
In seinem zweiten Vortrage geleitete Dr. Wickholf seine Zuhorer nach Bologna,
und das Haus und die Werkstätte des Goldarbeiters, Stempelschneiders und Malers
Francia, sowie der Künstlerkreis, welcher sich um diesen Meister schaarte, bildete den
Mittelpunkt der anziehenden Schilderung. Von diesen Kunstgenossen und Zoglingen
Francia's wurde besonders Marcanton Raimondi, welcher später als Kupferstechcr mit
Raphael in so innige Verbindung trat, eingehend gewürdigt und eine Reihe seiner Stiche
in ihrem Bezuge zur Antike charakterisirt. Ein eigenthümlicher Zug der Bologneser
Kunst, die Wahl ihrer Stoffe und Aehnliches fand eine geistreiche Erläuterung in der
reichen Pflege, deren sich die Musik in jener Stadt erfreute. Unter den besprochenen Kunst-
werken verdienen einige Majolikateller, welche sich jetzt im Museo Correr zu Venedig
befinden, um ihrer wunderlieblichen Darstellungen besonders hervorgehoben zu werden.-
Wir erlauben uns, es bei diesen eingestandenermaßen dttchtigen Notizen bewenden zu
lassen, unsere Leser auf die baldige Drucklegung der beiden Vortrage vertrostend.
a
Am t6. November sprach Hofrath von Neumann-Spallart über: nDie Bedeu-
tung von Triest für die österreichischen lndustriem- Von der regen Betheiligung der
österreichischen Volkerschaften an der Triester Ausstellung als Ausdruck des Reichs-
gedanltens und der vielleicht unbewusst gefühlten Nothwendigkeit einer Hebung dieses
unseres Handelsemporiums ausgehend, wies der Vortragende auf die jetzt anerkannte orga-
nische Zusammengehörigkeit aller Elemente des Volkswohlstandes hin: Bodenwirthschaft
mit den Nebenindustrien, Gewerbe und Handwerk mit Kunst und Wissenschaft durch die
Technik verbunden, und alle zusammen mit dem ungeahnt großen Verkehrsleben und
Handel. Durch eine Reihe historischer Beispiele wurde der unmittelbare Einfluss der
Handelswege auf Kunst und Industrie documentirt und aus der Ueberzeugung, dass ohne
Beherrschung des Weltrnarlttes keine Blüthe der Industrie und Kunstgewerbe zu hoffen
ist, wurde die Förderung Triests als Pflicht jedes österreichischen Politikers und Patrioten
hingestellt. Triesg identisch mit dem österreichischen Seehandel, ist der einzige Weg,
um uns vom deutschen, englischen und holländischen Zwischenhandel in sehr vielen
Gruppen des Exportes zu emancipiren. Sodann wurden die unleugbare Stagnation von
Triest, deren Ursachen und die bekannten Mittel zur Heilung besprochen: Hafenbauten,
Entrepöts, Docks, Beseitigung des Freihafenprivilegiums und die Verbindung Triests mit
Oesterreich und Deutschland durch die kürzesten Eisenbahnlinien. Darüber hinausgehend
wies jedoch der Vortragende den österreichischen Industriellen eine doppelte Aufgabe zu:
t. Die Eroberung des Triester Marktes selbst durch Festsetzung in der Stadt und Um-
gebung; 2. Ausnützung der Handelsbeziehung über Triest nach überseeischen Ländern.
- Das statistisch nachgewiesene bedeutende Capital und die auffallend geringe hei-
mische Industrie in Triest lässt die Stadt in der That als vielverheißendes Gebiet er-
scheinen und sollten unsere Industriellen bis zur Aufhebung des Freihafens wenigstens
die sogenannte Zollniederlage im neuen Hafen zur Verarbeitung der billig importirten
überseeischen Rohstoffe und Halbfabricate ßeißig ausnutzen. Weil die Triestiner selbst
sich zumeist nur auf Spedition und Fachinage beschränken, waren von unserer Seite die
Exportgelegenheiten über Triest nach der Lcvante, Aegypten, der Ponente und den trans-
atlantischen Markten direct aufzusuchen, denn der Verkauf unserer Waaren durch den
westlandischen Zwischenhandel verringert unsern Gewinn um ein Bedeutendes. In unser
Aller Interesse sollte durch eine förmliche Colonie österreichischer Firmen wie durch
Transfusion frisches Blut in die Adern des dortigen stockenden Verkehrs gebracht werden.
Nach Art der mittelalterlichen Fondacchi sollten dort Musterlager und Vorrathe für die
fremden Kaufleute bereit Iie en, mit entsprechender Organisation einer finanziellen Ab-
theilung neben der commerciellen. Weil Triest unser Gebiet nicht zu seinem echten
Hinterland gemacht hat, muss die Hafenstadt durch unser eigenes Eingreifen zu unserem
Emporium werden. Der Lohn für die Mühe fällt ja doch nur uns anheim, und dass die
Anwesenden mit diesen Ausführungen, welche der Redner mit zuverlässigen Daten unter-
stützte, vollends einverstanden waren, bezeugt: der rauschende Beifall am Schlusse des
Vortrages.