MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 218)

534 
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Speisezimmer, einige Salons, Boudoirs, 
Badezimmer, Vorzimmer und Küchen, eine Bibliothek, eine Weinstube 
und ein Bureau. Wir sehen, auch die Abwechslung ist größer, als wir 
es bei unseren Ausstellungen gewohnt sind. - Unter allen diesen Interieurs 
ist namentlich die nBibliotheku, eigentlich ein Herren-Wohnzimmer, als 
höchst gelungen zu bezeichnen, und es spricht für den guten Geschmack 
der Ausstellungsbesucher, dass dieses Zimmer nicht weniger als sieben- 
mal bestellt wurde. Es bildet einen Theil der Collectiv-Ausstellung der 
Baseler Handwerker und wurde von Herrn Bub eck, Director des 
dortigen Gewerbemuseums, entworfen. Ein Speisezimmer derselben l-ler- 
kunft reibt sich dieser gelungenen Leistung würdig an. -- In den übrigen 
derartigen Collectiv-Ausstellungen, wie in der von Appenzell, Zürich, 
St. Gallen, Riesbach, Aarau, Oberthurgau, Pfäfiikon, Winterthur, Chur, 
Emmishofen u. a., kann allerdings nicht Alles vollkommen gebilligt 
werden, in den meisten Fällen ist aber ein künstlerisches Ensemble 
erreicht worden, und was noch mehr zu loben ist und fast allgemein 
beobachtet werden kann, die Möbel sind nicht nur feiner und leichter 
im Profil wie im Aufbau als bei uns, und mehr den Mustern der fran- 
zösischen Renaissance nahekommend, sie sind in der Regel auch einfacher 
und für bürgerliche Verhältnisse passender. Was dagegen die schöne 
Gesammtwirkung dieser Wohnräume sehr oft zerstört hat, das ist die 
unglückliche Hand der Tapezierer. Aber wo in aller Welt ist sie glück- 
lich? Je mehr diese Leute wollen, desto weniger erreichen sie, ihr ver- 
meintlich Bestes sind die läppischesten Phantastereien, Bei den Schweizer 
Tapezierern oder Decorateuren, wie sie sich jetzt gerne nennen, sowie bei 
den Kunstindustriellen der französischen Schweiz überhaupt, ist der Ein- 
fluss von Paris sehr bemerkbar. Paris ist aber für die Kunstindustrie eine 
gefährliche Schule; denn dort, wo Alles auf die Spitze getrieben wird, 
lässt sich nur bei ganz ungewöhnlicher Intelligenz für's Leben und die 
Weiterentwicklung etwas lernen. 
Indern wir zur berühmtesten, zur eigentlichen Weltindustrie der 
Schweiz, der Uhrenfabrication übergehen, müssen wir vor Allem constatiren, 
dass dieselbe bei dieser Ausstellung der Beurtheilung vom kunstindustri- 
ellen Standpunkte viel mehr bietet, als dies bei früheren Ausstellungen 
der Fall war. Eine Industrie, welche jährlich Waaren im Werthe von 
mehr als ioo Millionen Frcs. in alle Welt versendet, muss allerdings 
auch für Jene sorgen, die an Geschmacklosem ihre Freude haben, aber 
wir halten es für einen sehr günstigen Percentsatz, dass mindestens der 
fünfte Theil der decorirten Taschenuhren, oder vielmehr der Uhrgehäuse, 
künstlerischen Anforderungen gerecht wird. Der Mehrzahl nach sind es 
Damenuhren, bei welchen an feiner, geschmackvoller Ausstattung Treff- 
liches geleistet wird. Auf die mannigfaltigste Weise sind dieselben ver- 
ziert. Gravirung, Emaillirung, Besatz mit Edelsteinen, verschiedenfarbige 
Vergoldung , Niellirung, ja selbst getriebene und ciselirte Arbeit, sowie
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.