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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 207)

von Schilfrohr umarmt. Die Syrinx, welcher seine Liebesglut gegolten, 
blickt noch halb erschrocken, halb schon spöttisch auf dem folgenden 
Blatte (Grün-Ass) im Schilfe kauernd, nach ihrem Verfolger zurück. 
Den Eichel-König stellt Jupiter vor. Er sitzt mit der unschuldigsten 
Miene von der Welt auf einer Rasenbank und blickt wie verwundert 
gegen oben, wo seine göttliche Ehehälfte aus den olympischen Höhen 
herabsaust und greinend mit der Linken nach der armen Jo weist, die 
bereits in eine Kuh verwandelt auf grüner Halde ruhig Gras frisst. 
Eichel-Dame ist wiederum eine von den Bösen. Circe mit Scepter 
und goldenem Pocal, zuerst die _liebreizende Wirthin heuchelnd, hat schon 
zwei von den Begleitern des Odysseus in Wolf und Eber verzaubert. 
Cavall ist der schönste jugendliche Centaur, welchem des Chiros 
Tochter Ocyrhoä, der Weißagung kundig, aus der flachen Hand seln 
Geschick prophezeit. Der Bub ist Cephalus mit dem Hirtenstab, auf dem 
nächsten Blatt (Eichel-Ass) seine Braut Procris dargestellt; sie kommt 
ihm entgegen mit dem sein Ziel nie fehlenden Pfeile und dem wohl- 
dressirten Jagdhund Lälaps, beide Stücke ein trelfliches Geschenk des 
cretischen Königs Minos. 
Ueber Staindorffer, welcher sich auf dem Blatte Herz-Dame als den 
Maler dieses Kartenspieles nennt, konnten leider keine weiteren Daten 
aufgefunden werden. Jedenfalls genügen die vorliegenden Blätter nicht 
für ein abschließendes Urtheil über denselben. Immerhin sind es eben 
nur Karten. auf deren Herstellung in der Regel kein allzugroßer _Fleiß 
dürfte verwendet worden sein. selbst wenn bedeutendere Künstler ge- 
legentlich eine derartige Aufgabe übernahmen. Als einfacher zunft- 
mäßiger Brief- oder Kartenmaler wäre Staindorlfer unbestreitbar unter 
den tüchtigsten zu vermerken. Seine Zeichnung und Farbe zeigt im All- 
gemeinen die Nachwirkung des Rubenäschen Einflusses in Deutschland. 
Aus demselben Jahre (1688) stammt das Kartenspiel, welches 
auf dem Titelblatt oder Ass der Danari die Aufschrift trägt: Naipes 
fi(nas) Rel Gio. Stefanos Buraggis Sic. Es ist mithin spanischen Ur- 
sprungs und bestand aus 52 Blättern, jedoch nicht mit den franzö- 
sischen Piquetfarben Coeur, Carreau , Pique und Treffle ,' sondern 
wiederum mit Beibehaltung der italienischen Trappolierkarten: Coppe, 
Espada u. s. w., wie solche in Spanien üblich blieben und noch in den 
späteren spanischen Karten, z. B. Ijl-lombre," wenigstens in den Namen 
von Basta, Spadiglia u. s. w. fortleben. Leider ist unser Exemplar sehr 
unvollständig (22 Bl.) und zudem sehr roh in Holzschnitt und Colorirung. 
Wir können auf eine genauere Beschreibung um so eher verzichten, als 
in dem bekannten Werke von Merlin: Origine des cartes a jouer, Paris 1869, 
auf Tafel 30, 31 und bei Lacroix, Le Moyen Age et la Renaissance, 
Band ll auf Tafel lll zur Abhandlung über die Cartes a jouer die un- 
mittelbaren Vorlagen für unser Kartenspiel abgebildet sind. Dies waren 
Karten von dem seinerzeit sehr geschätzten Kartenmaler Jehan Volay
	        
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