Tirol dar. Der Name des Künstlers, welcher die Zeichnungen entworfen
hat, deutet bereits an, dass sich diese Karten über das Durchschnittsmaß
ähnlicher Erzeugnisse weit erheben und auch die chromolithographische
Herstellung ist für Kartenblätter nicht gerade schlecht. Selbst diese Art
von Pflege der Erinnerung an die Großthaten der Väter wäre vielleicht
der Nachahmung werth.
Schließlich sind zwei Kartenspiele in dem Besitze der Bibliothek zu
erwähnen, die eigentlich um ihres Alters willen etwas früher hätten an-
geführt werden sollen; sie sind jedoch so wenig originell und so roh in
Zeichnung und Ausführung, dass unsere Zurücksetzung derselben ent-
schuldbar ist. Sie wurden eben nur gelegentlich erworben, um überhaupt
irgend ein Beispiel jener alten Tarochi zu haben, die aus Italien über
Frankreich den Weg nach Deutschland fanden. Das eine Exemplar
stammt aus der Fabrica di Angelo Valla in Trieste und hat
noch die alten Zeichen der Coppe, Spade, Denari und Bastoni auf den
Figurenblättern und den Taroks, jedoch bereits französische Unter-
schriften, also z. B. Roy de Coupes, roy de spe, reine de bastons. Die
Taroks zeigen gleichfalls die alten Darstellungen: I Le bateleur, II la
papesse, V le pape, VI Famoureux, VIII Yermite, XI la force, XII le
pendu, XIII den Tod ohne Unterschrift, XIV la temperance u. s. w. die
allegorisirenden Darstellungen, welche Lacroix (a. a. O. F01 IV) als eine
Gattung der Danse Macabre, als ein Spiegelbild des Lebens und des Todes
erklärt. Eine weitere Beschreibung der Blätter sei hier erlassen, wenn
wir auf die Tafeln 20-23 in Merlin's leicht zugänglichem Werke: Origine
des cartes ä jouer verweisen. Nur das muss hervorgehoben werden, dass
unser überdies unvollständiges Exemplar als eine sehr derbe Copie jenes
altvenezianischen Tarokspieles bei Merlin aufzufassen ist, und nach der
Cartouche des Firma-Namens und dem Zeichen der Abstempelung zu
schließen, wohl erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ent-
stand. Bis zum Unsagbaren steigert sich die Rohheit in Zeichnung und
Colorirung in den vielleicht nach gleicher Vorlage hergestellten wTaros
fin de Johannes Neumvr (Neutneyr) in Manheimv, in welchen
übrigens die specifnsch venezianischen Figuren: la papesse und le pape
wieder durch die älteren: Junon und Jupiter ersetzt sind.
E. Chmelarz.
Marius Vachon über die französische Kunstindustrie.
Herr Marius Vachon hat soeben in Paris beivL. Baschet eine höchst
anregende und lehrreiche Broschüre unter dem Titel uNos Industrie:
d'Art en perilw veröffentlicht, mit der wir uns etwas eingehender beschäf-
tigen müssen. Herr M. Vachon schildert auf Grundlage authentischer Daten
die rückläufige Bewegung der französischen Kunstindustrie, und schließt