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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 208)

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und musste, um seine Raume anstandig zu completiren, im letzten Momente Private er- 
suchen, aus ihren Sammlungen das nothige Material zu leihen, um die Raume anständig 
zu füllen. Zahlen sprechen da am deutlichsten. Frankreich hatte 44 Bilder als National- 
eigenthum, Deutschland 35 aus den Galerien von Dresden, Berlin und München, Belgien 35, 
Spanien t6. Es ist somit der Beweis gebracht, dass wir in einem ziemlich ungleichen 
Kampfe waren, den wir doch mit Ehren bestanden haben. Leider wurde diesen Um- 
ständen bei der Besprechung unserer Ausstellung wenig Rechnung getragen, und doch 
hatten sie einige Berücksichtigung verdient. Einige Fachblatter erwähnten ihrer wohl, sowie 
im Ganzen und Großen sich die inländische Journalistik dem Unternehmen gegenüber 
wohlwollend verhielt. Dass es auch hier Ausnahmen gab, die ihrem privaten Hass und 
Leidenschaften die Zügel schießen ließen, versteht sich wohl von selbst; doch sind die 
Steine, die gewisse Herren warfen, nur zu oft auf sie selbst zurückgefallen; wenn dies 
aber auch in fremden Journalen geschah, so hat es vielleicht manchen Fremden gehindert, 
Wien zu besuchen. Doch im Ganzen glaube ich nicht, dass es einen so großen EtTcct 
gemacht habe; denn was zu scharf und zu ungerecht ist, verfehlt seine Wirkung. Wenn 
eine fremde Zeitung Oesterreich jeden Kunstsinn, jede Kunstbegabung, jede Möglichkeit 
eines Kunstmarktes absprach, so mag es seine localen Interessen damit vertreten haben, 
doch den Wahrheitsbeweis bleibt es uns schuldig. Man bedenke nur, dass es ein erster 
Versuch war, und als solcher war er ein gelungener; übrigens einer Stadt jede Berechti- 
gung abzusprechen, ist doch ganz sonderbar, wo in demselben Augenblicke aus Privat- 
mitteln dieses Gebäude entstand, österreichische Gelehrte in Kleinasien auf Kosten von 
Privaten Forschungen und Ausgrabungen machen im lnteresse der Sculptur und der 
Antike, und ein einzelner Privatmann im Interesse der Wissenschaft eine Expedition nach 
dem hohen Norden ausrüstete und begleitete, um die Geheimnisse des Nordpoles zu er- 
forschen. In dem Augenblicke, wo diese abfalligen Urtheile erschienen, kam ein Delegirter 
Frankreichs und ein anderer Hollands nach Wien, um unser Kunstmuseum zu studiren, 
und in diesem Jahre erhielten mehrere junge Männer, die hier ihre Studien gemacht 
haben, Anstellungen als Professoren in ähnlichen Kunstinstituten des Auslandes, was doch 
vielleicht zu Gunsten Wiens spricht, der so verlästerten Stadt. Wir leiden Alle unter dem 
so weit verbreiteten Pessimismus, der beinahe jedes Unternehmen schon im Keime er- 
stickt und vernichtet, viele Leute entmuthigt, ihre Kräfte und Zeit Unternehmungen zu 
widmen, deren Schicksal sie beinahe im voraus kennen. ln dieser Beziehung könnten wir 
viel vom Auslande lernen und wenigstens so patriotisch sein, es Fremden zu überlassen, 
über uns und unsere Institutionen zu schimpfen, anstatt dies selbst im Auslande zu thun. 
Viele von ihnen, meine Herren, fühlen gewiss die Wahrheit dieser Satze, so mc-gen sie 
denn auch einmal ausgesprochen werden. 
Ueber den Besuch und das Ertragniss liefert der Rechenschaftsbericht die aus- 
fnhrlichsten Daten. Der Ankauf beläuft sich mit den Bestellungen auf 150.050 Gulden. 
Hier muss ich bemerken, dass gleich die ersten Tage nach der Eröffnung Se. Majestät 
der Kaiser allergnadigst in der Oesterreichischen Abtheilung mehrere Bilder anltaufte, 
gewiss mit der Absicht, dass das allerhöchste Beispiel Nachahmer finden werde, doch war 
das nicht so sehr der Fall, als man es wünschen konnte; die oben angeführten Ursachen 
mögen viel dazu bei etragen haben. Mit Freuden constatire ich den Ankauf mehrerer 
Werke aus Staatsmitte n, denn dies gibt uns die sichere Hoffnung, dass das Beispiel so 
vieler anderer Länder, die ihre Nationalgalerien und Museen stets mit dem Besten der 
Neuzeit vermehren, nicht ohne Einfluss auf unsere Kunstzustande bleiben, und dass auch 
Aehnliches, wenn auch nur langsam, bei uns Platz greifen werde. Die herrlichen, groß- 
artigen Raume unserer neuen Hofmuseen werden gewiss, obwohl stumm, doch die be- 
redteste Sprache sprechen, was der Kunst nützt und frornmt. 
Bronze-Ausstellung im Oesterr. Museum. 
Das k. k. Oesterr. Museum beabsichtigt im Sommer des Jahres 1883 
eine Special-Ausstellung von Bronze-Arbeiten zu veranstalten. Die- 
selbe hat den Zweck, den Entwicklungsgang des gesammten Kunstzweiges 
von den frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart in Ansehung der tech- 
nischen Behandlung und der künstlerischen Verwendung des Materials so 
vollständig als möglich und in charakteristischen Beispielen vorzuführen. 
Man wird daher bemüht sein, einerseits die Slylformen der Vorgeschicht-
	        
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