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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 215)

Weit großartigere Aufgaben hat die spätere Zeit Deinem unermüdlichen 
Wirken vorbehalten, Von entscheidendem Eintlusse für die allgemeine archi- 
tektonische Entwicklung sind unbedingt Deine Werke aus den Sechziger Jahren, 
welche Klarheit in die Zeit großer Rathlosigkeit brachten. 
Das heutige Fest wird Gelegenheit bieten, Dein reiches künstlerisches 
und lehramtliches Wirken von allen Seiten in verdienter Weise zu beleuchten. 
Ich habe mich gedrängt gesehen, Dein Wirken vom großen reforma- 
torischen Standpunkte zu kennzeichnen. Wie sich die Wandlung allmalig 
in Dir selbst vollzogen hat, so hat sich dieselbe auch auf unsere Verhältnisse 
übertragen. Solche Impulse haben alle nur eine begrenzte Nachwirkung. Während 
die in dem verhaltnissmaßigfkurzen Zeitraume von kaum anderthalb Decennien 
vollzogene Neugestaltung Wiens so viel des Vortrefflichen enthält und nament- 
lich durch seine Charakteristik bemerkcnswerth bleiben wird, machen sich 
nun bereits ganz andere Strömungen geltend, über dievielleicht 
besser hier geschwiegen wird. Welche Wandlungen dieselbe aber auch 
unter den verwaltenden Einßüssen und durch die Impulse größerer und 
kleinerer Talente auch erfahren mag, so hat die Wiener Architektur doch 
durch die eben geschilderte Bauthatigkeit eine bestimmte, nicht ganz zu 
erschütternde Grundlage gewonnen. 
Wenn, wie Dir in den Sternen vorgezeichnet war, die attische Kunst 
Dein Glaubensbekenntniss im reifen Mannesalter werden musste, so hast doch 
erade Du zuerst in Wien die feinen Formen der italienischen Renaissance zur 
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wechselnden Versuchen entgegengestellte Thatsache vollendeter Werke, an 
welchen all emein ilti e architektonische Gesetze zum Ausdruck kommen und 
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Deines Wirkens bleiben. Spätere Generationen werden Deinen Antheil an unseren 
Kunstzuständen noch besser würdigen als wir und gerne wird man zugestehen, 
dass das in schweren Kämpfen von Dir muthig Errungene ganz das Resultat 
einer Ciberzeugungstreuen, unbeugsamen, gottbegnadeten Künstlernatur ist. 
Und zum Schlusse noch ein Wort. 
Freund Schmidt und ich hatten heute einen schonen Anlass gefunden, 
öffentlich zu erklären, wie Künstler, verschiedenartigen Richtungen an- 
gehörig und doch den gleichen Zielen zustrebend, in fortwahrendem 
geistigen Wettkampfe nie andere als rein sachliche Interessen aufkommen lassen 
werden, sobald sie die Kunst und sich gegenseitig achten. Unser reich bewegtes 
künstlerisches Wirken hat nicht Einen Zug aufzuweisen, wo persönliche Interessen 
den Ausschlag gegeben hatten; und so besteht in der That kraft dieser kunst- 
lerischen Uebereinstimmung ein Freundschaftsbund, auf den ich heute mit be- 
rechtigtem Stolz hinweisen muss. 
Indem ich für Deine lauteren freundschaftlichen Gesinnungen herzlichst 
danke, kann ich nur mit dem Wunsche schließen, dass Du das hohe Glück 
geistiger und körperlicher Frische lange noch genießen mögest, den reichen 
Kranz künstlerischer Schöpfungen vermehren und Dich noch lange an den- 
selben erfreuen mögest. 
Grinzing, 13. Juli i883. 
In aufrichtiger Hochachtung und Freundschaft Dein 
v. Ferstel.
	        
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