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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 218)

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Combinationen dieser Techniken in zahlreichen Abstufungen vom Ein- 
fachsten bis zum Reichsten ßnden sich vor. Wir sehen hier einen Fort- 
schritt, der um so staunenswerther ist, als er erst vor wenigen Jahren 
angebahnt wurde, denn Jedermann wird sich erinnern, wie uninteressant 
und reizlos in künstlerischer Beziehung diese Industrie noch auf der 
Wiener Weltausstellung war. Acht Schulen für Uhrmacher, denen noch 
eine Reihe von Zeichenschulen zur Seite steht, sorgen für die Heran- 
bildung junger Kräfte, die künstlerische Ausbildung derselben erfolgt aber 
hauptsächlich in der Praxis, in welcher der Pariser Geschmack dominirt, 
dessen pikante Reize nirgends so sehr am Platze sind wie hier. 
Weitaus nicht in gleichem Maße zeigt sich der Fortschritt bei den 
Goldschmiede- und Bijouteriearbeiten. Hier sind erst Anfänge künst- 
lerischer Bestrebungen bemerkbar. Von den 23 Ausstellern dieser Gruppe 
ist eigentlich nur Einer vom künstlerischen Standpunkt beachtenswerth, 
das ist Bossard in Luzern. Es wäre zu wünschen, dass dessen Schalen, 
Becher, Pokale und emaillirte Schmuckgegenstände nach alten Renaissance- 
mustern im Publicum Gefallen, bei seinen Berufsgenossen aber Nach- 
ahmung fänden. Bei den anderen Ausstellern herrschen noch die Formen 
aus den 50er und 60er Jahren vor und nur ganz Weniges ist besser 
gerathen. Eine Ausnahme machen jene drei oder vier Goldarbeiter, welche 
sich mit der Anfertigung nationaler Schmuckgegenstände der Appenzeller 
Gegend und des Berner Oberlandes befassen. Hier hat die Mode die 
guten alten Traditionen noch nicht zerstört und die Gürtel, Haarnadeln 
und Behänge aus Gold und Silberfiligran mit Granaten oder Email sind 
zwar nicht sehr fein gearbeitet, bieten auch wenig Abwechslung, gewähren 
aber im Ganzen einen wohlthuenden Anblick. Endlich ist hier noch eines 
Fabrikanten aus Genf, M. D ufaux, zu gedenken, der ganz tadelloseArbeiten 
in Limousiner Email, sowohl größere Gegenstände, wie Uhrgehäuse, Vasen 
und Cassetten, als auch Bijouterien ausgestellt hat. Diese Leistungen ge- 
hören vom künstlerischen Standpunkte zu dem Besten, was die Ausstel- 
lung überhaupt bietet. 
Zu schönen Hoffnungen glaubte man sich berechtigt, als vor wenigen 
Jahren die ersten Producte der Heimberger Thonwaarenfabrik bekannt 
wurden. Diese Vasen und Töpfe, Schüsseln und Schalen hielten sich in 
Bezug auf Technik und Decor an alte Vorbilder aus dieser Gegend, an 
Traditionen, die noch nicht völlig erloschen waren, und bildeten mit 
ihren einfachen Pßanzenornamenten auf dunkelbraunem Grunde Objecte 
von recht guter und origineller Farbenstimmung. Dieselben fanden auch 
als Decorationsstücke allenthalben guten Absatz und erwarben sich auf 
den Ausstellungen in Paris, Frankfurt und Brüssel Auszeichnungen. Als 
es sich aber darum handelte, von Jahr zu Jahr den älteren Mustern neue 
Formen und Dessins hinzuzufügen, da waren sowohl die Thuner Fabrik, 
wie jene, welche inzwischen als Concurrenten und lmitatoren aufgetreten 
waren, schlecht berathen. Die alten Vorbilder reichten offenbar nicht mehr
	        
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