hält und darüber ist eine Bandrolle mit der Jahreszahl r56o. Von
Schellen Ass sind zwei Varianten vorhanden. Auf einer steht der aufver-
schiedenen Kartenspielen wiederkehrende Spruch: "im Spil ist das ein große_
Kvnst Wer avfhort mit G(unst)a und auf der zweiten: vIch tacht ich
solt meines Hantwerges w(arden), so mvs ich auch spilen avf diser
Kartenm Der Holzschnitt ist verhältnissmäßig sehr fein ausgeführt und
auf den meisten Blättern haben sich auch Reste der alten Bemalung er-
halten. Diesen besprochenen Blättern waren in dem Buchdeckel noch
einige aus einer andern Folge beigefügt, auf deren Beschreibung wir jedoch
um ihres geringen Werthes willen nicht einzugehen brauchen. Man darf
eben nicht außer Acht lassen, dass wir eigentlich als Maculatur vom
Buchbinder zusammengeleirntes Papier vor uns haben und dies macht die
Ungleichmäßigkeit und Zufälligkeit der Zusammensetzung erklärlich.
Die Mehrzahl der Spielkarten in unserer Bibliothek stammt aus
dem XVll. und XVlII. Jahrhunderte. Einige derselben sind von größerem
Interesse als gute Vertreter jener Richtung. welche sich neben der alle-
gorisirenden Tendenz der italienischen Naibi und Tarochi und neben dem
chevaleresken, mit Devisenreichthurn coquettirenden französischen Piquet
besonders in Deutschland entwickelte. Auch hier wurden die Lands-
knechtskarten wegen ihres oft bedenklichen, für bessere Gesellschafts-
kreise unmöglichen Humors durch andere Bilder abgelöst, welche nebst
dem Zeitvertreib durch das Spiel selbst dem Geiste eine angenehme,
gebildete Anregung bieten sollten.
An erster Stelle sind in dieser Beziehung jene Spielkarten zu nennen,
welche von Staindorffer im Jahre 1688 in Wasserfarben, vielleicht
schließlich mit etwas Eiweiß übergangen, gemalt wurden.
Wohl nur im besonderen Auftrage für einen hohen Herrn ange-
fertigt, setzen diese Originalkarten bedeutende Kenntniss der classischen
Mythologie voraus und sind überdies dadurch eigenthtimlich, dass sie
eine Verbindung des italienischen Trappolaspieles mit den deutschen
Karten darstellen. Auf den 36 Blättern sind nämlich außer den deutschen
Farbenzeichen Herz, Schellen, Laub und Eichel stets auch die italienischen
Coppe, Spade, Denari und Bastoni angebracht. Die Figuren sind nicht
besonders scharf charakterisirt; was wir als Herz-König bezeichnen
möchten, trägt die Aufschrift Scylla und stellt vor, wie dieselbe einen
König, wohl ihren Vater Nisos von Megara, mit einer Scheere seiner
Locken beraubt. Der Arme ist mit einem gewaltigen Schwerte bewaffnet,
macht aber zu der Procedur ein Mitleid fiehendes Gesicht, seine Linke
so beredt ausstreckend, als wollte er klagen, was er von seiner Tochter
sich widerstandslos müsse gefallen lassen. Sie hat ihn ja schließlich auch
um's Leben gebracht. Herz-Dame dürfte Atalanta sein, in deren Schoß Prinz
Meleager den Eberkopf legt. Er verzichtet ritterlich auf die erbeutete Sieges-
trophäe, weil Atalanta es gewesen sein soll, welche dem Ungeheuer die
erste Wunde beibrachte. Als Cavail ist Perseus im Kampfe mit dem