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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 218)

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Psychische Elemente der bildenden Kunst. 
Aus einem Vortrage, gehalten im Oesterr. Museum vom Ministerial-Vicesecretar 
Dr. Michael Freiherr v. Pidoll. 
Neben der Kraft des Menschen, sich inmitten der äußeren Welt, 
die ihn umgibt, im Kunstwerk gestaltend zu bethätigen, besteht der 
Drang, die so geschaffenen Werke seiner Phantasie zu erfassen und geistig 
zu durchdringen. Ist es auch zunächst die sinnliche Erscheinung, die uns 
fesselt, so sehen wir uns doch vor eine solche Fülle des Lebens gestellt, 
dass wir alle Hilfskräfte unseres Geistes für das völlige Begreifen des 
Kunstwerks nutzbar machen und, vom äußeren Eindrucke zu inneren 
Beziehungen übergehend, den Gedankeninhalt derselben zu ergründen 
suchen. Von diesem Gesichtspunkte aus besprach der Vortragende die 
verschiedenen Wege, auf welchen man in den Wechsel der Kunst- 
erscheinungen Ordnung und Zusammenhang zu bringen suchte und 
gelangte zu dem Schlusse, dass die hiedurch geschaffenen geistigen Disci- 
plinen, wie die Kunstgeschichte, Aesthetik und Philosophie der Kunst, 
unbeschadet ihrer wissenschaftlichen Bedeutung, zu dem eigentlich künst- 
lerischen Zwecke, der lebendigen Gegenwart des Kunstwerks in uns, 
nichts beitragen und dieser vielmehr nur dadurch erreichbar scheine, dass 
wir den Vorgang, vermöge dessen das Kunstwerk aus dem Bewusstsein 
des Künstlers hervorgeht, als Beschauer zu reproduciren trachten. 
Eine allgemeine Verständigung über die Eigenart der Kunstwerke 
erscheine deshalb nur insoferne möglich, dass man jene Beziehung der- 
selben aufsucht, die ebensowohl für den Künstler, wie den Betrachter 
besteht, nämlich die zum Bewusstsein und auf diese Art die psychischen 
Factoren einer Erwägung unterzieht, durch welche sich das Product der 
schöpferischen Phantasie mit aller Kraft der Unmittelbarkeit in unserem 
Geiste wiederspiegelt. . 
Das eigentliche psychische Element der bildenden Kunst ist nun, im 
Gegensatze zu anderen, nur in zweiter Linie mitwirkenden Factoren, die 
Vorstellung, und zwar, da die Kunst die äußere Erscheinung nicht 
in Gedanken umzusetzen, sondern zu anschaulicher Darstellung zu bringen 
hat, die sinnliche Vorstellung, welch' letztere stets eine gewisse sinn- 
liche Qualität - das ibiov aicßntöv des Aristoteles - Intensität und 
Ortsbestimmtheit besitzt und nur Gegenwärtiges enthält. Der durch 
äußere Eindrücke gegebene lnhalt dieser sinnlichen Vorstellung wird 
übrigens durch einen psychischen Factor, die mittelst der Phantasie 
erzeugten Associationen, vielfach modificirt und zwar entweder bereichert 
und gehoben, oder auch geschwächt. Hieraus ergibt sich für die Plastik, 
dass sie, da sie es mit Gestalt und Form, kurz mit der sinnlichen Qua- 
lität des Sehens zu thun hat, dem Auge die Arbeit des Erfassens mög- 
lichst erleichtern und ihre Gestalten zufolge des beschränkten Vermögens 
dieses Sinnesorgans vorwiegend in normaler, der gewohnheitsmäßig
	        
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