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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 218)

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421-422. Linkes und rechtes Achselstück einer Stola mit den beiden auf- 
getrennten Langärmeln. Die Textur wie Nr. 7; der Plüsch wechselt 
_ab mit feingeripptern, uni-gestreiftem Grund. Erhalten haben sich 
von dem hochinteressanten Gobelinschmuck das Stück einer plane 
combinirten Spange (Nr. 4.21), ferner die breiten, gleichfalls plane 
eingearbeiteten doppeltheiligen Aermelbesätze und die beiden auf- 
genähten Achseltabulae. Sämmtliche Stücke sind in weiss grundirtem 
Purpurdessin ausgeführt. Das Motiv dieser mit dem wlaufenden 
Hunde beränderten Gobelinwerke bilden, in Reihen rhythmisch 
abwechselnd, von Kreisen eingeschlossene Enten, Frauenköpfe und 
Polygone. In den beiden Achseltabulae dient dieselbe Ornarnentik 
als Füllung der viereckigen Bordüre, während ihre Innenliäche durch 
ein Rundtuedaillon mit folgender Darstellung ausgefüllt ist; Auf 
dem Throne sitzt der Imperator, fin der Linken das Kugelkreuz 
haltend, den linken Fuss auf einem Schemel ruhend. Zu seinen 
Fiissen zwei knieende, mit den Rücken einander zugekehrte, zu dem 
Kaiser aufblickende persische Gefangene, deren Hände nach rückwärts 
gebunden sind. Dieselben sind bekleidet mit phrygischer Mütze, 
Leibrock und weiten, an den Fussgelenken gebundenen Hosen. 
Feine künstlerische Ausführung in classischem Stil. 
Diese ufßcielle Darstellung, welche nur in dem, den Imperator betreKendeu, 
Theil beschädigt ist, lässt sich doch von Demjenigen, welchem dieselbe an den 
gleichzeitigen Münzen bekannt ist, sofort mit Leichtigkeit herauslesen. Sie hat 
Bezug auf einen Sieg der Römer über die Perser und kann in das IV. Jahr- 
hdt. n. Chr. gegeben werden. Dass diese Darstellung auch an dem, dem Träger 
dieses Gewandes gehörigen clavus die gleiche gewesen sei, unterliegt keinem 
Zweifel. Die von Kreisen eingeschlossenen Enten kehren in gleicher Formgebung 
an dem clavus und der Achseltabula des Kaisers Justinian wieder (s. Anm. zu 
Nr. 376). Schliesslich sei noch bemerkt, dass das vorliegende Gewandstück dem 
Verstorbenen verkehrt, d. h. mit der nach Innen gekehrten Aussenseite angezogen 
worden war. 
(Schluss folgt.) 
Vorlesungen im Oesterr. Museum. 
Ueber ndie internationale Ausstellung der graphischen 
Künsten hielt Director R. v. Eitelberger am 6. und 13. October im 
Bibliothekssaale zwei Vorlesungen, von denen die erste von Sr. k. Hoheit 
Erzherzog Rainer besucht wurde. Am Schlusse dieser Vorlesungen hat 
er Folgendes als die Hauptpunkte seiner Betrachtung hervorgehoben: 
I. Holzschnitt, Kupferstich und Radierung mit ihren Nebenzweigen sind 
Kunsttechniken, welche mit der Zunahme der Kunst, der Cultur und des 
Wohlstandes in innigem Zusammenhange stehen; 2. sie stehen mit der 
Entwicklung der Buchdruckerei und dem gesammten Buchillustriren im 
engen Zusammenhange und entwickeln sich am besten bei jenen Völkern, 
welche in der Lage sind, ihren Gedanken freien Ausdrugk zu geben; 
3. sie bedürfen zu ihrer Entwicklung eines ungehemmten Verkehrs, je
	        
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