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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 214)

(Siglsmund Kerker und. das Seuchen-Monument in Brünn.) Die historische 
Bronze-Ausstellung hat die Aufmerksamkeit unserer Kunstfreunde und Künstler auf die 
Bronzewerke gelenkt, welche sich in der Monarchie zerstreut befinden und die weniger 
bekannt sind als sie es verdienen. Eines von diesen Werken ist das Grabdenkmal des 
Generals de Souches, welches sich in Brünn in der Jakobskirche daselbst befindet. Es 
ist ein Werk des Brünner Glockengießers Sigismund Kerker. Schade dass die Große des 
Monumentes verbietet, dasselbe im Museum zur Ausstellung zu bringen. Desto will- 
kommener dürfte unseren Lesern die Mittheilung über das SouchesaMonument sein, 
welche wir den Mittheilungen des Architekten Prokop verdanken. Sigismund Kerker war 
schon 1660 als bürgerlicher Glocken- und Stückgießer in Brünn thätig. Da von ihm in 
Brünn und in der Umgegend zahlreiche schon gegoßene Glocken existiren. so ist wohl 
kaum daran zu zweifeln, dass er auch der Bildhauer des Souches-Denkmals ist und 
dass er in seiner Werkstatt geschickte Modelleure als Gesellen und Gehülfen gehabt hat. 
Ludwig Raduit de Souch es vertheidigte Brünn während der Belagerung durch die 
Schweden. Zur dankbaren Erinnerung an seine Vertheidigung wurde ihm von seiner 
Famlie in der Jakobsltirche ein Denkmal in der Souchescapelle gegründet. ln der Capelle 
befand sich auch ein Cruciüx in vergoldeter Bronze, welches von S. Kerker herrührt. 
ln der Capelle wurde auch Souches begraben und die silbernen Sporen und das silberbe- 
schlagene Schwert als Reliquien bewahrt, Aber die Capelle wurde demolirt; die Sporen 
und das Schwert gingen bei dieser Gelegenheit verloren und das Monument selbst wurde 
hinter den Hochaltar übertragen, wo es sich gegenwärtig befindet. 
Das Denkmal zeigt den Feldherrn über dem Marmorsarkophzge, auf einem Polster 
knieend, die rechte Hand an die Brust schlagend, die linke seitwärts von sich streckend. 
Die knieende Figur ist mit dem Polster 1-55 m hoch und 1 m breit, die Polsterbreite 
ist 73 cm. 
Die Figur wie das Cruzifix sind glatt behandelt und sind aus Gluckenbronze ge- 
gossen. Der Guss des lebensgroßen Bildnisses von Souches geschah am 6 August 1683. 
Erst später wurde das ganze Monument fertig, und zwar der Marmorsarg und das Epitaph 
im Jahre 1722, die Statue des Souches im Jahre 1727. 
Der fleißige Geschichtschreiher der Kunst Mahrens, Hawlik , gibt über die Familie 
Kerkefs einige Aufschlüsse. ln der Trauungsmatrikel der Pfarre St. Jakob in Brünn ist 
verzeichnet, dass Kerker am 18. Juni 1712 die Tochter des Proviant-Lieferanten Sikora, 
Namens Katharina geehelicht hatte. Zwischen 1737 und 1744 scheint Kerker gestorben zu 
sein. Am 31. August 1744, ehelichte Carl Lintz, Landphysikus in Mohren, die hinterlassene 
Tochter Kerkers. Johanns. Glocken von Kerker kennt K. Prokop aus folgenden Jahren: 
Von 172t zwei Glocken von Kumem, von 1712 in Rausnitz, von 1714 drei in Urspitz, 
von 1715 in Lodenitz, von 1723 drei in Müdritz, von 1726 eine in Tellnitz, von 1727 drei 
in WalL-Meseritsch, eine in Malstritz, von 1736 in Sulknitz und eine in Trebitsch vom 
Jahre 1736. - 
(Die deutsch-österreichische Kunstgewerbe-Ausatellung in 
Berlin im Jahre 1885.) Von vertrauenswürdiger Weise wird dem 
Director des Oesterr. Museums die von den Zeitungen bereits mitgetheilte 
Nachricht bestätigt, dass im Jahre 1885 in Berlin eine Kunstgewerbeaus- 
stellung für die österreichische Monarchie und das Deutsche Reich ver- 
anstaltet wird, in analoger Weise wie im Jahre 1874 im Museum eine 
Kunstgewerbe-Ausstellung abgehalten wurde. Ehrenpräsident der Aus- 
stellung ist der Herzog von Ratibor. Als Locale wird das ehemalige Aus- 
stellungsgebäude für Hygiene bezeichnet. Dasselbe soll erweitert und zu 
einem perennirenden Ausstellungslocale umgebaut werden. Die Grundfläche 
des Ausstellungsgebäudes mit dem Park wird 7500 Ü Meter betragen. Die 
Kosten des Ausbaues und der l-lerrichtung übernimmt die Stadt Berlin. 
Es ist dies begreiflich, da Berlin dadurch ein dauerndes Ausstellungslocale 
gewinnt. Da eine auf das Gebiet der Kunstgewerbeschule beschränkte Aus- 
stellung fiit das Oesterr. Museum von höchster Wichtigkeit ist, so sehen 
wir der Entwicklung dieser Angelegenheit mit Spannung entgegend. 
(Gongresa deutscher Kunetgewerbevereine." Die Vorstandschaft des Bayeri- 
schen Kunstgewerhevereins in München erliess in der Eigenschaft als derzeitiger Vorort 
der deutschen Kunstgewerbevereine unterm 20. März d. J. eine Aufforderung, anlässlich 
der in diesem Jahre daselbst stattfindenden ll. Internationalen Kunstausstellung und der 
dabei gewahrten Aufnahme von Werken der Kleinkunst eine Versammlung von Mit- 
gliedern der deutschen Kunstgewerbevereine in München abzuhalten. Nachdem
	        
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