Beilage zu Nr. 218
der
„Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums."
werden, bildet eine eigene Hausinduatrie, so gut wie die verschiedenen Arten von Musik-
instrumenten und des Spielzeuges, der Puppen von a Millim. bis zu a Meter. Die Kunst-
blumen, Wachsarbeiten, Toiletteartiltel, Schreibrequisiten. das weiße und schwarze Papier,
die echten und unechten Schreibtafeln, letztere aus Palmenmarlt, das mit Schieferstaub
impragnirt ist, bestehend, und schließlich auch die Herstellung der Feuerwerke zu den
Wasserfesten wurden als l-lausindustrien in Siam besprochen, so dass sich in der That
der Vortrag, durch die eingestreuten Details aus dem bürgerlichen und dem Monchsleben
noch besonders belebt, zu einem interessanten und lehrreichen gestaltete, der den Beifall
der Anwesenden in reichem Maße verdiente. - An die Besprechung der verschiedenen
Gewandstolfe knüpfte Payer am 22. October im Actsaale der Kunstgewerbeschule eine
Demonstration über die Art der Gewandung der Mönche mittels der einfachen ungenahten
Stuifstücke, was sich als sehr schätzbare Studie der Faltengebung für die Zöglinge der
Anstalt erwies.
Die Vortrage am Oesterr. Museum waren die letzten, welche Payer überhaupt hielt.
Nach seinen Aeußerungen seit seiner Rückkehr nach Europa nicht ganz wohl, hatte er
die Zeit über stets Opium gebrauchen müssen. Dies scheint seinen Organismus ange-
griEen zu haben; die vergebliche Bemühung, hier in Wien schnell eine ihm zusagende
Stellung zu finden und die Unlust nach Siam zurückzukehren, wohin er auf seinen Posten
als Hotbeamter demnächst wieder einrücken sollte, trieb den Bedauernswerthen im Alter
von 30 Jahren in Verzweiflung und Tod. Am 16. October Abends machte er mit einem
Schüsse seinem Leben ein Ende. Krankhafte Aufregung ist wohl gegenüber den verschie-
denen Versionen die richtigste Erklärung für diesen traurigen Schritt eines Mannes, der
in seinem Leben doch wahrlich nicht die Rolle eines Kleinmüthigen gespielt hatte.
Payer stammte aus Klagenfurt; seiner eigenen Erzählung nach verließ er als junger Mann
seine Anstellung an einer Wiener Mittelschule eines unglücklichen Liebesverhaltnisses
wegen und bestieg in Hamburg als Schilfsjunge das erste Schiff. welches zufällig nach
Siam ging. Dort fand er zuerst als Gehilfe eines Kaufmannesl, dann als Geometer sein
Fortkommen. Später trat er allen Schwierigkeiten zum Trotze in ein buddhistisches
Kloster, wo er sich Sprache und Sitten Siams vollständig aneignete. So naturalisirt, er-
hielt er einen Vertrauensposten am Hofe. Er versuchte daselbst die österreichische Wehr-
verfassung und andere europäische Institutionen, natürlich unter Berücksichtigung der
siamesischen Verhältnisse, einzuführen. Das Hauptstudium Payer's war die Palisprache;
er hinterlasst auch das vermuthlich xollendete Manuscript eines Worterbuches dieser
Sprache. Auch die Geschichte des alten Siam war Gegenstand seiner Forschungen; er
zeigte auch Plane der Ergebnisse von umfangreichen Ausgrabungen und Aufnahmen der
Ruinen einer verlassenen bedeutenden Stadt Alt-Siams. Diese Plane und einige alte Pali-
briefe sind, wie es heißt, von Payer der lntendantur der Hofmuseen angeboten und von
derselben für diese Hofanstalt auch angenommen worden.
Programm der Donnerstags-Vorlesungen im Oesterr.
Museum
' im Wintersemester 1883184.
1883. Novbr. 8. Custos Dr. Wickhoff: wUeber Bronzen der italie-
nischen Renaissance."
v 22. Herr Josef Folnesic s: nUEbBY moderne Bronzenm
v 29. Univers.-Prof. Dr. Wilh. Neumann: "Ueber Bronzen
im christlichen Mittelalterm
1x. ßa. 1883. 40