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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 208)

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Kreytan weigern sich zur selben Zeit, die von ihren Professoren zur Er- 
langung der großen goldenen Medaille gestellten Aufgaben auszuführen, 
weil deren Gegenstand ihrer Natur fremd sei. Diese Widerspenstigen ver- 
lassen die. Akademie und bilden eine freie Genossenschaft. im Jahre 187i 
organisiren einige derselben eine Ausstellungs-Gesellschaft mit dem Zwecke, 
ihre'Werke nicht blos den Bewohnern der Hauptstadt, sondern auch 
draußen in den Provinzen zu zeigen. Die Idee dieser Gesellschaft gehört 
dem Maler Miassojedoff. welcher, als Pensionär der Akademie aus 
Spanien zurückgekehrt, sein Project zuerst den Mitgliedern der Genossen- 
schaft und hierauf einigen Malern von Moskau, dem Peroff, Prianisch- 
nikoff, Savrassoff, Kameneff auseinandersetzte. Heute zählt diese 
Gesellschaft bereits dreißig Mitglieder, unter welchen sich die angesehen- 
sten Künstler befinden. Dieselbe hat bereits zehn Jahresausstellungen ver- 
anstaltet, und ihre Werke wanderten durch alle großen Städte Russlands. 
Später (1876) haben die Künstler, welche der Akademie angehören, auch 
eine Kunstausstellungs-Gesellschaft organisirt. Dieselbe hat zweimal so 
viel Mitglieder als die andere, aber sie sind frei und wechseln häufig; 
auch waren die sechs Ausstellungen der neuen Gesellschaft nicht so reich 
an nationalen Sujets wie jene der alten, und sind es vorwiegend Land- 
schaften, welche die Aufmerksamkeit hier in Anspruch nahmen. 
Nur wenige Künstler bleiben außerhalb dieser beiden Gesellschaften. 
Da ist an erster Stelle B. V. Vereschagin zu setzen, bekannt genug 
durch seine Bilder aus dem Kriege von Taschkent (1867-1868) und 
jenem von Bulgarien (1877-1878), sowie durch die glänzenden Skizzen, 
welche er aus lndien heimbrachte. Er allein hat eine ganze Umwälzung 
in den Anschauungen zu Stande gebracht, denn Niemand vor ihm be- 
handelte Kriegsbilder mit solcher Wahrheit und solcher Empfindung; 
überdies verfügt Niemand über eine gleiche Raschheit in der Ausführung. 
Eine Specialausstellung seiner Werke macht ja eben die Runde durch 
Europa und erregt überall große Bewunderung. 
Anders waren die Verhältnisse für die Sculptur. Nach Pimenoff 
und Baron P. Klodt, welche sich gleichfalls als realistische Bildhauer 
bemerkbar machten, und deren erster gegen 1855 die Denkmäler auf 
Ktiloü" und Nikolaus I. schuf, begegnen wir ureiters keinem Bildhauer 
dieser Art vor Antokolski, welcher vor zehn Jahren mit wlwan dem 
Schfgckljchenn und "Peter Lu hervortrat. Es ist wahr, dass in der Zui- 
schenzeit der Maler Mikeschin das Denkmal des tausendjährigen Be- 
standes Russlands (1862) und jenes der Katharina II. (1873) entwarf; 
aber diese Leistungen stellen eigentlich eine Collectivarbeit vor. Denn 
Mikeschin ist eben nicht selbst Bildhauer, und andere Künstler: Tschi- 
4 joff, Opekuschin u. a. haben die Monumente nach seinen Zeichnungen 
ausgeführt. An den Werken der neuen russischen Bildhauer. eines Ka- 
menski, Tschijoff, Popoff, Laveretzi, welche Scenen des modernen 
Lebens behandelten, nimmt man bedeutend weniger Realismus wahr, als
	        
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