MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 214)

hat ferner eine Commission zur Herausgabe stylgerechter Schulwerkstatt- 
Arbeiten gebildet, um zu verhüten, dass sich in die Handfertigkeits- 
bestrebungen der anderwärts mit Glück bekämpfte Hang zum Ungeschmack 
und zur Stylbarbarei (wie er z. B. die dänischen Hausiieißbestrebungen 
charakterisirt) einniste. Diese Commission ist aus Prof. zur Straßen, 
Dir. Grunow in Berlin, Hofrath Graff in Dresden, Stadtrath a. D. 
v. Schenckendorff in Görlitz und mir gebildet; der erstere ist Vor- 
sitzender. 
Das Charakteristische der in Leipzig gepflegten Richtung besteht 
nun darin, dass wir eine organische Verbindung der praktischen Beschäf- 
tigung mit dem übrigen Schulunterrichte, also z. B. des Modellirens mit 
dem Zeichnen, der Metallarbeiten mit der Physik etc. anstreben, und 
zwar im Sinne einer Concentration des Unterrichtes. Der Handfertigkeits- 
nnterricht soll den Knaben nicht zum Handwerker machen, sondern ihn 
formal bilden. Das unterscheidet uns namentlich von Clauson-Kaas, 
der diesen Unterricht als Mittel für seinen Hausfleiß betrachtet. Wir 
wollen den Knaben statt zur Aufhiiufung dogmatisch mitgetheilter, mecha- 
nisch eingelernter Kenntnisse zur Arbeit erziehen, ihn findig und geschickt 
machen, der Arbeitsunterricht soll ihm lebendige, intensive Anschauungen 
vermitteln, die der dogmatisirende theoretische Unterricht nie zu geben 
vermag; soll ihn zwingen, das Wissen durch eigene Erfahrung sich zu 
erleben und zu unverlöschlichem Besitzthum zu machen, was jetzt in 
unverständigen Mengen von außen an ihn heranzubringen versucht wird. 
Unsere Devise ist: ' 
Bilde das Auge, übe die Hand - 
Fest wird der Wille, scharf der Verstand. 
Deswegen, weil unsere Bestrebungen auf eine entschiedene Erziehungs- 
reform hinauslaufen, wie auch Sie, verehrter Herr, eine solche im Auge 
haben, möchten wir Ihnen im Geiste die Hand reichen. Die Anknüpfung 
zu vielleicht gemeinsamem Vorgehen in Zukunft war der Zweck dieser 
Zeilen, mit deren Lectlire ich Sie soeben belästigt habe. Wir sind uns 
ganz klar darüber, dass die Früchte langsam reifen werden, aber bei 
zäher Ausdauer, festem Zusammenhalten und tüchtiger Arbeit, bei ent- 
schiedenem Fernhalten von dilettantischer Vielgeschäftigkeit und unpäda- 
gogischer Vermischung von Hausindustrie mit Erziehung zur Arbeit 
werden wir schon langsam und sicher vorwärts kOIIIITICELK 
Noch wichtiger sind die Worte Palmgreerfs, des Directors der 
Handfertigkeitsschule in Stockholm, welche dieser im großen Saaie der 
k. Akademie der Wissenschaften zu Stockholm gesprochen, und welche 
Goetze in den nDeutschen Blättern für erziehenden Unter- 
richt- bearbeitet hat. Man muss nur ein offenes Auge für die socialen 
Zustände unserer Vororte und der großen österreichischen Fabriksstädte 
haben, um sich zu überzeugen, wie nützlich es wäre, wenn unsere 
Jugend, die männliche wie die weibliche, zur Handfertigkeit angeleitet 
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