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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 209)

Wenn die Tiroler Glasmalereianstalt etwas vreniger reich ausgestellt hat, 
als wir es sonst gewohnt waren, so haben wir uns darüber nur zu freuen, 
sobald wir die Ursache dieser Erscheinung erfahren. Die lnnsbrucker 
Mutteranstalt, sowie die Wiener Filiale sind nämlich so mit Arbeit über- 
häuft, dass sie, abgesehen von einigen kleineren Arbeiten, größere Objecte 
nur leihweise für die Ausstellung noch erobern konnten. Was C. Gey- 
ling's Erben an Glasmalereien ausgestellt, zeigt einen erfreulichen Fort- 
schritt in Farbe und Zeichnung; die etwas süßliche Manier von früher 
ist einer kräftigen, die Vorzüge des Materials zur Geltung bringenden Be- 
handlung gewichen. 
Reicher und erfreulicher als seit einer Reihe von Jahren ist die 
Keramik vertreten. Nebst den einschlägigen Fachschulen, die wir gemeinsam 
besprechen wollen, sind heuer 19 Aussteller erschienen. Die Erzeugnisse 
von W. Szolnay in Fünfkirchen, vertreten durch Wahliß, kann man 
bereits als hors concours betrachten, und der einzige Wunsch, den wir 
dieser Fabrik gegenüber haben, ist der, sie möge sich von der Sucht 
nach Neuem so viel wie möglich ferne halten. Gleich neben WahliLl 
sehen wir eine gute Collection blau decorirten Porzellans von Kuoll in 
Karlsbad. Diese Arbeiten machen sichtlich dem Meißner Zwiebelmuster 
Concurrenz. ln künstlerischer Beziehung sind sie entschieden besser als 
ihre sächsischen Rivalen, mit Rücksicht auf das Renommee der letzteren 
haben sie aber einen schweren Stand. In hohem Grade interessant sind 
die Porzellanarbeiten von Poduschka in Krummnussbaum, dessen durchwegs 
in Scharffeuer-Farben decorirte Erzeugnisse nicht allein durch die vorzüg- 
lichen ornamentalen Motive, sondern auch durch einen vom gewöhnlichen 
Porzellan stark abweichenden Farbenschmelz die beste Wirkung erzielen- 
Größere Exactheit in der Zeichnung der Ornamente würde den meisten 
der ausgestellten Objecte einen noch höheren Werth verleihen. Unter den 
übrigen keramischen Erzeugnissen verdienen in erster Linie die Fayencen 
der Dallwitzer Fabrik, dann aber auch die von Eichler in Dux und die 
Syderolithwaaren von Gerbing 8c Stephan in Bodenbach anerkennend her- 
vorgehoben zu werden. ln Herstellung von Kachelöfen erwerben sich 
Fessler, l-Iardtmuth und Ginzelmayer durch Anwendung einer reichen 
Farbenscala, gute Modellirung und vorzügliche Glasur nicht zu unter- 
schätzende Verdienste; dagegen ist die coloristische Gesammtwirkung 
häufig zu bunt, und nur wenige der von ihnen ausgestellten Oefen dürften 
sich harmonisch in die Farbenstimmung eines elegant eingerichteten 
Zimmers fügen. Die Oefen von Lipp und Schleich aus Graz dagegen 
wirken zwar durch einheitlichen und weniger giftigen Farbenton ruhiger, 
sind aber im Aufbau umsoweniger gelungen, als die zu flache Modellirung 
des Details zu der schweren Gesammtform nicht stimmt und die Glasur 
die allzu feine Ornamentation zu sehr verdeckt. 
Die Betheiligung der vervielfältigenden Künste an der Ausstellung 
ist eine ziemlich rege. Wir finden vorzügliche Holzschnitte, vertreten durch
	        
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