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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 207)

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Drachen unverkennbar und schließlich als Bub (Valet) mit trauriger 
Miene Actäon, auf dessen Haupte bereits ein stattliches Hirschgeweih 
prangt. Diana, welche ihm dies angethan, ist auf dem Blatte Herz-Ass zu 
sehen; sie taucht eben noch die Hand in's Wasser die unheilvolle Be- 
sprengung fortzusetzen. Dann folgen Herz X, IX, VIII, VII, Vl, wie schon 
erwähnt in Verbindung mit den Spade. Die Zahlen sind wohl in römi- 
schen Ziffern in der oberen Hälfte des Blattes geschrieben, der Künstler 
ging jedoch weiter und hat in geistreicher Weise die Herzen und 
Schwerter, gerade und Tiirkensäbel so angeordnet, dass auch diese Zu- 
sammenstellung der Zeichen die Zahlen ziemlich klar erkennen lässt. Er 
versuchte dieses Spiel mit Ornament} und Farbenzeichen fortzuführen, 
jedoch ist ihm dasselbe nur mehr bei dem Grün (Coppe) in befriedigender 
Weise gelungen. 
Der Schellen-König ist Midas, voll Verzweiflung vor seinem mit 
Goldgerichten bedeckten Speisetisch; die Damelist wiederum eine Atalanta, 
diesmal die argivische oder böotische Königstochter, welche alle ihre Be- 
werber erbarmungslos rnit dem Speer durchbohrte, wenn sie dieselben 
im Wettlauf einholte. Auf dem Bilde blickt sie sich nach einem goldenen 
Apfel. Der Megareus Sohn Hippomenes (Schellen-Bub) war eben so 
schlau, ihr drei solche Früchte, welche er von Aphrodite erhalten hatte, 
in den Weg zu werfen. Atalante konnte der Lockung nicht widerstehen, 
verlor durch das Aufheben viel Zeit und musste nun dem Sieger in's 
Brautgemach folgen. Der Cavall (Chevalier) ist Bacchus, behaglich auf 
einem Esel reitend; er trägt, einen vollen Pocal in der Hand. Neben 
und hinter ihm sein Gefolge rnit Schalmeien und seinen Trophäen, hier 
die goldene Schelle und statt des Denaro eine große goldene Blume. 
Schellen-Ass zeigt den Orpheus, prächtig gezeichnet, wie er mit dem 
Ausdruck höchster Begeisterung in die Saiten greift, alle thierische Wild- 
heit, Rohheit und Furcht zu bannen, als deren Träger Hund, Hase. Eber, 
Hirsch, Löwe, Stieglitz, Zeisig, Elster und Eule neben ihm und in den 
Zweigen des Baumes erscheinen, in dessen Schatten der Sänger ruht. 
Als Grün (Laub) König streckt Acacus die Hände zum Himmel 
empor, vielleicht Jupiter um Abwendung von Unglück, Krankheit und 
Ungeziefer anflehend. Gerade dieses Blatt ist arg verrieben, so dass das 
Bild nicht deutlich erkennbar. Die Dame ist Venus. Sie ist mit ihrem 
von Schwänen gezogenen Gefährte herzugeeilt, den todwunden Adonis zu 
trösten, welchem das Leben rnit den letzten Athemzügen aus dem Körper 
flieht. Das Blatt Cavall zeigt den jugendlichen Minos, in römischer Parade- 
riistung, den Comrnandostab an die Hüfte gestemmt, auf stolzem Rosse 
neben einem starken Burgthurm vorbeisprengend. Von den Zinnen herab 
lockt ihn die obenerwähnte Scylla mit der Krone auf dem Haupte. Nach 
dem Mythos folgte ihr der Heros, jedoch nur, um die Vatermörderin zur 
Strafe für ihr Verbrechen in's Wasser zu werfen. Auf dem folgenden 
Blatte ist als Grün-Bub Pan, wie er in blinder Liebesgier einen Bund 
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