hat ferner eine Commission zur Herausgabe stylgerechter Schulwerkstatt-
Arbeiten gebildet, um zu verhüten, dass sich in die Handfertigkeits-
bestrebungen der anderwärts mit Glück bekämpfte Hang zum Ungeschmack
und zur Stylbarbarei (wie er z. B. die dänischen Hausiieißbestrebungen
charakterisirt) einniste. Diese Commission ist aus Prof. zur Straßen,
Dir. Grunow in Berlin, Hofrath Graff in Dresden, Stadtrath a. D.
v. Schenckendorff in Görlitz und mir gebildet; der erstere ist Vor-
sitzender.
Das Charakteristische der in Leipzig gepflegten Richtung besteht
nun darin, dass wir eine organische Verbindung der praktischen Beschäf-
tigung mit dem übrigen Schulunterrichte, also z. B. des Modellirens mit
dem Zeichnen, der Metallarbeiten mit der Physik etc. anstreben, und
zwar im Sinne einer Concentration des Unterrichtes. Der Handfertigkeits-
nnterricht soll den Knaben nicht zum Handwerker machen, sondern ihn
formal bilden. Das unterscheidet uns namentlich von Clauson-Kaas,
der diesen Unterricht als Mittel für seinen Hausfleiß betrachtet. Wir
wollen den Knaben statt zur Aufhiiufung dogmatisch mitgetheilter, mecha-
nisch eingelernter Kenntnisse zur Arbeit erziehen, ihn findig und geschickt
machen, der Arbeitsunterricht soll ihm lebendige, intensive Anschauungen
vermitteln, die der dogmatisirende theoretische Unterricht nie zu geben
vermag; soll ihn zwingen, das Wissen durch eigene Erfahrung sich zu
erleben und zu unverlöschlichem Besitzthum zu machen, was jetzt in
unverständigen Mengen von außen an ihn heranzubringen versucht wird.
Unsere Devise ist: '
Bilde das Auge, übe die Hand -
Fest wird der Wille, scharf der Verstand.
Deswegen, weil unsere Bestrebungen auf eine entschiedene Erziehungs-
reform hinauslaufen, wie auch Sie, verehrter Herr, eine solche im Auge
haben, möchten wir Ihnen im Geiste die Hand reichen. Die Anknüpfung
zu vielleicht gemeinsamem Vorgehen in Zukunft war der Zweck dieser
Zeilen, mit deren Lectlire ich Sie soeben belästigt habe. Wir sind uns
ganz klar darüber, dass die Früchte langsam reifen werden, aber bei
zäher Ausdauer, festem Zusammenhalten und tüchtiger Arbeit, bei ent-
schiedenem Fernhalten von dilettantischer Vielgeschäftigkeit und unpäda-
gogischer Vermischung von Hausindustrie mit Erziehung zur Arbeit
werden wir schon langsam und sicher vorwärts kOIIIITICELK
Noch wichtiger sind die Worte Palmgreerfs, des Directors der
Handfertigkeitsschule in Stockholm, welche dieser im großen Saaie der
k. Akademie der Wissenschaften zu Stockholm gesprochen, und welche
Goetze in den nDeutschen Blättern für erziehenden Unter-
richt- bearbeitet hat. Man muss nur ein offenes Auge für die socialen
Zustände unserer Vororte und der großen österreichischen Fabriksstädte
haben, um sich zu überzeugen, wie nützlich es wäre, wenn unsere
Jugend, die männliche wie die weibliche, zur Handfertigkeit angeleitet
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