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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 207)

hält und darüber ist eine Bandrolle mit der Jahreszahl r56o. Von 
Schellen Ass sind zwei Varianten vorhanden. Auf einer steht der aufver- 
schiedenen Kartenspielen wiederkehrende Spruch: "im Spil ist das ein große_ 
Kvnst Wer avfhort mit G(unst)a und auf der zweiten: vIch tacht ich 
solt meines Hantwerges w(arden), so mvs ich auch spilen avf diser 
Kartenm Der Holzschnitt ist verhältnissmäßig sehr fein ausgeführt und 
auf den meisten Blättern haben sich auch Reste der alten Bemalung er- 
halten. Diesen besprochenen Blättern waren in dem Buchdeckel noch 
einige aus einer andern Folge beigefügt, auf deren Beschreibung wir jedoch 
um ihres geringen Werthes willen nicht einzugehen brauchen. Man darf 
eben nicht außer Acht lassen, dass wir eigentlich als Maculatur vom 
Buchbinder zusammengeleirntes Papier vor uns haben und dies macht die 
Ungleichmäßigkeit und Zufälligkeit der Zusammensetzung erklärlich. 
Die Mehrzahl der Spielkarten in unserer Bibliothek stammt aus 
dem XVll. und XVlII. Jahrhunderte. Einige derselben sind von größerem 
Interesse als gute Vertreter jener Richtung. welche sich neben der alle- 
gorisirenden Tendenz der italienischen Naibi und Tarochi und neben dem 
chevaleresken, mit Devisenreichthurn coquettirenden französischen Piquet 
besonders in Deutschland entwickelte. Auch hier wurden die Lands- 
knechtskarten wegen ihres oft bedenklichen, für bessere Gesellschafts- 
kreise unmöglichen Humors durch andere Bilder abgelöst, welche nebst 
dem Zeitvertreib durch das Spiel selbst dem Geiste eine angenehme, 
gebildete Anregung bieten sollten. 
An erster Stelle sind in dieser Beziehung jene Spielkarten zu nennen, 
welche von Staindorffer im Jahre 1688 in Wasserfarben, vielleicht 
schließlich mit etwas Eiweiß übergangen, gemalt wurden. 
Wohl nur im besonderen Auftrage für einen hohen Herrn ange- 
fertigt, setzen diese Originalkarten bedeutende Kenntniss der classischen 
Mythologie voraus und sind überdies dadurch eigenthtimlich, dass sie 
eine Verbindung des italienischen Trappolaspieles mit den deutschen 
Karten darstellen. Auf den 36 Blättern sind nämlich außer den deutschen 
Farbenzeichen Herz, Schellen, Laub und Eichel stets auch die italienischen 
Coppe, Spade, Denari und Bastoni angebracht. Die Figuren sind nicht 
besonders scharf charakterisirt; was wir als Herz-König bezeichnen 
möchten, trägt die Aufschrift Scylla und stellt vor, wie dieselbe einen 
König, wohl ihren Vater Nisos von Megara, mit einer Scheere seiner 
Locken beraubt. Der Arme ist mit einem gewaltigen Schwerte bewaffnet, 
macht aber zu der Procedur ein Mitleid fiehendes Gesicht, seine Linke 
so beredt ausstreckend, als wollte er klagen, was er von seiner Tochter 
sich widerstandslos müsse gefallen lassen. Sie hat ihn ja schließlich auch 
um's Leben gebracht. Herz-Dame dürfte Atalanta sein, in deren Schoß Prinz 
Meleager den Eberkopf legt. Er verzichtet ritterlich auf die erbeutete Sieges- 
trophäe, weil Atalanta es gewesen sein soll, welche dem Ungeheuer die 
erste Wunde beibrachte. Als Cavail ist Perseus im Kampfe mit dem
	        
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