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In den Unterricht artistischer Richtung theilen sich Director Ferdinand Lieb und
Lehrer Severin Schröder, welch' letzterer der ersten Abtheilung des Faches für Manu-
facturzeichnen versteht und die Vortrage über technisches Zeichnen, Styllehre und Farben-
lehre halt. Schröder ist aus Reg.-Rath Storclfs Atelier an der Kunstgewerbeschule des
Oesterr. Museums hervorgegangen.
An das Freihandzeichnen schließen sich die Arbeiten der carta rigata, erst ohne,
weiters aber mit Berücksichtigung der verschiedenen Bindungsmethoden, wobei in den
geeigneten Fällen Textilerzeugnisse mustergiltiger Stylperioden als Studienmittel dienen.
Von hier ab wenden sich die Arbeiten dem rein technischen Gebiete zu. Dieses
selbst naher zu besprechen kann zwar an dieser Stelle nicht unsere Aufgabe sein, doch
können wir uns nicht versagen - hinweisend auf die vortrefflichen Einrichtungen der
Anstalt im Allgemeinen - noch kurz anzuführen, dass gegenwärtig zum Zwecke des
praktischen Unterrichts a0 Hand- und u mechanische Webestühle in Thätigkeit sind.
Einige weitere Stühle sind noch in Aufstellung begriEen.
Zur Unterstützung dürftiger und würdiger Schüler besitzt die Anstalt fünf Stipen-
dien "a ioo 8., von welchen die Commune zwei und das Gremium der Seidenzeugfabri-
kanten drei systemisirt hat. Daneben hat sie eine Reihe von Preisen sowohl für die
Fachscbule als für die Fortbildungsschule zu vertheilen.
Zwei der Stipendiaten, Nahm: und Prosperi, erhalten ihre artistische Ausbil-
dung an der Kunstgewerbeschule u. zw. im Atelier des Reg-Rathes Storck.
Schließlich sei noch des Umstandes Erwähnung gethan, dass den Schülern der
Mnnufacturzeichen- und Webeschule Gelegenheit geboten ist, in der mit der Anstalt in
räumlicher Verbindung stehenden Section II des technologischen Gewerbemuseums Vor-
träge über allgemeine Chemie sowie über Tinctorialchemie, Färberei, Bleicherei und
Appretur zu horen. M.
Katalog der Theodor Grafschen Funde in Aegypten.
Von Professor Dr. J. Karab acek.
(Fortsetzung)
287-288. Prächtige, in Leinwand plane eingearbeitete Gobelinborte
breitester Art (26 Centimeter). Dieselbe ist eingetheilt in fünf weisse
parallele Horizontal-Zonen, von welchen die mittlere Zone Reibungen
von rothen Blättern und Rosetten darbietet , während die vier
übrigen Zonen auf Wellenranken abwechselnd Blätter und Früchte
in Grün, Weiss und Roth enthalten. Das Ganze macht den Eindruck
vomehmer stilistischer Auffassung.
289-294. Bruchstücke einer uni-gestreiften Ieinenen Prachttunica: merk-
würdige breite Borten und Aermelstücke (Nr. 291-292), welch'
letztere mit blauen Wollbörtchen in überschossener Weissmusterung
besetzt sind. Die roth grundirten Gobelinborten sind zweitheilig;
das mittlere, die Borte theilende Band enthält Reihen von Früchten-
motiven und wird durch ein die ganze innere Bortenbreite bedeckendes
Rundmedaillon stellenweise unterbrochen. Dasselbe enthält von einer
Jota-(D-Kreislinie eingeschlossen das Bild des Kugelfisches Fahäka
vom Rücken gesehen. ln den durch das mittlere Theilungsband und
Kreismedaillon gebildeten Compartimenten sind nach links und
rechts laufende Hunde dargestellt, Vderen Reihen durch krabbenartige
Figuren unterbrochen werden. Zur Beränderung der ganzen Borte
dienen Tau-(T)-Linienin der in Nr. 242 Anm. beschriebenen Anordnung.