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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 208)

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boden bedecken Textilstoffe, auch über Tischchen und Stockerln sind dergleichen gelegt 
und selbstverständlich werden sie auch als Vorhänge benützt. 
Jedes von den drei Zimmern hat seinen eigenen Charakter in systematischer 
Steigerung von dem ersten, dessen Gesammt-Ton das warme, anspruchslose Goldbraun 
ist, wozu das matte Silber-Ornament auf dern Holzwerke trefflich stimmt - zu dem 
zweiten, in welchem Roth vorherrscht und die Vertafelung mit Gold decorirt ist. und 
endlich zu der wahrhaft blendenden Pracht in dem letzten Raume. Hier ist alles licht 
und leuchtend; den Grundton geben die bunten, weißgründigen Stickereien von Bokhara 
an; daneben gleißen und flimmern die türkischen Goldstickereien auf blauer, amaranth- 
farbener, purpurrother, grüner Seide. Ein weitgespannter Stalaktitenbogen, neben welchem 
zwei iapanesische Krieger in voller Lackrüstung Wache halten, schließt dies dritte Zimmer 
gegen das zweite ab, und durch einen Moscheenthürbehang von außerordentlicher Schon- 
heit blicken wir noch auf eine, Alles an Glanz überbieteude Schlussdecoration. S0 sind 
in der That orientalisirende lnterieurs - sozusagen verschiedene Grade - geschaffen 
worden, die das Auge schulen und die mannigfaltigste Anregung gewähren. Und da alle 
diese Teppiche und Decken verkäuflich sind, so wird die Ausstattung der Räume eine 
häufig wechselnde sein und immer neue Anziehungskraft behaupten. 
Fast hatten wir vergessen, den Künstler zu nennen, der diese Einrichtung er- 
sonnen und die Ausführung geleitet hat; doch ist das auch kaum nothig. Seit anderthalb 
Jahrzehnten rath man ia, wenn auf disem Gebiete etwas Originelles, Phantasies und 
Harmonievolles geschaGen worden ist, meistens (und selten irrig) auf Josef Storck. 
(Kunstnotizen ans Berlin.) Der diesjährige preul ische Staatshaushalts-Etat for- 
dert für Kunst und wissenschaftliche Zwecke zunächst zum Ankauf des Niederländischen 
Palais behuls der Erweiterung der konigl. Bibliothek a,60o.0o0 Mark. Das königliche 
Bibliothekgebaude wird demnachst ein hufeisenformiges Ganzes mit zusammenhängender 
Frontentwicklung nach der Behrenstraße bilden und Raum für den jetzt in dem Gebaude 
der Bergakademie befindlichen Theil der Sammlungen und für eine Vermehrung um 150.000 
Bände bieten. Die Kosten der Aptirung des alten Bibliothekgebaudes und der zu demselben 
hinzutretenden Gebaudetheile belaufen sich, ausschließlich 90.500 Mk. für die innere 
Ausstattung, auf 410.000 Mk. Zum Einbinden der Handschriften und Musikautographen 
der Bibliothek sind 6000 Mk. erforderlich. - Ferner soll das königliche Schauspielhaus 
eine Sandsteinbekleidung erhalten. Die Kosten dafür sind auf 188.000 Mk. veranschlagt, 
wovon für die kommende Bauperiode 135.000 Mk. ausgeworfen sind. - Für eine Rei- 
nigung und Zusammenstellung der Pergamenischen Funde sind 28.000 Mk. angesetzt. Es 
soll zu diesem Zwecke eine gesonderte Werkstätte errichtet werden, um die bisher hiefür 
verwendeten Museumsraume verfügbar zu machen. - Das ethnologische Museum in der 
Königgrätzerstraße verlangt weitere 800000 Mk. - Zum Ankauf des Grundstückes Pots- 
damerstraße 120 für die königliche Hochschule der Musik werden 779.100 Mk.; zum 
Weiterbau der technischen Hochschule, welche insgesammt 9'], Mill. Mk. beansprucht, 
sind 550 000 Mk. erforderlich. - Sodann ist eine halbe Million Mark zur iFortführung 
des Baues des naturwissenschaftlichen Museums vor dem Neuen Thore angewiesen. Die 
Gesammtkoaten belaufen sich auf 3,870.000 Mk. - Zur Anlage einer Wasserleitung im 
botanischen Garten sind 29.500 Mk. nothwendig. - Für die Begründung eines geschicht- 
lichen Seminars sind 10.400 Mk., die jedoch bis auf 1400 Mk. zur Beschaffung einer 
Handbibliothelt gebraucht werden, und zur Erweitenxng der Versuchsanstalt der königl. 
Porzellanmanufactur 22.500 Mk. nothig. 
Die Verhandlungen des Gongresaes für Eandfertigkeitannterdcht und Hans- 
heiß in Leipzig am 3. Juni 1882 wurden von Dr. W. Götze in einer bei [Bleib in fGera 
erschienenen Broschüre veröffentlicht. Die Bewegung zur Hebung des Handfertigkeitsunter- 
richtes im Deutschen Reiche wächst von Jahr zu Jahr. in Bremen besitzt der Verein 
zur Forderung des Hausfleißes in dem dort erscheinenden wNordwest- ein eigenes Organ, 
in welchem seine Ansichten zur Verotfentlichung gelangen. Ein hervorragender Förderer 
der Bestrebungen zur Hebung der Handfertigkeiten schreibt uns. dass die hauptslch- 
lichsten Grundgedanken, von welchen der Verein ausgeht, sich in Folgendem subsunr 
miren lassen: 
l. Die Handfertigkeit soll die formelle Bildung des Menschen vervollständigen und 
dazu beitragen, dass die Erziehung mehr wie seither eine harmonische werde. Dies 
schließt die Erziehung zur Arbeit, die Erziehung zur Geschicklichkeit, die Erweckung 
des guten. ia künstlerischen Geschmackes in sich ein. 
a. Die Handfertigkeit soll aber auch die Basis für die gewerbliche Erziehung - 
so weit es die Schulung betrifft - sein, und 
3. soll die Handfertigkeit auch der Kunst dienen, denn einerseits wird die Ge- 
schmacksrichtung direct dadurch gefordert, anderseits die Technik gehoben, diese aber 
ist die Schwester der Kunst, indem sie die ausführende Hand derselben ist.
	        
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