Literaturbericht.
Prof. H. Herdtle: Ostasiatische Bronzegefäße und -Geräthe in Umrissen.
Wien, Alfred Hölder, k. k. Universitätsbuchhändler, 1883. Fol.
Anschließend an die frühere Publication des Oesterr. Museums nUtnrisse antiker
Thongefaßeu hat Architekt Professor H. Herdtle soeben in genanntem Verlage m05!-
asiatische Bronzegefaße und Geräthe in Umrissen-t herausgegeben. Das Werk
umfasst a8 Blatter und eine kurze Einleitung, in welcher H. Herdtle sich über die
Veranlassung und den Zweck des Werkes ausspricht. Der Reihenfolge der Gefaße ist die
Classification Sempers zu Grunde gelegt. Der größte Theil der Gefäße ist aus dem Besitze
des kunstsinnigen Grafen Edmund Ziehy, und war auf der historischen Bronze-Ausstellung
des Museums exponirt.
Die Gegenstände sind in geometrischer Proiection mit den nöthigen Schnitten,
Seitenansichten und Grundrissen dargestellt und so weit es geht in natürlicher Große
wiedergegeben. '
Das Werk ist nicht nur für Gewerbe- und Kunstschulen, sondern auch für alle
Industriellen und Kunsthandwerker, welche sich der Gefaßbildnerei, sei es in Thon, Por-
zellan, Glas oder Metall widmen, von größtem Belang, da ein Werk ähnlicher Art nicht
existirt.
Prof. Herdtle hat sich durch die Herausgabe dieses Werkes ein besonderes Ver-
dienst um Schule und Industrie erworben. Die Aufnahmen sind unter Leitung Herdtle's
von den Schülern der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums gezeichnet und auto-
graphirt. Das Werk ist Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten Johann von und zu
Liechtenstein gewidmet. E.
Dr. A. Milchhöfer: Die Anfänge der Kunst in Griechenland, Studien.
Leipzig, F. A. Brockhaus.
Die frühesten bildkunstlerischen Ueberlieferungen griechischer Cultur einmal voll-
ständig zusammen zu stellen und nach allen Seiten zu beleuchten, um daraus neue
Schlüsse für die ältesten Zustande dieses merkwürdigsten Volkes zu gewinnen, wurde
hier zum ersten Male für ein ausgedehnteres Gebiet versucht, und wie schon der ver-
rnuthen konnte, der die früheren Arbeiten dieses Forschers kennt, ist das Resultat er-
freulich und die gewonnenen Folgerungen werden sich in vielen Punkten aufrecht erhalten
lassen. Die Untersuchungen beginnen rnit einer Besprechung der Mykenischen Funde
und behandeln dann hauptsächlich im Anschlusse an die altesten Gemmen die anderen
Fnndstatten Griechenlands, wobei besonders Kreta als ein Centralpunkt alter Religions-
und Kunstvorstellungen hervortritt. Die -Das homerische Zeitalters und uBildIiche Tra-
ditionu überschriebenen Capitel sind nicht weniger wichtig für Mythengeschichte als
für Kunstgeschichte. Eine Darstellung der ältesten Kunst Italiens schließt die frucht-
bare Untersuchung nh. W.
Rad e, M.: Königliches historisches Museum zu Dresden. Auswahl von
Ornamenten zu praktischem Gebrauch. Dresden, Römmler 8c Jonas,
1883. Fol.
Die Schütze des königl. historischen Museums haben in ihrer Gesammtheit bereits
eine umfassende Herausgabe erfahren, gleichwohl ist die vorliegende neue Publieation
durchaus nicht überßussig; im Gegentheil. von unserem Standpunkte aus, im Interesse
des Lehrmateriales für unsere Fachschulen begrüßen wir dieselbe mit lebhaftester Befrie-
digung und ungetheilter Anerkennung. Der Herausgeber, selbst Professor an der Dresdener
Kunstgewerbeschule, wusste was noth thut, und bringt von den herrlichen Pracht-
rüstungen, Gehängen u. s. w. des historischen Museums Aufnahmen, zumeist in Original-
große, an welchen die intime Durchbildung des Details, die geniale Handhabung ,der
Technik, der Reiz der nicht zu schablonenhafter Glatte sondern zu individuellem Leben
durchgebildeten Einzelheiten des Ornamentes in kaum zu übertretfender Klarheit zur
Erscheinung kommt. Es sind eben Rommler 8: Jonas, welche die Lichtdrucke nach den
Kunstschopfungen Augsburger und italienischer Walfenschmiede und Goldsticker lieferten.
Zunächst dürfte sich dieses neue Werk als geradezu unentbehrlicher Lehrapparat für
Goldschmiede- und Ciselierschulen herausstellen, aber auch allen anderen ist hier eine
reiche Quelle der Belehrung geboten, sie alle können lernen von dem bewundernswerthen
Stilgefühl der alten Meister, von den feinen Unterschieden der italienischen und der
deutschen Weise, von der wohlverstandenen Aenderung des Ornamentes, je nachdem es
für getriebene Arbeit, Aetzung oder Stickerei, für Holz, Bein oder Metall zur Anwendung
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