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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 212)

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Reiches die Mehrheit, zumeist Bruchstücke, für das königl. Museum in 
Berlin, die anderen wurden in alle Welt verstreut. Als ich von diesem 
Funde hörte, interessirte ich meinen' in Aegypten weilenden Freund Herrn 
Theodor Graf dafür, und seinen umsichtigen Bemühungen ist es zu 
danken, dass nun in Wien der Hauptstock des ganzen Archivs vereinigt 
ist: es sind an zehntausend in sechs Sprachen abgefasste , theils ganze, 
theils fragmentarische Urkunden vom 5. bis zum m. Jahrhundert nach 
Christo! Durch diese griechisch, koptisch, arabisch, persisch (pehlewisch), 
hebräisch und syrisch geschriebenen Documente gewinnen wir einen tiefen 
Einblick in das gesammte sociale wie politische Leben Aegyptens in der 
bezeichneten Epoche und vermögen aus ihnen den reichsten Gewinn für 
die Schriftgeschichte mehrerer Culturvölker zu ziehen. 
Was den zweiten Fund betrifft, so danken wir auch ihn dem rast- 
losen Eifer des Herrn Graf, welcher auf meinen Plan, in Aegypten die 
Griechen- und Römergräber nachchristlicher Zeit auszu- 
forschen, bereitwillig eingieng und denselben mit grossen Opfern nach fast 
dreijährigem Bemühen zur glänzenden Erfüllung brachte. Die Vorher- 
sagung, dass durch die Auffindung solcher Gräber der die textile Kunst 
des Alterthums vor den Augen der modernen Forschung verbergende 
Schleier gelüftet werden würde, hat sich bewahrheitet. Wenn auch die 
Localität der entdeckten Gräberstätte aus verschiedenen Gründen noch unser 
Geheimniss bleiben muss, so ist doch wenigstens - und das ist ein un- 
geheurer Gewinn - das Geheimniss der kunstindustriellen Bewegung 
einer grossen Culturepoche in der ersehnten Richtung endlich geoffenbart. 
Denn durch unsern Fund wird über die textile Glanzperiode Aegyptens 
vom circa 3. bis in das g. Jahrhundert n. Chr. ein aufklärendes Licht 
geworfen. 
In dem vorliegenden Katalog erscheinen selbstverständlich nur jene 
Fundobiecte verzeichnet, welche in den beiden Sälen zur Ausstellung un- 
tergebracht werden konnten. Die gleichfalls nur zum Theil exponirten tex- 
tilen Gräberfunde gehen hier, weil chronologisch mit einer früheren Zeit 
beginnend, voraus. Jeder Fachmann weiss, welche Schwierigkeiten Textil- 
gegenstände einer Katalogisirung bereiten und wird zugeben, dass die- 
selben nur noch gesteigert werden, wenn, wie imi vorliegenden Falle, ein 
plötzlich auftauchendes colossales Material in völlig fremder Erscheinung 
erkannt, bestimmt und möglichst schnell beschrieben werden soll. Wenn 
mir auch längst vorausgegangene Quellenstudien diese Arbeit einigermassen 
erleichtert haben, so muss ich doch bekennen, dass noch Zweifel der 
Lösung harren. S0 wird z. B. erst nachträglich eine mikroskopische 
Untersuchung lehren, inwieweit die Bestimmung gewisser durch Alter 
und Moder hergenommenen Stotfgattungen - ob Baumwolle oder Linncn 
- dem unbewaHneten Auge gelungen sei. im Uebrigen hoffe ich, so weit 
es eben Zeit und Umstände gestatteten, mit diesem raisonnirenden Katalog 
einen brauchbaren Führer durch die Ausstellung geschaffen zu haben.
	        
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